Denkfabrik: Unternehmer und Wissenschaftler beraten im Kraftwerk über Folgen der Digitalisierung

Das Rottweiler Kraftwerk mutierte am Freitag zur regionalen Denkfabrik. Mehr als 80 Führungskräfte aus der Wirtschaft diskutierten mit Wissenschaftlern über die Folgen der Digitalisierung.

Rottweil. Experten zeigten, wie neueste Software die Geschäfte von Maschinenbauern und Zulieferern auf den Kopf stellt und Arbeitsplätze verändert. Die Teilnehmer erkannten, dass sich auch Management und Personalführung ändern müssten, um den Wandel in den Betrieben bewältigen zu können.

"Die Digitalisierung und die Veränderungen in der Arbeitswelt betreffen jeden. Sie lösen nachvollziehbare Sorgen aus", berichtete Ralf Kailer zur Eröffnung aus seiner täglichen Beratungspraxis. Kailer ist Geschäftsführer des Villinger Softwarehauses Kailer & Sommer und Initiator der Denkfabrik mit dem Titel "Entscheider treffen sich – The Future of Making Things". Gemeinsam mit der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem regionalen Technologieverbund Technology Mountains veranstaltete Kailer & Sommer, unterstützt vom Softwarehersteller Autodesk, zum zweiten Mal das Treffen namhafter Unternehmer und Führungskräfte aus der Region.

Das Anliegen der Veranstaltungsreihe ist es laut Pressemitteilung, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Sie sollen darin unterstützt werden, den Wandel zu bewältigen und das Kapital zu nutzen, das in den digitalen Daten steckt.

Die Teilnehmer tauschten in sechs Gruppen ihre Erfahrungen aus. Im Dialog mit Experten und Wissenschaftlern suchten sie nach Wegen in die Zukunft. "Es gibt keine fertigen Lösungen", resümierte Heiner Lasi, Leiter des Berliner Ferdinand-Steinbeis-Instituts. Thorsten Rettich, Geschäftsführer des St. Georgener Werkzeugmaschinenbauers J.G. Weisser Söhne, berichtete, dass sein Unternehmen jeden Mitarbeiter in den Prozess einbinde, um auf dem Weg zur digitalen Fabrik rasch voranzukommen.

Jutta Rump von der Hochschule Ludwigshafen wies auf die Doppelbelastung der Führungskräfte und Teamleiter in Industriebetrieben hin. Sie sollen bahnbrechende digitalisierte Betriebsprozesse einführen und müssten gleichzeitig Rücksicht nehmen auf traditionelle Arbeitsweisen. Der Ausweg: Chefs müssten über eine neue Personalführung nachdenken. Die Führungsarbeit müsse auf mehr Schultern verteilt und demokratisiert werden.

Ein Beispiel für die Digitalisierung lieferte Sascha Frömming von Thyssen-Krupp Elevator anhand des in Rottweil gebauten Testturms: Ein Lift sei künftig ein Datensammler. Servicetechniker könnten so ihre Wartungen gezielter ausführen und Pannen verhindern. Aber ihre Arbeit könne dann auch genauer überwacht werden. Mit den Daten ließen sich neue Geschäftsideen rund um die Gebäudetechnik verwirklichen. Die Frage sei jedoch, wem die Daten gehören. In diesem Zusammenhang wies Reiner Kriesten vom Institut für Energieeffiziente Mobilität der Hochschule Karlsruhe auf Sicherheitsmängel hin. Für den Schutz der Daten und der digitalen Technik in Autos, Maschinen, Fabriken oder Gebäuden werde bisher fast gar nichts getan.