Der Aufzugs-Testturm komplettiert Erwin Gaisers "Rottweiler Kripple". Foto: Schnekenburger

Erwin Gaiser nimmt das neue Wahrzeichen in seine Holzkunstwerke auf. Größe anfangs ein Problem.

Zimmern-Flözlingen - An eine große Sache hat er sich gewagt, und dabei ist es doch nur ein weiteres Element, das Erwin Gaiser in seine Bildwelten aus Holz integriert: Der Rottweiler Aufzugs-Testturm schmückt den neuesten Schwibbogen. 

In der Vorweihnachtszeit haben Kunsthandwerker Hochkonjunktur. Da zeigt sich, ob die Arbeit der vergangenen Wochen und Monate in die richtige Richtung ging. Bei Erwin Gaiser, der in Flözlingen seine Werkstatt betreibt, ging es bislang immer ins Gasthaus "Flammer", wo er eine Auswahl seiner Arbeiten präsentierte. Die Schwibbögen, die er seit mehr als einem Dutzend Jahren macht, den Kurrende-Leuchter, nach wie vor mit das aufwendigste Stück in seiner Arbeit, aber auch Drechselwaren, die sich zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Klar, wer so einen Draht zum Holz hat wie Gaiser, der ringt dem von der Natur gestalteten Material auch ein paar besondere Effekte ab. Dieses Jahr ist alles aber ein bisschen anders. Das fängt mit dem Ausstellungslokal an – aus gesundheitlichen Gründen ist die Ausstellung im "Flammer" nicht machbar – und hört bei Gaisers Paradedisziplin auf.

Für sein neuestes Schwibbogen-Modell wirft er gleich zwei Gestaltungsprinzipien über den Haufen. "Das ist ein gigantisches Bauwerk", sagt Erwin Gaiser. Sein Blick streift über den neuen Schwibbogen hinüber zu den gezeichneten und gedruckten Vorlagen. Sie bilden den Aufzugs-Testturm von Thyssen-Krupp in Rottweil ab. Immer wieder fuhr – und fährt – Gaiser zur Baustelle. Er sieht den Turm förmlich wachsen. Und dieser Turm wächst in ein Bild hinein, das er vor vier Jahren schon einmal gemacht hat: Die Rottweiler Stadtsilhouette, zu der die Spitzen vom Turm der Kapellenkirche, dem Hochturm, vor dem das Schwarze Tor ebenfalls seinen Platz bekommt, und der Münsterturm gehören. Als Auftragsarbeit macht Gaiser damals die Arbeit. Eines der Exemplare des "Rottweiler Bogens" ist in Rottweil geblieben, die anderen drei haben dessen Kinder in die halbe Welt verteilt.

Der große Aufzugs-Testturm war damals schon Thema. Aber es gab noch keine konkrete Form. Mal ganz abgesehen von der Frage, ob, wo und wie das Bauwerk überhaupt entstehen sollte. Nun, ist das Erscheinungsbild einer großen Schraube greifbar, der Turm steht. Die Arbeiten an der Außenhülle sind in diesen Tagen abgeschlossen. Gaiser hat den Turm wachsen sehen. Und für ihn ist klar, dass dieses Objekt irgendwie Einzug in seine Arbeit finden muss. "Ich dachte, das könnte etwas werden", sagt der Kunsthandwerker rückblickend. Und als der Schwarzwälder Bote eine Sonderseite mit den abstrahierten Formen der Rottweiler Türme veröffentlichte, war die Idee geboren.

Erwin Gaiser schneidet sich sein Turmmodell aus, lässt es drucken, fertigt einen ersten Prototypen. Dieser soll den bekannten "Rottweiler Bogen" vervollständigen.

Jetzt ist es mit dem großen Turm so eine Sache: Er ist einfach viel größer als alle Bauwerke in der Umgebung. Außerdem muss der flache Kegelstumpf der Turmbasis als wichtiges Element zu sehen sein. Der Versuch, den Turm in den Schwibbogen einzubauen, führt zu keinem befriedigenden Ergebnis. Auch wirkt das neue Objekt nicht groß genug. Gaiser bessert nach: "Ich schnitt den Turm aus Papier aus, hielt ihn an den Bogen – und es passte gut!", sagt er. Damit ist das "Rottweiler Kripple" 2017 vollendet.

Zeigen wird es der Kunsthandwerker nicht mehr im vertrauten Ausstellungslokal im Flözlinger "Flammer", sondern im evangelischen Gemeindehaus in Flözlingen. Dort sind am Ausstellungswochenende auch die anderen Arbeiten Gaisers zu sehen. Der Kunsthandwerker ist gespannt, was die Besucher in Flözlingen zu seinen Arbeiten sagen.