Sehenswürdigkeiten: Viertägige Reise mit idealem Wetter / Interessante Einblicke im Boxberger Bosch-Testgelände
In der Vorschau auf das Pelagiusfest befassen wir uns mit der Rottweiler Christianisierung: Noch lange wurde in der Altstadt dem Heidentum gehuldigt – zu diesem Schluss kommt Ludwig Ragg. Pelagius wird wohl seit 1100 verehrt.
Rottweil. Eine Gruppe von 20 begeisterten Radlern des Albvereins Rottweil unternahm im Taubertal eine viertägige Radwanderreise "Zwischen Rothenburg ob der Tauber und Main". Nach der Busfahrt lichteten sich pünktlich die Wolken zur Besichtigung der historischen Altstadt von Rothenburg. Interessant waren nicht nur die gut erhaltenen Gebäude samt kompletter Stadtmauer, sondern auch die überwiegend touristischen Läden samt der zahlreichen fernöstlichen Besucher.
Auf dem Radwegklassiker "Liebliches Taubertal" ging es talwärts nach Creglingen in die Herrgottskirche mit dem bekannten geschnitzten Marienaltar von Tilman Riemenschneider. Der weitere Weg führte die Gruppe über Weikersheim nach Bad Mergentheim zum Standquartier für die nächsten drei Tage. Gut ausgeruht radelten zunächst alle nach Stuppach, in dem das ausdrucksstarke Marienbild von Matthias Grünewald zu sehen ist. Einige heftige langgezogene Höhen mussten überwunden werden, um in das Bauland und Grünkernland zu kommen.
In Boxberg konnte die Gruppe in das Bosch-Testgelände mit den dahinbrausenden Testfahrzeugen schauen und einen kleinen Einblick gewinnen. Herrliche und rasante Abfahrten durch abwechslungsreiche Landschaft waren der Lohn für die schweißtreibenden Steigungen.
Am dritten Tag wurde das beeindruckende Schloß Weikersheim besichtigt. Von da ging es auf die Hohenloher Ebene mit ihren großen Getreideflächen. Am letzten Tag ging es durch das untere Taubertal mit Besichtigung von Tauberbischofsheim und den ehemaligen Kloster Bronnbach, um dann nach Wertheim am Main zu gelangen. Zum Abschluss konnten die Radler dort das Altstadtfest besuchen.
Für alle Touren herrschte ideales Radelwetter. Auf den insgesamt 210 zurückgelegten Kilometern mussten kein Plattfuß repariert oder sonstige Zwischenfälle gemanagt werden. Alle Teilnehmer waren laut Pressemitteilung ob des Wetters, aber auch von der schönen Gegend mit den vielen Sehenswürdigkeiten begeistert und traten zufrieden die Heimfahrt an.
Rottweil. Ludwig Ragg machte 1982 eine kirchengeschichtliche Betrachtung. Er stellte fest, dass über die Christianisierung Rottweils aufgrund der Grabbeigaben in den alemannischen Gräbern Aussagen getroffen werden können.
Er meinte, da in der Altstadt noch keine christlichen Symbole in Alemannengräbern beigelegt wurden, vielmehr nur Waffen und Schmuck, habe die Bevölkerung noch lange dem Heidentum gehuldigt.
"Allerdings ist hier noch kein größeres Gräberfeld erforscht worden." An Württemberg seien 780 gesicherte Schenkungen durch das Kloster St. Gallen zu verzeichnen. Daraus könne geschlossen werden, dass das Christentum in der Gegend Fuß gefasst habe. Klosterbesitze von St. Gallen waren nachzuweisen: 763 in Weigheim, 768 in Digisheim, 770 in Egesheim, 779 in Flözlingen, 786 in Dietingen, und Dürbheim, 793 in Tübingen und Wehingen sowie 802 in Deisslingen. St. Galluskirchen fanden sich noch in: Derendingen, Frommern, Aistaig, Mühlheim an der Donau und Schörzingen. "So mag auch im 8. Jahrhundert in der Altstadt das erste Holzkirchlein entstanden sein, aber einem anderen Kirchenpatron geweiht", so Ragg. Das Eigenkirchenwesen sei Anreiz zur Gründung zahlreicher Kirchen gewesen, aber gleichzeitig auch größtes Hindernis für eine zentrale Leitung und Verwaltung des Bischofs. Pelagius sei von Konstanz nach Rottweil gekommen.
Große Bedeutung
Die Verehrung des Heiligen sei aus der um 1680 erneuerten Urkunde von 1412 für die Zeit um 1100 gegeben. Dass die Pelagiusgemeinde eine große Bedeutung gehabt habe, sei an der Größe des Pfarrsprengels von 1441 zu sehen. Der Sprengel habe damals die Gemeinden umfasst: Neufra, Frittlingen, Wellendingen, Wilflingen, Stungen, Katzensteig, Feckenhausen, Jungbrunnen, Göllsdorf. Auf einer Karte des Dekanats Rottweil, zwischen 1730 und 1760 seien die Gemeinden Fischbach, Schabenhausen, Neuhausen, Niedereschach, Obereschach, Kappel, Weilersbach, Dauchingen, Deisslingen, Lauffen, Bühlingen und Neufra genannt.
Bis zum Jahre 1275 seien folgende Orte vom Pfarrsprengel Altstadt abgesplittert gewesen: Deisslingen, Dauchingen, Weilersbach, Kappel, Schabenhausen, Neuhausen, Leidringen Neukirch, Sonthof, Dietingen, Neckarburg, Vaihingerhof.
Im September 1983 hielt dann der Professor Rudolf Reinhardt einen Vortrag in der Pelagiuskirche zur Bedeutung des Patrons St. Pelagius. Er verwies bei der Wahl des Patrons für Rottweil-Altstadt auf eine weitere Kirche, die um die gleiche Zeit Pelagius geweiht wurde. Dies sei die Kirche von Bischofszell im Thurgau. Diese Stadt sei eine Cella des Bischofs, eine Ansiedlung, die dem Bischof von Konstanz gehörte, gewesen. Deshalb sei es naheliegend gewesen, diese Kirche dem Patron zu widmen.
Er sagte: "Zusammenfassend kann man sagen, dass die Übernahme des Pelagius-Patroziniums in Rottweil-Altstadt ein Zeichen war, ein Zeichen der Einheit des Bistums, wie sie damals neu erfahren und empfunden wurde."
Heute umfasst die Pelagiusgemeinde die Seelsorgeeinheit 5 mit der Filialgemeinde St. Silvester Bühlingen, St. Dionysius, Neufra, St. Franz-Xaver, Göllsdorf, St. Michael, Feckenhausen, St. Nikolaus, Zepfenhan, St. Ulrich, Wellendingen und St. Gallus, Wilflingen.
Immer am ersten September-Sonntag, dieses Jahr am Sonntag, 3. September, wird in der Pelagius Basilika das Patrozinium und das Pelagiusfest in der Turn- und Festhalle bei der Römerschule gefeiert. (Darüber werden wir noch berichten).