Enttäuschung macht sich breit: Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Arved Sassnick (Mitte) reicht es knapp nicht mehr zum Einzug in den Rottweiler Gemeinderat. Kreisrat Winfried Hecht (links) und Ralf Armleder hoffen mit ihm bis zum Ende des Auszählens. Foto: Nädele

Sassnick und Burger nicht in den Gemeinderat gewählt. Grüne holen aus dem Stand 12,8 Prozent. Mit Kommentar.

Rottweil - Die CDU bleibt im Gemeinderat Rottweil die stärkste Kraft und gewinnt einen Sitz dazu. Den größten Zuwachs verzeichnen aber die Freien Wähler (FWV). Sie legen um 4,9 Prozent zu und können sich ebenso über einen Platz mehr im neuen Gremium freuen. Spannend war es gestern bei der Auszählung der Kommunalwahl in Rottweil bis zuletzt. Um 12.20 Uhr stand das Ergebnis dann aber fest – und damit war klar, dass es der SPD-Fraktionsvorsitzende Arved Sassnick nicht geschafft hat. 2,9 Prozent büßten die Sozialdemokraten im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren ein und sind damit künftig noch mit vier Vertretern im Rat. 2009 war Sassnick als letzter der SPD-Bewerber in den Gemeinderat gerutscht. und dann nach dem Ausscheiden von Winfried Wössner Sprecher geworden. Sassnick gab sich gestern im historischen Ratssaal im Alten Rathaus gefasst. Die Enttäuschung war ihm dennoch ebenso anzusehen, wie seinen Parteikollegen.

Am kräftigsten verloren hat allerdings die FDP, die mit 6,9 Prozent noch knapp mehr als die Hälfte des Wahlergebnisses von 2009 erreicht hat. Von 11,2 auf 9,2 Prozent rutscht auch das Forum für Rottweil (FFR) ab. Von FDP wie FFR ziehen jeweils zwei Bewerber als Stadträte ein. Drei Sitze erreicht haben bei der Wahl am Sonntag die Grünen, die es vom Fleck weg auf 12,8 Prozent der Stimmen bringen.

Die Karten im künftigen Rottweiler Gemeinderat sind damit also neu gemischt. CDU und FWV bringen es zusammen auf 15 Sitze: das reicht im 26-köpfigen Gremium. In den zurückliegenden fünf Jahren war mindestens eine Allianz aus drei Fraktionen notwendig, um zu Mehrheiten zu kommen. Ohne CDU oder FWV ist jetzt nichts mehr zu bewegen.

Neben Sassnick ist von den amtierenden Bewerbern auch Max Burger (FFR) der Einzug ins Stadtparlament nicht mehr geglückt. Gleichzeitig gibt es sechs neue Gesichter im Gemeinderat – und zwar auf jeder der sechs Listen: Monika Hugger (CDU), Martin Hielscher (FWV), Jürgen Mehl (SPD), Reiner Hils (FFR) sowie Jochen Baumann und Ingeborg Gekle-Maier (beide Grüne).

Die CDU-Liste kann übrigens zwei Rekorde dieser Wahl für sich verbuchen: Stimmenkönig ist zum einen der Fraktionsvorsitzende Günter Posselt mit 5558 Stimmen, und es ist die Fraktion mit den meisten Frauen. Insgesamt wird das neue Gremium noch fünf Gemeinderätinnen haben, drei davon in den Reihen der Union.

Dass die Frauenliste, die Politische Rottweiler Fraueninitiative (PRoFi), bei dieser Wahl nicht mehr angetreten ist, macht sich nicht nur an der Zahl der gewählten Frauen bemerkbar. Bislang haben FFR und PRoFi gemeinsam eine Fraktion gebildet. Ob sich Grüne und FFR in entsprechender Weise verständigen, muss sich nun erst zeigen. Hubert Nowack, der mit 3556 Stimmen die Liste der Grünen-Stadträte anführt, saß bislang für das Forum im Rat.

Kommentar: Enge Sache

Von Patrick Nädele

Die Gewinner sind bei dieser Kommunalwahl so schnell ausgemacht wie die Verlierer. Die Freien Wähler legen stark zu und hätten fast schon zur CDU aufgeschlossen. Die FDP bleibt hängen im Tal der Tränen. FFR büßt einen Sitz ein. Zu eng dürfte da die Nähe zu den Grünen gewesen sein, die bei annähernd 13 Prozent mit einem stattlichen Ergebnis die Arbeit im Rottweiler Gemeinderat aufnehmen dürfen. Doch was ist mit der SPD und deren Wählern los? Schon 2009 war ein Sitz verloren gegangen. Nun ein weiterer. Damit ist zum ersten Mal in Rottweil ein Fraktionsvorsitzender nicht mehr ins Gremium gewählt worden. Mit Arved Sassnick bleibt ausgerechnet einer der aktivsten Rottweiler Sozialdemokraten auf der Strecke – trotz Bewerberplatz 1. Ralf Armleder hingegen holt als Schlusslicht der SPD-Liste die meisten Stimmen. Eine verkehrte Wahlwelt.