Der neue Vorstand des Grünen-Ortsverbands Rottweil-Zimmern (von links): Winfried Praglowski, Gabriele Schneider, Andreas Rebmann und Frank Sucker Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunalwahlen 2014: Der Vorwahlkampf hat bereits begonnen / Erste Parteien positionieren sich

Von Armin Schulz

Rottweil. Es ist der Morgen nach der Wiederbelebung des Grünen-Ortsverbands, zugleich der Morgen nach dem Abgang eines ihrer prominentesten Parteimitglieder: Max Burger. Es bleibt dabei. Auch eine Nacht voll Schlaf hat an der Entscheidung nichts geändert: Burger kehrt der ÖkoPartei den Rücken. Endgültig. Das heißt auch: Die politischen Gruppierungen in der Stadt links der Mitte sind in Bewegung geraten.

Da hat sich was aufgestaut in ihm. Das eine Jahr, das er auf Bundesebene politisch mitmischte, scheint Burger die Augen geöffnet zu haben: Der Berliner Politikbetrieb bedeutete für ihn rückblickend wohl eine Art Kulturschock und führte bei ihm ganz offensichtlich zu der Einschätzung, dass sich die Grünen nicht von anderen Parteien unterscheiden. "Machtgeilheit" unterstellt Burger seinen Ex-Parteifreunden auf Bundesebene und attestiert ihnen ein "Vorgehen ohne Rücksicht auf Verluste".

Auch mit der Politik der Grünen in Stuttgart ist Burger nicht zufrieden. Er möchte da nicht mehr alles mittragen, nicht den Kopf hinhalten etwa für Pläne wie die, die Musikhochschule in Trossingen zu beschneiden, wenn nicht sogar zu schließen. Auch die Vorgehensweise beim geplanten Nationalpark bestürze ihn, sagt er. "Das wird einfach durchgeboxt", so Burger.

Der Dienstagabend, die Zusammenkunft unter dem Vorsitz von Frank Sucker in der "Sonne" in Zimmern, das Aufeinanderprallen gegensätzlicher Positionen hat ihm den Rest gegeben. Dass die Grünen im Mai Aktionen zum Jubiläum "30 Jahre freie Energiestadt Rottweil" planen, nennt Burger "reinen Aktionismus". Er fragt sich, was der Ortsverband in den vergangenen zehn Jahren gemacht, wo er sich eingebracht habe, "schließlich hat es ihn ja gegeben." Der Ortsverband indes versucht unter einem Vierer-Vorstand, sich ins kommunalpolitische Spiel zurückzubringen, und er versucht sein Glück bei den Kommunalwahlen 2014. Er will erstmals nach zehn Jahren wieder mit einer eigenen Liste antreten. Namen werden gehandelt. Hubert Nowack ist einer, ein anderer Ute Bott. Die Geigenlehrerin aus dem Neckartal macht gerade als Turmgegnerin von sich reden. Man kann auch davon ausgehen, dass Frank Sucker, früher bereits Stadtrat, sich auf die Liste setzen lässt.

Seit Dienstagabend ist auch klar, dass sich gleich drei "linke" Gruppierungen – neben den Grünen sind das PRoFI und FFR – um die Gunst der Wähler bemühen werden. Der Ton, den Sucker dabei angeschlagen hat, ist rau. Das Forum bezeichnet er als politisch überlebt, es stelle für ihn keine Alternative dar. Sucker geht auf Konfrontationskurs.

FFR indes nimmt ihn nicht ganz ernst. So zumindest ist die Stellungnahme von FFR-Sprecherin Elke Reichenbach gegenüber dem Schwarzwälder Boten zu verstehen: "Wenn Frank Sucker alle paar Jahre kurzzeitig von sich reden macht und anschließend wieder in der Versenkung verschwindet, werden die Rottweiler Wähler dieses Verhalten selbst einordnen können."

Reichenbach, die ebenfalls einen Sitz im Gemeinderat ergattern will, sagt, man hätte gerne ein gemeinsames Wahlbündnis mit den Grünen gehabt. FFR vertrete grüne Positionen wie auch solche der Linken-Partei, dem Forum lägen umwelt- und sozialpolitische Themen gleichermaßen am Herzen. Sie betont indes, dass man nicht auf grünen Positionen beharre, sondern das Wohl der Gesamtstadt im Blick habe.

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