Das Bundesgesundheitsministerium prognostiziert im Jahr 2025 einen Fehlbedarf von rund 200 000 Pflegekräften in Deutschland. Foto: © Andrey Popov / Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreisseniorenrat: Gremium diskutiert auch intensiv zum Thema Kümmerer-Stellen / Ab Herbst mit starkem Internetauftritt

Kreis Rottweil. Der zunehmende Pflegekräftemangel bereitet den Vorstands- und Ausschussmitgliedern des Kreisseniorenrats Rottweil große Sorgen. Wie Dieter Gaus als Vertreter der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Landkreis Rottweil bei der jüngsten Sitzung aufzeigte, gibt es immer mehr Pflegeeinrichtungen, die aufgrund fehlender Pflegekräfte keine "Neukunden" mehr aufnehmen können.

Julika Schoch, beim Landratsamt unter anderem auch in Bezug auf die sogenannten Kümmerer-Stellen für die Koordination zwischen Kreis und Kommunen zuständig, informierte Vorstand und Ausschuss, wie weit die Neugestaltung des Internetauftritts des Kreisseniorenrats gediehen ist. "Mein Budget liegt bei 7000 Euro. Ich habe vier regionale Anbieter angeschrieben. Von drei Anbietern habe ich Rückmeldungen erhalten". Nun müssten die Angebote verglichen werden. In den kommenden Wochen werde die Entscheidung fallen, um im Herbst den Internetauftritt präsent zu haben.

Schoch gab auch bekannt, dass sie wegen der Umsetzung des Kreisseniorenplans hinsichtlich der "Kümmerer-Stelle" mit den Kommunen im Kreis Kontakt aufgenommen hat. Von sieben Kommunen habe sie Rückmeldung bekommen. Bösingen/Herrenzimmern zeige Interesse, eventuell eine solche Stelle zu installieren. Deißlingen habe schon eine Kümmerin. Dietingen sehe keinen Bedarf, auch Rottweil halte sich diesbezüglich eher bedeckt. Sulz habe zwar grundsätzlich großes Interesse, sehe den Aufgabenbereich eines Kümmerers durch Hans-Ulrich Händel, den Beauftragten für Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung, bereits als weitgehend abgedeckt an. Villingendorf und Zimmern würden ebenfalls Interesse an einer Kümmerer-Stelle bekunden.

Johannes Jäger zeigte am Beispiel von Rottweil auf, wo in der Stadtverwaltung bereits Strukturen bezüglich der Seniorenarbeit existierten. So sei nicht immer zwingend eine Kümmerer-Stelle geboten, um die Vorgaben des Kreisseniorenplans verwaltungstechnisch zu erfüllen. Matthias Kohlhase bemängelte, dass manche Kommunen es nicht einmal für nötig hielten, zu antworten.

Dieter Gaus zog Parallelen zum Jugendhilfeplan und wies auf Oberndorf hin, wo viele Mittel in die Jugendarbeit flössen. Die Wertigkeit der Altenhilfe müsse jetzt umfassend anerkannt werden. Karl Roth meint, dass ein erhöhter Druck auf die Kommunen nichts bringe. Der Vorsitzende appellierte an die Vorstands- und Ausschussmitglieder, bei den Verwaltungen und Gemeinderäten ihrer Kommunen für das Informationsangebot des Kreisseniorenrats zum Kreisseniorenplan zu werben.

Für Egon Kalbacher, den zweiten Vorsitzenden des Kreisseniorenrats, muss darauf hingearbeitet werden, dass Seniorenräte und -foren lebensbejahende Institutionen für Senioren sind.

Gaus ging auf die Auswirkungen des Pflegestärkegesetzes II, das die Zahl der Pflegekräfte hinsichtlich der Pflegeplätze bestimmt, und hierbei auf die wachsende Kluft zwischen der Zahl von ausgebildeten Kräften im Pflegedienst und der stetig zunehmenden Zahl von Pflegebedürftigen ein. Laut den Prognosen des Gesundheitsministeriums muss man im Jahr 2025 mit einem Fehlbedarf von rund 200 000 Pflegekräften rechnen. Die Entwicklung, dass zunehmend Pflegeeinrichtungen keine neuen Pflegebedürftige mehr aufnehmen könnten, weil sie nach dem Schlüssel des neuen Pflegestärkungsgesetzes II dafür zu wenig Pflegekräfte zur Verfügung hätten und auf dem Arbeitsmarkt keine mehr zu bekommen wären, sei bedenklich. Die Fluktuation sei bei Pflegekräften besonders stark ausgeprägt. Oft würden examinierte Pflegekräfte nach einer hochqualifizierten Ausbildung gerade einmal vier Jahre in ihrem Beruf arbeiten, um dann auszusteigen. Die Attraktivität dieses Berufs sei, was die allgemeine Wertschätzung und die Entlohnung betreffe, nicht sehr hoch.

"Dieses Problem macht uns große Sorgen. Mehr Wertschätzung heißt auch mehr Wert und damit mehr Geld für diese Leistung", betonte Halusa. Es bestehe derzeit keine gesellschaftliche Übereinkunft, dass die pflegerische Dienstleistung endlich auch entsprechend gewürdigt und anerkannt werde. Zudem behinderten bürokratische Hemmnisse die Pflege insgesamt. Um die Situation im Landkreis Rottweil genau einschätzen zu können, benötige man aber jetzt die entsprechende Rückmeldungen über die jeweilige Entwicklung vor Ort in den Kommunen, wandten sich Halusa und Gaus an die Vorstands- und Ausschussmitglieder.