In Rottweil ist das Trinkwasser verseucht und muss deshalb abgekocht werden. Die Feuerwehr informiert die Bürger darüber. Foto: Schulz

Gesundheitsamt rät: Wasser in Rottweil und Bühlingen muss vorsorglich abgekocht werden. Feuerwehr informiert Bürger.

Rottweil - Achtung: Trinkwasser dringend abkochen! hieß es am Dienstag kurz nach 17 Uhr bei Lautsprecherdurchsagen von Feuerwehr und Polizei, die durch die Rottweiler Straßen fuhren. Bei einer Routineuntersuchung waren im Trinkwasser gefährliche Enterokokken (Darmbakterien), die von Fäkalien stammen müssen, entdeckt worden.

Laut Heinz-Joachim Adam, dem Leiter des Rottweiler Gesundheitsamts, gibt es bei diesem Bakterien-Stamm keine Toleranzgrenze. Das heißt, die bei Beprobungen im Bereich Nägelesgraben gemessenen 20 Enterokokken pro 100 Milliliter waren ein deutliches Alarmsignal. Beim Abkochen reiche ein kurzes Aufsprudeln. Allerdings solle man danach auch noch eine zehnminütige Abkühlphase in Kauf nehmen, weil dieser Prozess der weiteren Desinfizierung diene.

Der Mediziner geht davon aus, dass diese Schutzmaßnahme mindestens 48 Stunden eingehalten werden sollte, bis bei den Trinkwasserentnahmen in den Haushalten wieder der Normalzustand eintreten kann. "Das gleiche gilt für solches Wasser, das zwar nicht zum Trinken bestimmt ist, aber bei der Herstellung, Bearbeitung, Abfüllung oder Verpackung von Lebensmitteln unmittelbar oder mittelbar mit diesen in Berührung kommt wie beispielsweise beim Salatputzen, bei der Zahnreinigung oder bei der Reinigung von Geräten sowie Gefäßen", heißt es in einer Pressemitteilung der ENRW.

Es müsse davon ausgegangen werden, dass verunreinigtes Oberflächenwasser in die Versorgungsanlage gelangt ist. Es könne somit nicht ausgeschlossen werden, dass auch ein Krankheitserreger mit eingedrungen ist. Deshalb werde hiermit in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt Rottweil aus Vorsorgegründen das Abkochgebot erlassen. Dieses gelte so lange, bis es durch entsprechende Mitteilungen wieder aufgehoben werde, erklärte gestern der ENRW-Sprecher Jochen Schicht in einer Pressemitteilung.

Laut ENRW wird das Wasser verstärkt mit Chlor desinfiziert. Dem Wasser werde dabei eine entsprechend der Trinkwasserverordnung maximal zulässige Menge an Chlor zugegeben. Ein leichter Chlorgeruch sei dabei sicher nicht auszuschließen. Auch laut Adam sind dadurch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu befürchten.

Nach Installation und Inbetriebnahme von mobilen Chloranlagen werde das gesamte Leitungsnetz gespült, heißt es bei der ENRW. Die Beendigung der Hochchlorung werde bekannt gegeben.

Die Martini-Veranstaltungen auf dem Münsterplatz und in der Altstadt standen auch im Zeichen dieses Vorfalls. Kinder und Eltern wurden zusätzlich zu den Lautsprecherdurchsagen gewarnt. Denn die Führungsgruppe im Feuerwehrgerätehaus machte die Erfahrung, dass nicht alle Rottweiler Bürger die Information erreicht hat, was mit dem Wasser zu tun sei. Wie auch, bei rund 19 000 Betroffenen. Viele Anrufe erreichten deshalb Feuerwehr, Polizei und Rettungsleitstelle.

Stadtbrandmeister Rainer Müller war gestern kurz nach halb vier Uhr von dem Rottweiler Energieversorger unterrichtet und um Amtshilfe gebeten worden. Sechs Feuerwehrfahrzeuge waren bis zum Abend im Einsatz. Sie fuhren durch die Straßen von Rottweil, Altstadt und Bühlingen und informierten die Bürger. Die ENRW hatte zuvor bereits sensible Einrichtungen wie Krankenhaus, Seniorenheime, Schulen und Kindergärten benachrichtigt.

In den Straßen sah man bereits gestern Abend den einen oder anderen Wasserträger, der offensichtlich auf Nummer sicher gehen wollte und auf Mineralwasser umstieg.

Das betroffene Trinkwassernetz umfasst Rottweil-Kernstadt sowie Bühlingen und Altstadt. Nicht betroffen sind laut ENRW alle anderen Teilorte Rottweils sowie das Wohngebiet Charlottenhöhe. Der Vorfall ist alles andere als alltäglich, sondern als selten einzustufen, so der ENRW-Sprecher. Wie und wo genau – vielleicht durch einen Rohrbruch? – die Verunreinigung ins Leitungsnetz kam, wird noch zu klären sein.

u Für Rückfragen stehen Mitarbeiter der ENRW unter den Rufnummern 0741/ 51 01 01 oder 47 22 22 zur Verfügung.