KSV-Youngster Timo Moosmann "entzauberte" den routinierten Koba Balavinovi vom KSK Furtwangen und wurde Schultersieger. Foto: Moosmann

Ringen: Regionalligist hat vor 800 Zuschauern gegen KSK Furtwangen überraschend mit 12:14 das Nachsehen.

Mit einem Ringerfest ging die Mannschaftsrunde in der Tennenbronner Sporthalle zu Ende. Das Regionalliga-Derby zwischen dem heimischen KSV und KSK Furtwangen mobilisierte 800 Zuschauer und erreichte eine Dimension, die selbst in der Bundesliga nur die Spitzenkämpfe toppen.

Mit einem knappen 14:12-Sieg konnte sich die Gäste aus eigener Kraft aus der Abstiegszone retten und eine Wiederholung dieses enthusiastischen Duells kann auch 2015 in der Regionalliga wieder stattfinden. Der KSV Tennenbronn schickte seine Fans trotz der Heimniederlage nicht enttäuscht in den Jahreswechsel, denn mit der Vizemeisterschaft im Aufstiegsjahr wurde das Saisonziel weit übertroffen.

Nach kampflos überlassenen vier Punkten im Papiergewicht folgte schon im ersten Kampf auf der Matte der entscheidende Fauxpas für den KSV. Erstmals im Schwergewicht der "Ersten" fiel Mathias Pfaff schon nach wenigen Sekunden über einen "Beinsteller" seines Gegners Tobias Baier und landete auf den Schultern. Für Hochstimmung beim KSV sorgte dagegen Youngster Timo Moosmann. Mit beherzten Beinangriffen überrumpelte er den Georgier Koba Balavinovi und legte ihn nach knapp zwei Minuten beim Stand von 8:0 aufs Kreuz.

Dass Daniel Reiner gegen Sergo Ninua keine Chance hatte, war vorhersehbar. In ebenfalls knapp zwei Minuten hatte der Furtwanger Starringer seinen Überlegenheitssieg erreicht. Bogdan Zaharia suchte von Beginn an den Angriff gegen den starken Igor Domovets und erreichte die Führung, die der Furtwanger aber mit einem "Vierer" wieder ausglich.

Dann profitierte der Tennenbronner von einer unerlaubten Beinabwehr des Gegners und bekam zusätzliche Verwarnungspunkte gutgeschrieben. Mit routinierter Verteidigung gab Zaharia diesen Vorsprung in der zweiten Runde trotz körperlicher Überlegenheit von Domovets nicht mehr Preis. Zur Pause lag Furtwangen damit deutlich mit 12:5 in Führung.

Timo Marcel Nagel war gegen Tobias Haaga bis Mitte der vierten Minute souverän unterwegs und lag verdient mit 6:0-Punkten vorne. Der routinierte Haaga gab sich jedoch nicht auf und verkürzte kurz aufeinander mit zwei "Zweiern" gefährlich nahe, ehe Nagel zum Kampfende den alten Abstand fast wieder herstellen konnte.

Eine schwere Aufgabe hatte griechisch-römisch-Spezialist Peter Lehmann im Freistilkampf gegen Fabian Kirner zu bewältigen und meisterte sie über alle Erwartungen gut. Ein Hüftschwung brachte ihm nach fünf Minuten sogar die Führung und erst wenige Sekunden vor dem Schlussgong gelang Kirner der glückliche Gesamtsieg.

Ein weiterer hautenger Schlüsselkampf endete mit einem Tennenbronner Erfolg. Alexander Fichter musste Albert Qorraj erst zwei Punkte durch einen Durchdreher abgeben, konnte jedoch mit zwei Einsern ausgleichen und am Ende selbst mit einem Durchdreher gewinnen.

Der vorzeitige Furtwanger Gesamtsieg stand fest, als im "Kampf der Titanen" Teiimuarz Beradze Sieger gegen Fabian Reiner blieb. In dem hitzigen und nicht zimperlichen Gefecht setzte der Tennenbronner nach einer Verwarnung für Beradze zum "Ausheber" an, fiel dabei aber plötzlich wie ein Baum in eine gefährliche Lage.

Die Tennenbronner Fans sahen Beinarbeit des Furtwangers, aber der Kampfrichter erkannte auf zwei Punkte und sprach später von einer "grenzwertigen Situation". Zum Schluss konnte Furtwanges Kevin Reuschling der größeren Fitness von Luca Lehmann nur in den ersten beiden Minuten Paroli bieten. Mit einem überlegenen Punktsieg führte Lehmann den KSV noch auf das Endergebnis von 12:14-Punkten heran.

Mathias Brenn (Trainer KSV Tennenbronn): "Wir haben tolle Kämpfe gesehen, aber der Ausgang bringt uns in Erklärungsnot. Man könnte glauben, dass wir Markus Eichin nicht aufgestellt haben, um absichtlich zu verlieren, was aber nicht so ist. Wir wollten unserem verdienten Ringer Mathias Pfaff für 250 Kämpfe im Trikot des KSV die Plattform in der ersten Mannschaft bieten und waren uns sicher, dass er gegen Tobias Baier gewinnen wird. Dass sein ›Ehrenkampf‹ so unglücklich endete, tut uns und ihm wirklich leid."

Ewald Wolber (Trainer KSK Furtwangen): "Solche Kämpfe bringen es und sind Werbung für den Ringkampfsport. Wir Furtwanger haben uns gefangen, eine Super-Rückrunde gerungen und den Klassenerhalt mit eigener Kraft geschafft. Die nächsten Wochen werden beim KSK richtungweisende Entscheidungen fallen. Tobias Haaga, der seinen Abschied vom aktiven Ringkampfsport verkündet hat, spielt dabei auch eine Rolle".

Alexander Fichter (Ringer beim KSV Tennenbronn): "Mit Ausnahme von Bogdan Zaharia haben alle Ringer unserer heutigen Mannschaft das Ringen in Tennenbronn gelernt. Wir haben dadurch einen super Zusammenhalt und können uns statt bezahlten Ringern eine aufwendige Jugendarbeit leisten. Daraus werden wir nächstes Jahr mit David Brenn wahrscheinlich auch wieder einen Klasse-Papiergewichtler bekommen. Ich selber will auch mit 36 Jahren noch eine Runde dranhängen".

Michael Hübner (Ex-Trainer KSK Furtwangen): Man kann nur hoffen, dass es noch lange Vereine gibt, die solch tolle Ringkämpfe bieten und so viele Fans anlocken. Es ist ein Trauerspiel, was in den oberen Ligen mit viel Geld und ausländischen Ringern abläuft und oft doch niemanden interessiert".

WERTUNGEN

KSV Tennenbronn I – KSK Furtwangen I 12:14

57kg G: kein Ringer – Vincent Kirner 0:4

130kgF: Mathias Pfaff – Tobias Baier 0:4 (SS)

61kg F: Timo Moosmann – Koba Balavinovi 4:0 (SS)

98kg G: Daniel Reiner – Sergo Ninua 0:4 (PS 0:15)

66kg G: Bogdan Zaharia – Igor Domovets 1:0 (PS 11:9)

86kg F: Timo-Marcel Nagel – Tobias Haaga 2:0 (PS 9:4)

66kg F: Peter Lehmann – Fabian Kirner 0:1 (PS 5:6)

86kg G: Alexander Fichter – Albert Qorraj 1:0 (PS 4:2)

75kg G: Fabian Reiner – Teimuarz Beradze 0:1 (PS 0:2)

75kg F: Luca Lehmann – Kevin Reuschling 4:0 (PS 18:3)