Derzeit rattern vielerorts in Rottweil die Motorsägen, so zum Beispiel am Schwarzen Felsen: Auf einer Länge von 100 Metern wurden entlang der Prim die Weiden entfernt, um ein weiteres Abbrechen der Böschung zu verhindern. Foto: Schmidt

Rodungen in und um Rottweil. Nicht überall zeigen Bürger Verständnis. In Göllsdorf schüttelt man ob des Kahlschlags den Kopf.

Rottweil - In Rottweil dröhnen die Motorsägen. Dem Schnitt fallen aber keine Bäume zum Opfer. Das könnte in den nächsten Jahren anders aussehen.

Es rieselt leicht Schnee vom Himmel. Die steilen Hänge zwischen Eisenbahn- und Bahnhofstraße sind gestern Morgen nass und rutschig. Mittendrin die Arbeiter des Betriebshofs. Keine optimalen Bedingungen, sagen sie. Sogar, wenn der Hang vereist wäre, hätte man besseren Halt. Aber sie haben nicht mehr viel Zeit. Nur bis zum 1. März dürfe in die Vegetation eingegriffen werden, erklärt Albert Schmidt. Mit einer Ausnahme rechnet er in diesem Jahr nicht. "Es ist mild, die Pflanzen schlagen bald wieder aus."

Für die extrem steilen Stellen sichert sich ein Arbeiter mit einem Seil ab, die anderen tragen Steigeisen an den Schuhen. Bäume fallen aber bei keiner der derzeitigen Maßnahmen. Büsche hingegen werden auf weiter Strecke gestutzt. In der Mühlwiesenstraße entlang der Prim auf einer Länge von 100 Metern.

Die Maßnahmen war "dringend notwendig", erklärt Kurt Faupel, in der Stadtverwaltung zuständig für Grünanlagen. Die alten Weiden an dieser Stelle hätten dem Hochwasser wie eine Mauer getrotzt, und die Wassermassen auf die andere Uferseite gelenkt. In der Folge wurde das Ufer stark ausgeschwemmt, und der angrenzende Gehweg drohte einzubrechen. Die Weiden hätten spätestens im Herbst ihre Länge wieder, versichert Faupel. Die neuen Triebe seien dann biegsam, und würden dem Wasserdruck nachgeben. Im zweiten Schritt könne die Abbruchseite saniert werden.

Das Kürzen der Weiden war mithilfe der Sägemaschine eines Fachunternehmens innerhalb von zwei Tagen erledigt, erzählen die Bauhofmitarbeiter. "Normalerweise benötigen wir dafür zwei Wochen." Die Zeitersparnis wirkt sich aus. Erledigt sind auch die Maßnahmen in Neufra entlang der Starzel, auf dem Hegneberg, entlang der Prim bei der Rottweiler Straße und bei der Göllsdorfer Schule.

Gleichwohl immer unter den Augen der Bürger. "Ich bin empört", sagte Martin Viereck in der jüngsten Göllsdorfer Ortschaftsratssitzung. Der Schulpausenhof liegt direkt an der Feckenhausener Straße. Bislang geschützt durch einen hohen Bewuchs. Der ist jetzt weg. "Das war ein geborgener Raum", schüttelt Viereck den Kopf.

Von städtischer Seite hingegen war der radikale Abhieb unumgänglich. Samenflug habe zu einem Wildwuchs geführt, der eine Neubepflanzung unmöglich machte, erklärt Albert Schmidt. Die Erde musste daher zunächst entwurzelt werden. Im Frühjahr sollen dann neue Büsche das gewohnte Bild wieder herstellen.

Ärgerliche Bürger begegnen den Betriebshofleuten oft. "Wir schreiten nur ein, wenn es notwendig ist", betont Schmidt. "Und wir achten auf die Tierwelt." Büsche würden nur weggenommen, wenn in unmittelbarer Nähe genügend Ausgleich bestehe. Und Bäume, wenn sie krank seien und dadurch ein Sicherheitsrisiko darstellten. Damit sei in den kommenden Jahren bei Eschen zu rechnen. Sie würden durch einen Pilz in ihrer Entwicklung massiv beeinträchtigt. Bestehe die Gefahr, dass Äste brechen, "müssen wir vorbeugen", hofft er auf Verständnis.