Der FV 08 Rottweil, Blerim Nuhiji (links) und Dominik Hermle (rechts), ließ den Tabellenführer aus Sindelfingen nicht zur Entfaltung kommen und sorgte mit dem 1:0 für einen Coup. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballFV 08 Rottweil beendet Negativserie und gibt "Rote Laterne" ab / Noch langer Weg aus dem Sumpf

Von Holger Rohde

Der FV 08 Rottweil kann doch noch gewinnen und schöpft mit dem ersten Sieg nach fünf Monaten neue Hoffnung im Abstiegskampf. Die 1:0-Sensation gegen Spitzenreiter VfL Sindelfingen beendet eine Durststrecke von sieben Spielen ohne einen Sieg.

Zudem feierte Trainer Lars Heiliger nach vier Niederlagen seinen ersten Erfolg, die ersten drei Punkte überhaupt unter seiner Regie. Die "Rote Laterne" ist vorerst wieder weg. Entsprechend verkniff er sich das Lächeln nicht und wirkte erleichtert und freute sich mit seinen Jungs nach Schlusspfiff. Der Erfolg wirft natürlich neue Fragen auf: War dies nun ein Befreiungsschlag? Der Beginn eines kleinen Fußballwunders? Oder nur Zufall? Heiliger analysiert den Coup in einem einfachen Satz: "Das Glück war endlich einmal auf unserer Seite", und hofft, dass sich dies nicht nur als Strohfeuer erweist.

Dabei versprach der Saisonverlauf nichts Gutes für diese Partie. "Eigentlich hatten wir auf dem Papier ja keine Chance. Und wir haben uns nicht wirklich drei Punkte ausgerechnet, da musste man realistisch bleiben. Es zeigte jedoch einmal mehr, wie ausgeglichen die Liga ist und was man an einem guten Tag alles erreichen kann." Hatte sich heiliger taktisch etwas besonderes einfallen lassen? "Nein. Eigentlich hatte ich der Mannschaft gesagt, dass wir innerhalb des Spiels unser System sicherlich mehrfach umstellen werden müssen. Doch Sindelfingen spielte einfach ausrechenbar immer gleich auf die beiden Spitzen. Sie haben sicherlich nicht ihren besten Tag erwischt."

Also wirkte die Kontertaktik perfekt auf das VfL-Spielsystem? "Ja, genau da ist der Unterschied zu den Vorgaben: Wir wollten gar nicht auf Konter lauern, sondern viel Ballbesitz", zeigt Heiliger süffisant auf. Es kommt manchmal anders als man denkt: Rottweil initiierte über den schnellen Valerij Bogdanov viele Angriffe. Später, nach dessen Auswechslung, beorderte Heiliger den zweiten Stürmer Dimitri Stroh als "Blocker" etwas weiter zurück, um in den letzten 15 Minuten Bälle zu sichern oder zu verlängern.

Letztlich kam beim FV08 einiges unerwartet positiv zusammen: In der Abwehr musste der Coach notgedrungen vor Spielbeginn umstellen. Kevin Ketis fiel verletzt aus. "Ich hatte schon die ganze Woche Probleme mit der Achillessehne. Beim Warmmachen habe ich gemerkt, dass es nicht geht", erklärte er.

Dafür rückte Blerim Nuhiji in die Innenverteidigung. Außen erwischte Benjamin Elter einen sehr starken Tag. Sascha Mauch hatte Heiliger nach dem Freudenstadt-Spiel aus dem Mittelfeld auf die rechte Außenverteidigerposition für den ausgefallenen Patrick Hezel beordert.

Was das 1:0 gegen den Tabellenführer wirklich wert ist, werden nun die nächsten Spiele zeigen. Im dritten Heimspiel in Folge gastiert der VfB Bösingen zum Derby. Nicht ohne Brisanz: Bösingen hat nur drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Der ist für die Rottweil von neun auf sieben Zähler herangerückt. Eine erste kleine Etappe. Mehr nicht. Dies weiß ein Stratege wie Lars Heiliger natürlich auch und betont: "Der Sieg war wichtig für das Selbstvertrauen der Mannschaft", Punkte seien weiterhin dringend benötigt, egal gegen welche Gegner – Tabellenführer, Kellerduell, Derby.