Hans-Peter Faißt, Aufsichtsratsvorsitzender von AWO Soziale Dienste gGmbH (in der Mitte), gratuliert Romy Blumstengel (links) und Andrea Dietrich (rechts) zum zehnjährigen Jubiläum des Jugendmigrationsdienstes im Landkreis Rottweil (großes Bild). Flüchtlingskinder spielen Gitarre und singen unter der Leitung von Christoph Frank "Bruder Jakob" in unterschiedlichen Sprachen. Fotos: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder-Bote

Die Wanderausstellung "Anders? Cool!" im Kapuziner in Rottweil befasst sich mit Migrationskindern

Von Tatsiana Zelenjuk

Kreis Rottweil. Mit Kooperationspartnern und Gästen feierte der AWO Jugendmigrationsdienst (JMD) das zehnjährige Bestehen im Kreis und die Eröffnung der Ausstellung "Anders? Cool!".

Der Jugendmigrationsdienst leistet wichtige Integrationsarbeit und ist Beratungsstelle für junge Migranten von zwölf bis 27 Jahre und ihre Familien sowie andere Organisationen und Netzwerke, die sich mit den Themen auseinandersetzen. Bernd Hamann, Leiter des Dezernats Soziales, Jugend und Versorgung beim Landratsamt, unterstrich, wie wichtig Hilfe und Unterstützung beim Ankommen sind. Allen, die sich in diesem Bereich ehrenamtlich engagierten, sich um die Eingliederung der Migranten bemühten, galt sein Lob.

Ebenso jenen, die hauptberuflich mit Migration und Integration zu tun hätten und angesichts der aktuellen Situation oft an ihre Grenzen oder sogar darüber hinaus gingen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende von AWO Soziale Dienste gGmbH, Hans-Peter Faißt, stellte fest, dass durch angestiegene Flüchtlingszahlen das Thema an Bedeutung gewonnen habe. Die Ausstellung "Anders? Cool!" solle nicht nur Sorgen, sondern auch Freuden und Hoffnungen von jungen Menschen mit Migrationshintergrund vermitteln. Sie solle Vorurteilen entgegenwirken und einen Beitrag gegen Fremdenfeindlichkeit leisten, so Faißt.

Auch Herbert Stemmler, des Kinder- und Jugendreferats und Integrationsbeauftragter der Stadt Rottweil, sprach von enormen Herausforderungen und Bedeutung von ehrenamtlichen Helfern und Organisationen, die junge Migranten unterstützten. Der JMD habe eine wichtige Aufgabe, Jugendliche in die neue Heimat zu begleiten.

Romy Blumstengel bot einen kurzen Überblick über die Arbeit des Dienstes. "Junge Leute kommen zu uns über Schulen, Behörden und Integrationskurse, aber auch über Freunde und Verwandte", erklärt sie. Jugendliche hätten Fragen rund um Ausbildung, Sprachkurse, Anerkennung der Abschlüsse und Wohnungssuche. "Doch sie brauchen wirklich mehr als nur Wohnung und Beruf. Das, was sie vereint, ist der starke Wunsch, neue Freunde und sinnvolle Freizeitgestaltung zu finden, sich in der neuen Heimat einzubringen", stellte Blumstengel fest.

434 Jugendliche habe der Jugendmigrationsdienst in diesem Jahr beraten. Neben Beratung und Sprachförderung biete der JMD Kurse an, bei denen Jugendliche in Gruppen ihre Persönlichkeit entwickeln und Kompetenzen stärken könnten.

In Tanz- oder Trommelworkshops könnten die Teilnehmer viel über Teamfähigkeit lernen. Wenn sie dabei ein Hobby entdeckten, würde es ihnen bei der Integration helfen, da sie sich dann weiter in Vereinen und regionalen Institutionen engagierten, berichtete Blumstengel. Auch Worte der Dankbarkeit von jungen Migranten konnte man an diesem Abend hören. Drei von ihnen haben über persönliche Erfahrungen berichtet: über Schwierigkeiten der Anfangszeit, über Wünsche für die Zukunft.

Kleine musikalische Pausen waren auch richtig international: da konnte man Bruder Jakob in fünf Sprachen hören – vorgetragen von den jungen Besuchern des Gitarrenkurses von Christoph Frank im Flüchtlingsheim –, auch ein russisches und ein rumänisches Lied standen auf dem Programm.

Andrea Dietrich vom JMD führte anschließend durch die Ausstellung. Neben gewöhnlichen Ausstelltafeln bietet diese mehrere multimediale Stationen, eine Audio-Lounge mit zwanzig Geschichten zum Anhören und eine Fotostation. Dieses Format soll in erster Linie jüngere Besucher ansprechen und in den Kapuziner locken. u Die Wanderausstellung kann bis Freitag, 16. Oktober, im Mehrgenerationenhaus Kapuziner Rottweil besucht werden.