Tobias Müller (rechts) und der VfB Bösingen gehen als Favorit in das Derby, dürfen aber den noch sieglosen FV 08 Rottweil nicht an seiner schlechten Platzierung messen. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

LandesligaGastgeber VfB Bösingen gegen 08 Rottweil leicht in der Favoritenrolle

Von Reiner Neff

VfB Bösingen – FV 08 Rottweil (Heute, 18.30 Uhr). Wenn zwei Trainer, zwei Teams und das gesamte Umfeld einem Fußballspiel entgegenfiebern, dann kann es sich nur um das Lokalderby zwischen dem VfB Bösingen und dem FV 08 Rottweil handeln.

Der VfB Bösingen steht nach sechs Spieltagen mit elf Punkten auf dem vierten Tabellenplatz. Von solch einer Konstellation kann Ex-Profi Tim Hüfner, Trainer des FV 08 Rottweil, derzeit nur träumen. Mit gerade mal einem Punkt belegt Rottweil Tabellenrang 15 und wartet weiterhin auf den ersten Sieg. Doch Uli Fischer ist weit davon entfernt, den Tabellenvorletzten deshalb zu unterschätzen. "Dass die Gäste durchaus über gutes Potential verfügen, haben sie am 3. Spieltag mit dem 3:3 beim SV Zimmern bewiesen", weiß der VfB-Trainer.

Obwohl der FV 08 Rottweil zuletzt leer ausging, weiß Bösingens Trainer Uli Fischer, dass auf seine Mannschaft eine schwere Aufgabe zukommt. Die Nullachter sind erfahren, individuell gut besetzt und verfügen mit Aleksandar Novakovic über einen gefährlichen Torjäger.

Obwohl das Duell gegen die Kreisstädter erst das siebte von 30 Spielen ist, soll es aber schon jetzt zu einer Art Gradmesser für den VfB werden. "Wenn wir dieses Spiel gewinnen, haben wir durchaus die Option, auch weiterhin vorne mitzuspielen", so der Trainer.

Dass der VfB aufgrund der Tabellensituation in der Favoritenrolle ist, lässt sich nicht verleugnen. Was aber passiert, wenn man den Gegner unterschätzt, musste Bösingen in der vergangenen Saison erfahren, als Rottweil auch noch sieglos war, gegen den VfB mit einem 2:1 den ersten "Dreier" einfahren konnte. Doch das ist Schnee von gestern. Dennoch gibt Uli Fischer eine klare Marschroute vor: "Wir müssen versuchen, mit aggressivem Spiel den Spielfluss des Gegners zu unterbinden. Wenn uns das gelingt, steigen unsere Aussichten auf ein positives Ergebnis. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir einen guten Tag erwischen, dass wir alle zu einem sehr engagierten und couragierten Spiel finden und vielleicht auch etwas Glück haben in einigen Situationen." Allerdings muss Fischer auf den Rot-gesperrten Sascha Vögele, sowie auf Chris Schmitz (Hochzeit), verzichten.

Trendwende oder weiterer Absturz – wohin führt der Weg des FV 08 Rottweil? Nach sechs Spielen ohne einen Sieg und dem vorletzten Tabellenplatz sind die Neckarstädter alles andere als favorisiert im Derby.

Allerdings betont 08-Trainer Tim Hüfner angesichts der Situation, "dass es für mich egal ist, gegen wen wir spielen. Wir müssen uns mit uns beschäftigen. Derbys sind immer was spezielles und besonderes und für die Spieler eine zusätzliche Motivation vor so vielen Zuschauern", hofft er wie vor dem Zimmern-Lokalkampf, dass seine Jungs dies in positive Energie umsetzen können. Zumal die Duelle gegen den VfB in der Vergangenheit immer von der Tagesform abhängig waren und stets unterschiedliche Ausgänge parat hielten.

Die sportliche Krisensituation verlangte in den vergangenen Tagen und Wochen viele Gespräche – vom Trainer aber auch den Verantwortlichen um Sport-Vorstand Hermann Miller oder Geschäftsführer Dirk Theis. Nicht immer einfach, gerade für Theis. Er ist beruflich zeitlich sehr eingespannt und oftmals mehrere Tage in Rumänien. Ruhe bewahren und Geduld in die Fähigkeiten des Trainers und der Mannschaft sind seine Maxime: "Wir sind ja noch am Anfang der Runde."

Personell wird beim VfB wieder ein dezimierter Rottweiler Kader mit den Langzeitausfällen Kläger, Baster, Kellner, Weinmann fehlen. Hüfner indes klagt nicht, sondern arbeitet mit dem, was er hat. "Wir haben etliche talentierte Spieler wie David Mieszala oder Arber Krasniqi. Die brauchen einfach noch Zeit", unterstützt ihn Theis. Umso wichtiger, dass die Leistungsträger Mauch, Hermle, Novakovic und Co. Stück für Stück an ihre Top-Verfassung herankommen, um die unerfahrenen jungen Akteure in der schwierigen Phase zu führen.