Ulrike Wolf hilft Familien im Trauerfall. Die Puppe auf ihrem Arm kann Kindern helfen, über ihren Verlust zu sprechen. Foto: Müller

Trauerbegleiterin Ulrike Wolf hilft jungen Menschen beim Verlust eines Familienangehörigen.

Rottweil - Kinder haben ihre ganz eigene Art, mit dem Tod eines nahestehenden Menschen – eines Elternteils oder Geschwisterkindern – umzugehen. Wenn alles furchtbar schwer erscheint, ist Trauerbegleiterin Ulrike Wolf gefragt.

Wolf hat das nötige Einfühlungsvermögen und die Erfahrung im Umgang mit Trauernden. Seit einem Jahr betreut die Sozialarbeiterin und Krankenschwester in der Gruppe "Unter dem Regenbogen" trauernde Kinder, Jugendliche und deren Eltern.

Als Krankenschwester begegnet ihr der Tod beinahe täglich – genauso wie Angehörige, die ihre Trauer alleine kaum bewältigen können. "Für trauernde Erwachsene gibt es viele Hilfeangebote. Für Kinder allerdings gibt es zwischen Tübingen und Freiburg bisher kaum jemand, der bei dem Verlust eines Familienmitglieds mit professioneller Hilfe zur Seite steht." Wolf beschloss, sich um Fortbildungen für Trauerbegleitung speziell für junge Menschen zu bemühen. "Ich dachte, wenn es keinen gibt, dann mache ich es selber".

Es wird relativ wenig geweint

Zunächst leitete Wolf ab 2012 die Gruppe "Unter dem Regenbogen" ehrenamtlich. Seit einem Jahr stellt die katholische Erwachsenenbildung eine 50-Prozent-Stelle bereit, zunächst für zwei Jahre. Ziel ist es nun, Mittel für die weitere Finanzierung zu sichern, denn der Bedarf ist groß. Die beiden Kindergruppen mit je zwölf Plätzen sind voll, auch die neu gegründete Jugendgruppe ab zwölf Jahren wird gut besucht, auch von Jugendlichen aus dem weiteren Einzugsgebiet.

Die Kindergruppe trifft sich in der Regel alle zwei Monate einen ganzen Tag lang im Haus St. Antonius. Jeder erzählt, um wen er trauert und was diesen ausmachte. Gemeinsam wird besprochen, wie man die Lücke füllen kann. Die Kinder bringen Bilder des Verstorbenen mit und zünden eine Kerze für ihn an. Bei jedem Treffen wird gebastelt – ein Geschenk für das Grab des Verstorbenen und eine Bastelei für das Kind selbst. Die Gruppe kocht zusammen und spielt. Geweint wird wenig. "Es darf natürlich, aber viele haben einfach in diesem Rahmen das Bedürfnis nicht."

Dass die Kinder und Jugendlichen unterschiedliche Erfahrungen haben und in ihrer Trauerarbeit unterschiedlich weit sind, sieht Wolf als Gewinn. "Die Neueren sehen, dass andere ihre Trauer schon weiter bewältigt haben und das tröstet."

Doch dass sie um jemand Nahestehendes trauern, haben alle gemeinsam. Daher sei die Hürde, über den Verlust zu reden, in diesem Umfeld relativ niedrig.

Wolf beobachtet auch immer wieder, dass aus dem ganzen Leid in der Gruppe auch etwas Neues entsteht: Freundschaften bilden sich, die Gruppenteilnehmer tun sich gegenseitig gut. Und das, obwohl sich viele Kinder in ihrer Trauer oft zunächst alleine fühlen würden, denken, dass nur sie so eine schwere Last zu tragen hätten. Gleichzeitig distanzieren sich Kinder von ihren Eltern, um ihnen nicht mehr Probleme zu verursachen, weiß Wolf.

Ein angemessener Abschied ist wichtig

Bei der Trauerberatung wird jedem, unabhängig von der Ausgangssituation oder Glaubensrichtung, geholfen. In einem Vorgespräch fragt Ulrike Wolf zunächst, welche Vorstellungen die Trauernden über den Tod haben. Ob der Verstorbene nun ein Engel oder ein Stern ist oder im Himmel genau die Dinge gerne macht, die er auf der Erde gerne getan hatte. Das überlässt die Trauerberaterin den Vorstellungen der Kinder, erklärt den Kleinen aber auch auf tröstende und ehrliche Weise, warum Mama, Papa, Bruder oder Schwester nun nicht mehr da ist.

In der Gruppe für die Eltern wiederum wird der richtige Umgang mit den trauernden Kindern besprochen und wie auch die Eltern trotz dem "Funktionieren-Müssen" für die Kinder Raum für ihre eigenen Gefühle haben.

In diesem Bereich leistet Wolf als Trauerbegleiterin auch Akuthilfe. Bespricht mit den Angehörigen, wie man den Tod des Familienmitgliedes dem Kind vermittelt und es sich am besten verabschieden kann. So empfindet es Ulrike Wolf auch als wichtig, die Kinder bei der Beerdigung mit einzubinden. Eine gute Trauerarbeit und der angemessene Abschied seien sehr wichtig für die Kinder, das Geschehene abzuschließen und damit ihren Frieden zu finden. Viele würden sich verstecken, zurückziehen und sich nicht ihrer Trauer stellen. "Dabei ist Trauer so notwendig, weil sie eben die Not wendet", weiß die Trauerberaterin auch aus eigener Erfahrung.

Gerade weil Ulrike Wolf viel Not abwendet, liebt sie ihren Beruf, glaubt, dass sie auf irgendeine Weise dafür bestimmt ist. Vor allem, weil es so wenige Trauerbegleiter für Kinder gibt und die Trauerarbeit für junge Menschen so wichtig ist, sieht sie es als ihre Aufgabe, ihnen in ihrer seelischen Not zu helfen. Wolf hofft nun auf die finanzielle Sicherung für den Fortbestand der Trauergruppe. Dann könnte sie sich vorstellen, in Vollzeit Trauerbegleiterin zu werden und weitere Helfer auszubilden.  Im Trauerfall ist Ulrike Wolf unter Telefon 0741/ 34 85 33 42 oder per E-Mail trauer_beratung@keb-rottweil.de zu erreichen.