Zahlreiche Interessierte nehmen an der Frühjahrstagung der Neurologischen Klinik im Festsaal des Vinzenz-von-Paul- Hospitals zum Thema "Multiple Sklerose" teil. Chefarzt Klaus-Dieter Neher (vorne) begrüßt die Gäste. Foto: Pfautsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Tagung im Vinzenz-von-Paul-Hospital beschäftigt sich mit neuen Therapien zu Behandlung von Multipler Sklerose

Rottweil. Eine Expertenrunde beschäftigte sich anlässlich der elften Frühjahrstagung der Neurologischen Klinik des Vinzenz-von- Paul-Hospitals Rottweil mit neuen Therapien zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS). Die Leitung hatte hierbei Chefarzt Klaus-Dieter Neher.

Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine chronische Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks, die unterschiedlich verlaufen kann. Sie wird deshalb auch als "die Krankheit mit den tausend Gesichtern" bezeichnet. Bei den meisten Erkrankungen beginnt die MS schubförmig. Dabei bilden sich die Beschwerden nach einem Krankheitsschub ganz oder teilweise zurück. Im weiteren Verlauf (nach circa zehn bis 15 Jahren) kann die Erkrankung in einen langsam fortschreitenden Verlauf übergehen.

Neben der Behandlung des akuten Krankheitsschubs mit Kortisoninfusionen gibt es heute langfristig wirksame immunprophylaktische Therapien, die das Fortschreiten des Krankheitsprozesses aufhalten sollen. Die Therapie wird der individuellen Situation des Patienten angepasst. Zur Langzeitbehandlung der Multiplen Sklerose stehen seit mehr 20 Jahren vor allem die Interferone zur Verfügung. Diese Substanzen werden von Patienten selbst unter die Haut gespritzt. Darüber hinaus wurden in den vergangenen Jahren etliche neue Therapien entwickelt, unter anderem auch Medikamente, die der Patient schlucken kann.

Zu dieser Thematik referierten bei dem Symposium Tjalf Ziemssen vom Zentrum für klinische Neurowissenschaften der Klinik für Neurologie der Universität Dresden und Erich Mauch, Chefarzt der Fachklinik Dietenbronn bei Ulm. Christian Dettmers von den Kliniken Schmieder in Konstanz sprach in seinem Referat über die "Fatigue bei Multipler Sklerose". Bei der Fatigue handelt es sich um einen durch den Krankheitsprozess hervorgerufenen abnormen Ermüdungszustand, der die Patienten im Alltag erheblich beeinträchtigen kann. Sebastian Rauer von der Neurologischen Universitätsklinik Freiburg referierte über eine spezielle Verlaufsform der Multiplen Sklerose, die von Anfang an langsam fortschreitet, also ohne Schübe verläuft. Für diese Sonderform der Multiplen Sklerose gibt es kaum Therapiemöglichkeiten. Rauer nannte in diesem Zusammenhang das Rituximab, einen monoklonalen Antikörper, außerdem das Immunsuppressivum Mitoxantron oder die regelmäßige Durchführung von Infusionsserien mit Kortison.

Abschließend referierte Brigitte Wildemann von der Neurologischen Klinik der Uni Heidelberg über Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung der Multiplen Sklerose. Sie wies auf andere seltene Entzündungen des Nervensystems hin, die mit der Multiplen Sklerose verwechselt werden können. Um die Krankheit richtig zu diagnostizieren, seien moderne bildgebende Verfahren wie der Kernspintomographie sowie die differenzierte Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit von wesentlicher Bedeutung.