Wenn das kein Erlebnis war: Fünf Kinder durften dank "Wünsch dir was" einen Tag lang hinter die Kulissen der Rottweiler Polizeiwache blicken. Foto: Vinci

"Wünsch dir was"-Kinder besuchen Rottweiler Wache. "Wir sind kein Hilton".

"Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?" Diese Frage bekommen Kinder oft gestellt, und der siebenjährige Michael Bertsche aus Oberndorf weiß schon ganz genau, wohin die berufliche Reise einmal gehen soll. Er möchte Polizist werden.

Aber nicht im Steifendienst oder bei der Kriminalpolizei, sondern beim Sondereinsatzkommando (SEK). Aber bis es soweit ist, schnuppern unsere kleinen Gewinner hinter die Kulissen der Rottweiler Polizeiwache.

Im Rahmen der diesjährigen Aktion "Wünsch dir was", unterstützt von der Kreissparkasse Rottweil, besuchen Michael Bertsche (7) aus Oberndorf, Noé (6) und Juli (4) Mauch aus Rottweil und Romy (6) und Ida (3) Lehmann aus Rottweil das Polizeirevier der Kreisstadt. Ein erlebnisreicher Tag erwartet die Kinder: Nicht nur eine Führung durchs Haus steht auf dem Programm, sondern auch zahlreiche Einblicke in das facettenreiche Arbeitsfeld eines Polizisten. Die Jugendsachberaterinnen Karola Koolt und Carmen Maier nehmen die Kinder an der Schleuse in Empfang. Sie sind schon ganz aufgeregt und können es kaum erwarten, dass die Tour endlich losgeht.

Erster Stop ist der "Mund der Wahrheit" (La Bocca della verità): Diese scheibenförmige Figur, mit einem Gesicht und einem Loch als Mund, ist sozusagen ein antiker Lügendetektor, der Schwindlern mit einer harten Strafe droht. Nach dem Motto "Wer lügt, wird gebissen". Karola Koolt erklärt, dass diese Figur Symbolhaft für Ehrlichkeit gegenüber der Polizei steht. Sie fragt "Na, wer traut sich seine Hand reinzustecken"? Die Kinder beobachten die Beamten mit großen Augen, während sie es vormacht – und die Hand ist noch dran. Unentschlossen stehen die Kinder vor der Figur, bis sich der sechsjährige Noé doch noch traut. Zögerlich steckt er die Hand in den Mund, während Carmen Maier dabei steht und ihm gut zuredet. Einmal erkannt, dass die Figur nicht zubeißt, bekommt er gar nicht mehr genug davon. Die Hand verschwindet mehrmals im Schlund der düster dreinblickenden Figur, während er seiner Schwester zulächelt.

Dann gehts weiter zur Leitstelle, wo Peter Schwenke schon auf die Kinder wartet. Viele verschiedene Knöpfe, Telefone und Bildschirme finden sich im Arbeitsbereich der Zentrale. Neben den technischen Details erklärt Schwenke auch, was ein Polizist alles bei sich tragen muss, wenn er auf Streife geht. Viele Gegenstände erraten die Kinder selber, so auch den Schlagstock. Peter Schwenke zieht aus seinem Gürtel einen kleinen schmalen Stab hervor. "Der ist aber klein", ruft eines der Kinder in die Runde. "Jetzt darfst du Harry Potter zu mir sagen", witzelt Schwenke während er eine schnelle Bewegung mit dem Stab in der Hand macht, und "zack" ist der Stab ausgefahren. Im Schrank gegenüber bewahrt die Polizei allerlei Interessantes auf: Neben Handschuhen, Waffen und Munition, befinden sich in dem Schrank auch Schutzwesten, die die Kinder sogleich probieren dürfen.

Auf einem der Bildschirme ist eine Arrestzelle im Kellergeschoss zu sehen. Peter Schwenke erklärt den Kindern die Einrichtung solch einer Zelle. Nach einer Weile scherzt er "Wir sind kein Hilton". Neben einer Pritsche, ohne Matratze, gibt es in jeder der sechs Zellen eine Toilette. Manche davon sind französische Toiletten, also "Hocktoiletten". Bis auf den Bereich der Toilette, sieht Schwenke durch eine instalierte Kamera die ganze Zelle. Bei unserem Besuch waren keine Häftlinge in den Zellen.

Nächster Halt Spurensicherung: Als nächstes dürfen die Kinder ihre Fingerabdrücke abnehmen. Davor informieren die Beamtinnen über DNA und Spurensicherung im Allgemeinen, bevor das Stempelkissen zum Einsatz kommt. Fingerabdrücke werden zwar mittlerweile digital genommen, aber die Kinder dürfen ihre Finger noch traditionell in Tinte drücken. Am Ende darf jeder seine geschwärzte Finger mit nach Hause nehmen. Die Kinder wedeln "stolz wie Oscar" mit ihren Fingerabdrücken herum.

Anschließend geht es raus auf den Hof, wo die Streifenwagen parken. Der größte Wunsch einiger Kinder war es, einmal in einem Polizeiwagen mitzufahren. Dieser Wunsch geht sogleich in Erfüllung. Aber ein bisschen gedulden müssen sie sich noch. Denn zuerst zeigen die Polizistinnen, was alles in einem Wagen so drin ist. Im Kofferraum finden sich neben Besen, Licht und Absperrband auch Pylonen.

Aber jetzt bitten die Beamtinnen die Rasselbande im Wagen Platz zu nehmen. Bei Blaulicht und Sirene drehen die Kinder einige Runden im Hof. Michael und Noé tragen die Polizeimützen der Beamtinnen, die sie auch noch für den Rest der Führung aufbehalten dürfen. Abschließend geht es noch zu den Arrestzellen, wo sich die Kinder ihr eigenes Bild von der "Hocktoilette" machen können. Außerdem fällt den aufgeweckten Kindern auf, dass es zwar in den Zellen ein Fenster gibt, diese aber keinen Griff besitzen. Zum Abschluss gibt es für die Kinder noch ein paar kleine Geschenke und ein erlebnisreicher Tag bei der Rottweiler Polizei geht zu Ende.