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Bauausschuss bringt Förderprogramm auf den Weg

Von Patrick Nädele

Familien sind als Bewohner der Innenstadt eher selten. Die vorbereitenden Untersuchungen für den Start ins Sanierungsprogramm "Stadtmitte" zeigen: zu mehr als der Hälfte sind es Single-Haushalte.

Rottweil. 53 Prozent Ein-Personen-, 30 Prozent Zwei-Personen-Haushalte – die Strukturanalyse der STEG Stadtentwicklungs GmbH macht es deutlich: zu mehr als 80 Prozent sind die Wohnungen in der Innenstadt nicht von Familien bewohnt. Mehr als die Hälfte der Menschen sind 45 Jahre oder älter. "Die Bevölkerung in der Stadtmitte unterscheidet sich also deutlich von der Bevölkerung im restlichen Rottweil", unterstreichen in der Sitzung die STEG-Mitarbeiter Stefanie Kehrlein und Frieder Hartung. Zudem wird hier überdurchschnittlich oft umgezogen. Die Fluktuationsrate von 15 Prozent passt zur geringen Eigentumsquote von 23 Prozent.

Auf diesen Daten basieren die Maßnahmen und das Konzept des Sanierungsprogramms, mit dem sich die Mitglieder des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses diese Woche schon einmal beschäftigt haben. In der großen Runde des Gemeinderats steht es in der Sitzung am 24. Februar auf der Tagesordnung.

Aus den Antworten von 113 der 334 angeschriebenen Eigentümern weiß die STEG auch, dass 61 Prozent der Wohnungen nicht altersgerecht sind und nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand umgebaut werden könnten. Nur zwölf Prozent sind bereits entsprechend modernisiert. Das Potenzial beschränkt sich also auf 27 Prozent der Wohnungen. Gleichwohl führt die Erhebung große Sanierungsdefizite im energetischen Bereich vor Augen.

Bürgerliche Struktur

Die Zahl der Eigentümer, die in die Modernisierung investieren wollen, hält sich etwa mit denen die Waage, die keine Veränderungen planen. "Wir haben im Sanierungsgebiet eine sehr bürgerliche Struktur mit einer Vielzahl an Eigentümern", sagt Tobias Hermann, Pressesprecher der Stadtverwaltung. Würden also tatsächlich 43 Prozent der 334 Eigentümer die Möglichkeit nutzen, ihr Gebäude oder ihre Wohnung mit Hilfe einer Finanzspritze aus dem Sanierungstopf umzubauen, kämen mehr als 140 Projekte allein von privater Seite zusammen. Schon vergangenes Jahr wollte deshalb die Fraktion der Freien Wähler (FWV) sichergestellt wissen, dass angesichts der städtischen Bauvorhaben private Eigentümer nicht zu kurz kommen.

Für das Sanierungsprogramm "Stadtmitte" schätzt die STEG den Bedarf an Fördermitteln auf 6,29 Millionen Euro. 40 Prozent davon müsste die Stadt aufbringen, 60 Prozent oder knapp 3,8 Millionen Euro Bund und Land. Bewilligt sind bislang 1,5 Millionen Euro, sodass mit dem städtischen Anteil der Fördertopf derzeit mit 2,5 Millionen Euro gefüllt ist. Über Aufstockungsanträge könnte im Lauf der nächsten Jahren diese Summe noch erhöht werden.

Immerhin: Der größte Teil, nämlich 3,2 der 6,29 Millionen Euro, taucht in der Kalkulation der STEG für Baumaßnahmen auf. Und dabei sind jeweils 1,6 Millionen Euro für private und kommunale Vorhaben aufgelistet. Das Stadtmuseum und das Alte Kaufhaus sollen dabei zum Zug kommen. Somit entfielen rechnerisch auf jedes private Bauvorhaben etwas mehr als 11 000 Euro an Fördermitteln.

Das Parkhaus

Auf nochmals knapp 2,3 Millionen Euro kommt die STEG für sogenannte Ordnungsmaßnahmen. Darin sind etwa die Abbruchkosten des jetzigen Feuerwehrhauses an der Schlachthausstraße oder auch von St. Anna in der Konviktgasse enthalten. Maßnahmen rund um den Bau des neuen Parkhauses summieren sich auf annähernd 1,2 Millionen Euro.

Oberbürgermeister Ralf Broß sprach in der Ausschusssitzung von einem "Ausblick auf die Möglichkeiten der nächsten Jahre". Sein Appell: "Es muss jetzt los gehen, es müssen Mittel beim Land abgerufen werden, wenn die Aufstockungsanträge eine Chance haben sollen."