Beeindruckende Aufnahmen von der Turmbaustelle sind Uwe Nester morgens um 6 Uhr gelungen. Foto: Nester Foto: Schwarzwälder-Bote

Marketingkonzept mit jeder Menge "Gesprächsstoff" / Spezielle Baustellenführungen starten Mitte Mai

Von Corinne Otto

Rottweil. Wollen Sie den neuen Thyssen-Krupp-Aufzugstestturm mal fühlen? Kleine Stoffquadrate von der Original-Außenhaut des Mega-Bauwerks in Rottweil sind Teil des neuen Marketingkonzepts, mit dem die Stadt den Turm schon während der Bauphase als Touristenziel bekannt machen will. "Gesprächsstoff" im wahrsten Sinne.

Dass der Turm Potenzial als Touristen-Magnet hat, zeigt sich schon seit dem Spatenstich. Die Baustelle auf dem Berner Feld erweist sich mehr und mehr als beliebtes Ausflugsziel. Ganze Radfahrgruppen machen Halt, Familien bestaunen den derzeit laufenden Gleitschalungsbau und die drumherum laufende Baustellenlogistik. Fast nonstop wird Material angeliefert, der Kran ist im Dauereinsatz – es gibt immer was zu sehen.

"Wir wollen natürlich erreichen, dass die Menschen jetzt den Bau bestaunen, und dann auch wiederkommen, wenn die Plattform fertig ist", erklärt André Lomsky, Leiter der Stabstelle Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing. Es gilt, Rottweil und den Turm zu einer Marke zu machen. Vielmehr: Rottweil als "Stadt der Türme". denn schließlich stehen bereits viele schöne und alte – wenn auch nicht ganz so hohe – Exemplare in der Stadt. Nun sorgt der 246 Meter hohe Thyssen-Krupp-Turm für eine neue prägnante Silhouette – die sich wie ein roter Faden durchs Marketingkonzept zieht.

Autoaufkleber, Anzeigenmotive, Giveaways, Postkarten, besondere Führungen – was alles in Sachen "Turmmarketing" zu erwarten ist, stellte André Lomsky jetzt dem Gemeinderatsausschuss vor:

u Der Baustellentourismus spielt eine große Rolle. In der heißen Phase ist man laut Lomsky derzeit mit der Vorbereitung der Baustellenführungen. Ab 15. Mai wird es fünf feste Termine – freitags bis sonntags – geben. Durch eine Kooperation mit Hauser Reisen stehen jetzt 100 Stellplätze für Turm-Besucher jeweils 90 Minuten kostenlos während der Bauphase zur Verfügung. Auf einem speziell mit Gittern gesicherten Weg geht es von dort ab heute direkt an der Baustelle vorbei. So erreicht man jetzt den Feldherrenhügel, wo es auf der erst kürzlich installierten Plattform die Möglichkeit gibt, sich beim Blick nach oben bequem anzulehnen.

Die Sicherheitsaspekte seien intensiv in der Projektgruppe mit Vertretern von Thyssen Krupp besprochen worden, betonte Lomsky, der Kran-Schwenkbereich sogar eigens verändert. Handlungsbedarf gibt es noch auf der hinteren Straße zum Hundeplatz hin, wo reger Verkehr herrscht. Autos mit Kennzeichen aller Art hat Stadträtin Monika Hugger hier schon beobachtet. Alle wollen bequem einen Blick auf die Turmbaustelle erhaschen, was zu kniffligen Situationen mit den zahlreichen Passanten und Kindern führt. Die Straße wird deshalb für Baustellenbesucher demnächst gesperrt sein. Stadtrat Michael Gerlich drängte wiederholt zur Eile bei den verschiedenen Maßnahmen. Schließlich sei die Baustelle jetzt während des Gleitschalungsbaus am interessantesten.

Vielleicht besänftigt ihn, dass ja nach einer Idee von Fachbereichsleiter Lothar Huber auch an den bequemen Blick nach oben gedacht wurde: Holzgerüste zum Anlehnen stehen bereit. Deren Zweck wird zwar momentan noch nicht von allen Besuchern erkannt, doch wenn der Turm dann höher ist, versichert Lomsky, werden die Holzkonstruktionen Gold wert sein – um Nackenprobleme beim Blick in die schwindelerregende Höhe zu vermeiden. u Dinge, die das Herz erfreuen, sollen die "Stadt der Türme" ebenfalls in den Fokus rücken. Ideen gibt es zuhauf: Von den fast unvermeidlichen Tassen und Einkaufstaschen mit Turm-Motiv über Regenschirme in modernem Turm-Design – die auch bei den Baustellenführungen zum Einsatz kommen sollen – bis zu Postkartenserien reicht die Spanne. Die Stadteingänge werden mit neuen Fahnen bestückt, auf denen die Türme ganz eng zusammenrücken. Aufkleber und T-Shirts greifen das Turm-Motiv auf – alles in reduziertem Design in rot, weiß und schwarz gehalten.

u Die Verbindung zwischen Innenstadt und Thyssen-Krupp-Turm erweist sich als besondere Herausforderung. Wer den Turm auf dem Berner Feld besucht, soll auch in die Stadt kommen – und umgekehrt. Wie genau dies verkehrlich geschehen soll, steht aber noch nicht fest. Shuttle-Busse und ganz neue Buslinien sind eine Möglichkeit. Ein verbindendes Element, das ist schon gewiss, sollen Führungen unter dem Titel "Rottweiler Türme" werden, bei denen in rund dreieinhalb Stunden sowohl der Testturm als auch die Türme in der historischen Innenstadt kennengelernt werden können. Im derzeitigen Konzept sind sie ab Frühjahr 2016 samstags und sonntags vorgesehen. Dazu müssen zunächst weitere Stadtführer gefunden und geschult werden – keine ganz leichte Aufgabe, wie Lomsky durchklingen ließ.

Noch nicht absehbar ist außerdem der Bedarf. "Es kann sein, dass wir von der Nachfrage weggeschwemmt werden", räumte er ein. Aber man müsse Schritt für Schritt vorgehen.

u Viele weitere Aufgaben warten: Wegweiser, Parkbeschilderung, Einbindung in das Stadtinformationssystem und ins Rad- und Wanderwegenetz, Verknüpfung mit der Rottweil Card und dann das Marketingkonzept für die Aussichtsplattform – der neue Turm hält die Stadt schon jetzt gehörig in Atem.