Das Rottweiler Baugebiet Spitalhöhe erfreut sich großer Beliebtheit. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Göllsdorf und Hausen wollen mit neuen Baugebieten durchstarten: Ein Problem für die Spitalhöhe?

Von Anja Schmidt

Rottweil. Die Spitalhöhe ist ein Traumbaugebiet – und entsprechend gefragt. Dennoch befürchtet die Stadtverwaltung eine Konkurrenz zu Baugebieten in den Stadtteilen.

Gelegen am Naherholungsgebiet Eschachtal, erlaubt das Neubaugebiet Spitalhöhe einen uneingeschränkten Blick auf Felder, Wiesen und Bäume, und liegt dennoch unmittelbar an Einrichtungen wie Schulcampus, Aquasol oder Sportplätzen. Inzwischen ist auch der Spielplatz fertiggestellt, den sich die Stadt mehr als 200 000 Euro kosten ließ. Aufgeteilt ist er in zwei Bereiche. Mit Wippbalken, Doppelschaukel, Kombispielgerät, Karussell und Rutsche für Kinder bis sieben Jahren einerseits, und einer großen Kombinationsspiel-anlage, Bolzplatz mit Sitzstufen, Ballfangzaun und eine Tischtennisplatte andererseits. Ein Angebot, das viele Neubürger anlockt.

Und die Ortsteile? Im Schreiben von Peter Hauser, Leiter Eigenbetrieb Stadtbau, das am 21. Januar im Gemeinderat Thema war, heißt es: Der Grunderwerb Brunnenäcker (Göllsdorf) wird auf 2017 und die Erschließungsmaßnahme auf 2019 ff verschoben. Begründet wurde die Verschiebung der Maßnahme mit dem Projekt "Spitalhöhe – 2. Bauabschnitt". Noch deutlicher wird Hauser im folgenden Satz: "Mit dem nahe gelegenen Baugebiet im Ortsteil Göllsdorf soll nicht eine schädliche Konkurrenzsituation geschaffen werden."

Ein halbes Jahr zuvor war der Stadtbau-Chef noch nicht so direkt. Auf Anfrage des Ortschaftsrats, wann in Göllsdorf denn endlich mit dem Bauflächenmanagement begonnen werde, berief sich die Stadtbau auf personelle Engpässe, die einen Termin in diesem Jahr nicht mehr zulassen würden. Ein voraussichtlicher Beginn wurde dabei nicht genannt.

Der Begriff "schädliche Konkurrenz" und vor allem die Aussicht, dass erst 2019 oder noch später mit der Erschließung des Baugebietes Brunnenäcker in Göllsdorf begonnen werde, war für die Göllsdorfer Räte in jüngster Sitzung ein Schlag. "Aus meiner Sicht besteht keine Konkurrenz", wehrte sich Ortsvorsteher Wolfgang Dreher, und betonte: "Die Interessenten des Baugebiets Brunnenäcker wollen nicht in der Stadt, sondern in dörfliche Struktur bauen." Sein Argument ist nicht von der Hand zu weisen. Er zieht seine Schlüsse aus Gesprächen mit Göllsdorfern und Altstädtern.

Die Zahlen der Stadt widerlegen das nicht. Für die Spitalhöhe entscheiden sich zu zwei Dritteln Rottweiler und zu einem Drittel Neubürger. Nur wenige aus den Ortsteilen bauten auf der Spitalhöhe, bestätigte Pressesprecher Tobias Hermann. Würden in den Ortsteilen keine Baugebiete angeboten, wären deren Bürger gezwungen, in der Stadt zu bauen, oder wie Dreher vermutet, in andere Gemeinden abzuwandern.

Ortschaftsrat Walter Rottweiler warf einen Blick auf die finanzielle Seite. Während auf der Spitalhöhe der Quadratmeter zwischen 190 und 230 Euro kostet, betrug er für das letzte Baugebiet "Obere Dättele" in Göllsdorf knapp 120 Euro. Der Preis werde sich für "Brunnenäcker" zwar nicht halten lassen, prophezeite Dreher, am Niveau für die Spitalhöhe kratze er aber nicht.

Die Erleichterung brachte Bürgermeister Werner Guhl, der etwas später in die Sitzung kam. Er sah die Konkurrenz in ganz anderer Richtung: "Hausen liegt viel näher zur Spitalhöhe". Den Göllsdorfern indes schlug er vor, das Baulückenmanagement selbst in die Hand zu nehmen. In Göllsdorf gebe es kaum innerörtliche Baulücken. Die wenigen Gespräche mit Grundstückseigentümern, die für die Genehmigung eines Neubaugebiets zuvor geführt werden müssten, könnten problemlos ohne Mitwirkung der Stadtbau geführt werden. "Brunnenäcker" 2016 ins Rollen zu bringen, bliebe dann ein realistisches Zeitfenster.

Schon einen Tag später schloss sich der Gemeinderat dem Vorschlag von Guhl an. In Hausen hingegen scheint die Verwirklichung des Baugebiets "Bronnenkohl/Rauzen" in weite Ferne zu rücken. Zwar ist dort die Planung schon fortgeschritten, aber die vielen innerörtlichen Baulücken dürften der Genehmigung eines Neubaugebietes noch eine Zeit lang entgegen stehen. Im Haushalt 2015 wurden die Mittel für den innerörtlichen Grundstückserwerb jedenfalls von 100 000 auf 480 000 Euro erhöht.

Derweil laufen die Verhandlungen auf der Spitalhöhe gut. "Wir sind mit dem Abverkauf sehr zufrieden", sagte Tobias Hermann. Grundstücke auf der Spitalhöhe können seit acht Jahren erworben werden. Im ersten Bauabschnitt wurden 70 verkauft. Zwei Grundstücke sind noch zu haben. Für den zweiten Bauabschnitt liegen bereits 50 Anfragen vor. Ist dieser voll, wäre die Erweiterung um einen dritten Bauabschnitt möglich.