Umfrage unter Rektoren und Polizei zeigt: Es gibt kaum Probleme / Drei Gefahrenstellen sollten verbessert werden

Von Jürgen Maier

Rottweil. Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs am Montag sind wieder Tausende Schüler täglich auf Rottweils Straßen unterwegs. Aber wie sicher oder gefährlich sind die Schulwege eigentlich? Drei Grundschul-Rektoren und die Polizei geben Antworten.

u Wie schätzen Schulleiter und Polizei die Schulwege ein? Die Schulleiter der drei Grundschulen direkt in Rottweil – Konrad-Witz-Schule, Eichendorff-Schule und Römerschule – bewerten die Wege zu ihren Einrichtungen als sicher. "Die Schulwege sind machbar", sagt Sabine Weinmann von der Römerschule. An den Problemstellen seien Zebrastreifen oder Fußgängerüberwege mit Ampeln vorhanden. Auch Mirjam Storz von der Eichendorff-Schule findet die Schulwege "in Ordnung". Diese Einschätzungen teilt Willy Schmidt, Rektor der Konrad-Witz-Schule. Die Heer- und die Kaiserstraße nennt er als bevorzugte Wege seiner Schüler.

Auch die Polizei sieht in Rottweil "sichere Schulwege". Seit dem Jahr 2009 habe es nur 15 Verkehrsunfälle auf Schulwegen in Rottweil gegeben. "Das ist ein verhältnismäßig niedriges Niveau", sagt Matthias Preiss von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Die Zahl der Verkehrsunfälle auf Schulwegen sei zum Beispiel in Tuttlingen in einer ähnlichen Größenordnung, erklärt er. Und die Zahlen seien in Rottweil rückläufig. "Zum Glück gab es keinen Toten durch einen Unfall auf den Schulwegen", meint Preiss. "Jeder Fall ist aber einer zu viel", sagt er. Seit dem Jahr 2009 seien zwei Kinder schwer und 22 leicht verletzt worden.

u Gibt es trotzdem größere Gefahrenstellen? Auch wenn die drei Grundschul-Rektoren und die Polizei die Rottweiler Schulwege als sicher einschätzen, nennen Weinmann und Storz drei Gefahrenstellen, die verbessert werden sollten. Die Rektorin der Römerschule sieht Nachholbedarf an der Fußgängerampel, um die Hochmaurenstraße vor dem Hotel Bären zu überqueren. "Es dauert ziemlich lange, bis die Ampel von Rot auf Grün schaltet", sagt sie. Die Schüler müssten viel Geduld aufbringen. In der Tat: Die Ampel braucht bis zu einer Minute, um den freien Übergang anzuzeigen. Allerdings bleibt den Kindern nur eine Grünphase von zehn bis 15 Sekunden, um auf die andere Straßenseite zu gelangen. Zudem handelt es sich um eine breite Straße, an der sie gleich zwei Fußgängerampeln überschreiten müssen. Hier könnte ein schnelleres Umschalten von Rot auf Grün und eine längere Grünphase den Kindern den Schulweg erleichtern.

Die Leiterin der Eichendorff-Schule hat zwei Problemstellen auf dem Weg zu ihrer Einrichtung ausgemacht. Es handelt sich um die Treppen am Nägelesgraben-Kreisel direkt vor dem Culinara und zur Burkardstraße. "An beiden Stellen gibt es keine Zebrastreifen oder besondere Markierungen für Schulwege wie Fußabdrücke", moniert Storz. Gerade am genannten Nägelesgraben-Kreisel wäre dies mit Sicherheit angebracht.

Preiss vertritt dabei aber eine andere Auffassung: "Solche Hinweise haben nicht nur Vorteile", meint er. Schulwege seien individuell und könnten sich durch Baustellen oder Hindernisse auf den Wegen ändern. In solchen Fällen würden die Markierungen nicht mehr einen Schulweg für die Kinder anzeigen, der an dieser Stelle am sinnvollsten sei.

u Wie werden die Kinder auf die Schulwege vorbereitet? Hierfür gibt es in den Schulen und von der Polizei zahlreiche Maßnahmen. Die Rektoren verweisen auf Informationsveranstaltungen im Unterricht, in denen die Kinder geschult werden. "Bei uns gibt es Verkehrserziehung und Einheiten der Polizei im Unterricht", sagt Storz. Preiss spricht ebenfalls von Präventionsmaßnahmen. Allerdings könne die Polizei nur Basisinformationen bieten, alles weitere liege an den Eltern.

u Wie sollen sich die Schüler und deren Eltern verhalten? Sowohl die Grundschul-Rektoren als auch die Polizei geben immer wieder einen Tipp: Die Eltern sollen mit ihren Kindern den Schulweg einüben. Das heißt, sie sollen ihn immer wieder zusammen abgehen und auf Gefahrenstellen hinweisen. Auch ein Perspektivwechsel sei hier sinnvoll. Die Kinder geben vor, wie sie zum Beispiel eine Straße überqueren wollen. Die Eltern können dann gemeinsam mit den Kindern reflektieren, ob dies eine sinnvolle Vorgehensweise sei.

u Was sollten Eltern und Schüler nicht machen? "Das Eltern-Taxi, das heißt die Eltern bringen ihre Kinder selbst mit dem Auto zur Schule, sollte nur in absoluten Ausnahmefällen genutzt werden", warnt Preiss. Durch den zusätzlichen Verkehr auf Wegen zur und vor der Schule entstünden für die Kinder weitere Gefahrenzonen und Engpässe. Zudem dürfen Schüler laut Schmidt erst nach der Fahrradprüfung in der dritten und vierten Klasse selbst mit dem Fahrrad zur Schule fahren.

u Wie reagiert die Polizei auf den bevorstehenden Schulbeginn? Preiss kündigt verstärkte Kontrollen an und fordert Fahrzeugführer zu besonders umsichtigen und rücksichtsvollen Fahrverhalten auf – vor allem wenn ab Ende der kommenden Woche auch die "ABC-Schützlinge", das heißt die Erstklässler, zur Schule gehen. Zudem begleitet die Polizei den Schulbeginn weiterhin mit der Aktion "Sicherer Schulweg – Gib Acht auf mich". Dies bedeute verstärkte Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen – gerade auch auf Schulwegen. Im Rahmen des bundesweiten Blitz-Marathons am Donnerstag, 18. September, befrage die Polizei Kinder, wo der Straßenverkehr für sie besonders gefährlich sei und wo die Polizei deshalb die Geschwindigkeit der Autofahrer messen solle. Schulwege sollen dabei besonders kontrolliert werden.