Der Anbau mit der neuen Toilette bescherte dem Feuerwehrhaus zwei nebeneinanderliegende Eingänge. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Orts-Check: Toiletten-Anbau der Feuerwehr Neufra weckt nur begrenzte Begeisterung

Von Anja Schmidt

Rottweil-Neufra. Armin König ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele, seit acht Jahren als Kommandant der Abteilung Neufra. Wenn, ja wenn nur das mit der Toilette nicht gewesen wäre.

132 Jahre wird die Feuerwehr Neufra in diesem Jahr alt. Armin König ist freilich deutlich jünger, aber seit er denken kann, ein Fan der Feuerwehr. Vorletzte Woche kontrollierte er mit zwei Kameraden die Gerätschaften. "Wir erwarten den Feuerwehr-TÜV", erzählt er. Die drei Fahrzeuge wurden auf Hochglanz poliert und die Technik zum wiederholten Mal geprüft. Sorge habe er keine. Die Löschfahrzeuge von 1989 und 1999 wurden jüngst vom Verkehrs-TÜV für tauglich erklärt und der Mannschaftstransporter erst vor drei Jahren angeschafft.

Auch im Feuerwehrhaus wird viel gewerkelt. Pickfein steht es da. Man will kaum glauben, dass es schon 45 Jahre auf dem Buckel hat. 1970 wurde es in Eigenleistung errichtet und seither von den Kameraden laufend saniert und gepflegt. Seit über vier Jahrzehnten ist die Stadt Rottweil Herr über das Gebäude. Und fast genauso lang ersehnt sich die Feuerwehrabteilung eine zweite Toilette. Seit vor einigen Jahren eine Frau die Truppe verstärkt, wurden über den Ortschaftsrat laufend Anträge gestellt. Bis vor drei Jahren erfolglos. Umso freudiger traf dann die Zusage von Oberbürgermeister Ralf Broß ein. "Die Toilette wird gebaut", sagte Broß beim Rundgang mit Bürgern der verblüfften Menge. Je 5000 Euro hätten Feuerwehr und Gemeinde beizusteuern.

Der Freude folgte aber schnell Ernüchterung, erinnert sich König. Da im Gebäude zu wenig Platz war, wurde ein Anbau nötig. Das Projekt auf dem Feuerwehrhof zu verwirklichen, sei indes nicht weniger problematisch gewesen. "Ein Jahr war für die Planung notwendig", bedauert König. Der Hof grenzt direkt an die Starzel. Bei jedem Neubau sei ein Mindestabstand zum Bach zu beachten, erklärt der Kommandant. Viel Raum blieb da nicht mehr, also musste für die Toilette vom Feuerwehrhaus ein Teil abgezwackt werden. "Wir opferten über einen Meter unseres Umkleideraumes". So geräumig wie erwartet wurde die Toilette dennoch nicht. Zwar stehe jetzt beiden Geschlechtern eine Schüssel zur Verfügung, und den Männern außerdem ein Pissoir, aber richtig freuen kann sich König nicht.

"Eine Schüssel für 22 Männer ist etwas wenig. Und der Raum ist so beengt, dass wir nicht mal einen Spiegel aufhängen können." Auch der weitere Blick durch die acht Quadratmeter große Toilette kann nicht überzeugen. Offene Rohrleitungen laufen entlang der Wände, und auf dem Boden mussten zweimal Unebenheiten ausgeglichen werden. Bitter für die Männer, die sich so sehr um ihr Anwesen bemühen. "Wir sind aber dennoch zufrieden", versucht König zu betonen. Genau genommen habe er sogar ein schlechtes Gewissen. Der Anbau kam nämlich teurer als erwartet. "Ach hätten wir es doch bloß selber gemacht", sagt König und meint es ernst, denn ein Stein des Anstoßes bleibt immer noch. Der Eingang zur Toilette liegt direkt neben dem alten Eingang, den keiner mehr braucht. Im Plan sollte er durch ein Glaselement ersetzt werden. Dafür sei jetzt aber kein Geld mehr übrig, befürchtet König.

Peter Hauser vom Eigenbetrieb Stadtbau kann ihm diese Sorge nicht nehmen. Insgesamt habe der Anbau 40 000 Euro gekostet. 10 000 Euro mehr als im Haushalt vorgesehen war. Zum Zeitpunkt des Baus waren alle Handwerksbetriebe ausgelastet, erklärt Hauser. Hinzu kamen noch begleitende Maßnahmen von etwa 6000 Euro. Nachvollziehen kann er die Kritik nicht. Der Toilettenanbau erfülle zu 100 Prozent seinen Zweck, und "sieht doch toll aus". Zudem wurden eine Deckenheizung und ein Einbauregal im Mannschaftsraum eingebaut. "Eigentlich haben wir erwartet, dass wir dafür geküsst werden", bedauert Hauser das Grummeln der Feuerwehr. Für den Austausch der alten Haustür gegen ein Glaselement rechnet Hauser mit 3000 Euro. Weitere Kosten, die sich die Stadt derzeit sparen und in "notwendigere Projekte" investieren möchte.

In zwei Jahren steht König wieder zur Wahl. Seinen Kommandantenstab will er abgeben. Nicht, weil er amtsmüde sei, betont er, aber die repräsentative Arbeit liege ihm nicht, und frischer Wind würde der Abteilung gut tun. Einen Nachfolger habe er bereits im Auge. Als wesentliche Aufgabe sieht er bis dahin die Jugendarbeit. "Wir haben drei Jugendwarte, aber nur fünf Kinder und Jugendliche in der Feuerwehr". Im vergangenen Jahr waren es noch zwölf. Vier wechselten in die aktive Wehr und drei hörten auf. Optimistisch blickt er dennoch in die Zukunft. Den Kindergarten wie die Schule würden derzeit je etwa 40 Kinder besuchen. Für den Herbst sei ein Aktionstag geplant, der die Kinder begeistern könne.