Christof Otte, Leiter für Ergonomie und Gesundheit bei der Rottweiler Firma Office Plus, auf einem "Stehboard" vor einem ergonomischen Tisch Foto: Kübler Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Firma will Bewegung in den Arbeitsalltag bringen

Beim Arbeiten zwischen Steh- und Sitzphasen wechseln? Das ist für viele am Arbeitsplatz entweder nicht möglich, oder die Anreize, sich aufzurappeln, sind zu gering. Abhilfe schafft da das Rottweiler Unternehmen Office Plus.

Rottweil. Christof Otte steht auf einem "Stehboard" und wippt etwas nach links und dann nach rechts. "Dadurch wird das Stehen aktiver", erklärt er. Der Leiter für Ergonomie und Gesundheit bei der Firma Office Plus steht vor einem hohen Arbeitstisch, an dem ein gesonderter Bereich mit einem Stehpult angebracht ist. Dort befinden sich ein zweiter Bildschirm, ein Telefon, eine Tastatur. Alles in der Höhe, in der der Zwei-Meter-Mann im Stehen arbeiten kann. Diesen zweiten Arbeitsbereich gibt es aus einem einfachen Grund: "Die Hoffnung, dass höhenverstellbare Tische dazu führen, dass die Leute öfters ihre Position während der Arbeit wechseln, hat sich nicht bewahrheitet", erzählt Otte. Die Tische würden einfach auf eine Höhe eingestellt und dann auf ihr belassen.

Deswegen haben sich die Mitarbeiter des Rottweiler Spezialisten für ergonomische Büromöbel neue Konzepte ausgedacht. Eines davon ist die Idee, Zonen zu schaffen. An der normalen Tischplatte werden die einen Arbeitsschritte erledigt, in dem erhöhten Stehpult-Bereich die anderen: Dadurch, dass etwa das Telefon in zweiterem steht, würde man automatisch zum Telefonieren aufstehen. "Die klare Zuteilung von Aufgaben zwingt mich, die Haltung zu wechseln", erklärt Otte. Und gerade darum gehe es bei ergonomischen Arbeitsplätzen: den Wechsel zwischen Positionen.

1992 aus der Firma BDT hervorgegangen

"Es geht darum, zu überlegen, wie man Menschen zu mehr Bewegung bringt", erklärt er das Credo von Office Plus. Das Unternehmen ging 1992 aus der Firma BDT hervor, nachdem deren Gründer Helmut Steinhilber erkannte: Der Einzug von Computern in die Arbeitswelt könnte für die Beschäftigten Probleme mit sich bringen. Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre war deshalb ein Tisch-Stehpult entwickelt worden. Um dieses Projekt herum hatte sich später eine eigenständige Firma gebildet: Office Plus. Geschäftsführer ist seit der Gründung Nikolaus King, mittlerweile hat das Unternehmen zwölf Mitarbeiter. Diese kleine Zahl erkläre sich dadurch, dass Office Plus nicht selbst produziert, sagt Christof Otte. Für die Produktion greife man auf Unternehmen aus der Region zurück. Produziert würden pro Jahr etwa 2000 Stehtische.

Wegen der großen Konkurrenz im Bereich der höhenverstellbaren Tische durch asiatische Hersteller setze Office Plus auf Innovationen wie etwa das Zonen-Konzept, erzählt Otte. Der Villinger ist eigentlich gelernter Heilpraktiker und war früher Osteopath für Schmerztherapie. Sechs Jahre hatte er seine eigene Praxis, dann habe es ihn in die Wirtschaft gezogen. Erst zu einer Firma, die sich auf ergonomisches Sitzen spezialisiert hat, und nun eben zu Office Plus. "Jetzt kann ich mein Fachwissen auf eine andere Weise anwenden", sagt der 43-Jährige.

Otte leiste in seinem Job viel Kommunikationsarbeit. Zwar sei Ergonomie am Arbeitsplatz ein Thema "das im Kommen ist", das Verständnis ende jedoch meistens, wenn es um die Kosten gehe. Denn ein höhenverstellbarer Tisch der Firma kostet mindestens 800 Euro. Bei solchen Summen fehle es den Unternehmen noch an Weitblick. So könnten durch die Tische die Produktivität gesteigert, aber auch die Krankheitstage reduziert werden – das zeigten Studien. Wegen diesen Argumenten ist Otte auch zuversichtlich: "Der Markt ist noch nicht gesättigt."

Weitere Informationen: Christof Otte informiert im Internet auf: ergonomie.blog