Auf diesem Grundstück zwischen Neckar und Pelagiuskirche in der Altstadt, auf dem jetzt noch ein älteres Doppelhaus steht, will Merz Immobilien ein Bauprojekt verwirklichen. Auch Wohnformen für Senioren könnten so entstehen. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Entwicklung: Verwaltung hat Stadtteil für Wettbewerb auserkoren / Senioren im Fokus / Investor will bauen

Manchmal geht es ganz schön schnell: Die Stadt schickt die Altstadt in den Ideenwettbewerb "Quartier 2020" des Landes. Konzepte für eine altersgerechte Entwicklung sind gefragt. Der Gemeinderat zeigte sich überrascht – unterstützt den Plan aber einhellig. Und ein Investor ist auch schon im Spiel.

Rottweil. Ein verlockendes Preisgeld in Höhe von bis zu 100 000 Euro, das drängende Thema demografischer Wandel und ein Investor, der sich ohnehin in der Altstadt engagieren will – das alles hat dazu geführt, dass man sich in kleiner Runde in der Verwaltung dazu entschieden hat, beim Ideenwettbewerb "Quartier 2020 – Gemeinsam. Gestalten." ins Rennen zu gehen.

Gute Voraussetzungen

Der Wettbewerb des Ministeriums für Soziales und Integration will die altersgerechte Entwicklung von Wohnquartieren voranbringen. Es soll ein "lebendiger sozialer Raum mit starkem bürgerschaftlichem Engagement" entstehen, heißt es in der Ausschreibung. Eine Aufgabe, vor die sich die Stadt ohnehin gestellt sieht. "Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen", so Oberbürgermeister Ralf Broß.

Verwaltungsintern sei die Wahl auf die Altstadt gefallen, weil das Quartier geeignete Voraussetzungen hat, wie Matthias Schöne und Gudrun Müller von der Verwaltung erläuterten: ein hohes Bürgerengagement, eine entsprechende Altersstruktur – und dann ist da noch das Ansinnen der Firma Merz Immobilien, ein größeres Bauprojekt in der Armlederstraße 19 zu verwirklichen. Verschiedene Wohnformen, eben auch für Senioren, könnten dort entstehen, erklärt Lothar Huber auf Nachfrage. Derzeit ist das große Grundstück direkt gegenüber der Pelagiuskirche, das bis an den Neckar reicht, noch mit einem Doppelhaus bebaut.

Mit dem Preisgeld soll freilich nicht das Bauprojekt selbst unterstützt werden, sondern das Drumherum: Hilfsangebote für Senioren, Begegnungsräume für Jung und Alt und vieles andere mehr sei denkbar.

Bürger sammeln Ideen

Wie Gudrun Müller berichtete, fanden bereits zwei Treffen mit Bürgern statt, in denen jede Menge Ideen gesammelt wurden. Den Neckar erlebbar machen, sei unter anderem ein Wunsch gewesen, der immer wieder auftauchte.

Die Räte waren sich grundsätzlich einig, dass das Ganze eine gute Sache ist, und votierten bei drei Enthaltungen für die Teilnahme am Wettbewerb. Die Tatsache, dass ein Quartier ausgewählt wurde, ohne vorher die große Runde zu befragen, verwunderte aber doch manchen. "Welche Unterstützung ist für Zepfenhan geplant?", fragte Jochen Baumann (Grüne). Schließlich zeichne man sich hier auch durch bürgerschaftliches Engagement aus, derzeit seien 14 Arbeitsgruppen aktiv.

Auch Ingeborg Gekle-Maier hätte sich schon früher Informationen gewünscht – begrüßt den Ideenwettbewerb aber ausdrücklich. Heide Friederichs (FFR) erinnerte daran, dass der Verein "Wohnen in Rottweil" in die gleiche Richtung geht und in der Vergangenheit Unterstützung vermisst habe. Und Martin Hielscher (FWV) erklärte, er habe bis dato überhaupt nichts von dem Wettbewerb gewusst, zumindest offiziell. Monika Hugger (CDU) verwies jedoch darauf, dass einige Stadträte, darunter sie selbst, ja beim Ideensammeln dabei gewesen seien.

Fachbereichsleiter Lothar Huber erklärte schmunzelnd, dass man den Stadträten "die Last der Entscheidung" abnehmen wollte. In der Kürze der Zeit sei es schlicht nicht möglich gewesen, ein großes Entscheidungsverfahren in Gang zu setzen.

Die Zeit drängt

Denn: Es ist Eile geboten. Abgabeschluss für den Wettbewerb ist bereits am 28. Juli. Von der kurzen Frist verspricht sich Initiatorin Gudrun Müller den Vorteil, dass nicht viele Kommunen so schnell eine Bewerbung auf die Beine stellen können, was die Chancen erhöhe.

Für Arved Sassnick (SPD) liegt klar auf der Hand, dass die Altstadt für den Wettbewerb genau richtig ist – vor allem wenn es um das Thema Alter geht, ergänzte sein Kollege Ralf Armleder: "Schließlich ist es das älteste Quartier in ganz Baden-Württemberg."

Wie die Jury das sieht, wird sich im Oktober zeigen, wenn über die Verteilung der insgesamt 2,5 Millionen Euro Preisgelder entschieden wird. Rottweil ist jedenfalls im Rennen.