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Zweite Amtszeit in ältester Stadt Baden-Württembergs. Wahlbeteiligung enttäuschend. Mit Video

Rottweil - Schon um 18.28 Uhr stand das Ergebnis fest: Mit 94,9 Prozent der Stimmen ist Ralf Broß am Sonntag als Oberbürgermeister von Rottweil wiedergewählt worden. Dass die Auszählung so schnell ging, hat einen Grund: Die Wahlbeteiligung lag bei schwachen 22,8 Prozent.

Pünktlich zur Verkündung des Wahlergebnisses vor dem Alten Rathaus hatte der Himmel wieder seine Schleusen aufgemacht – an der strahlenden Miene des wiedergewählten Oberbürgermeisters änderte das freilich nichts. Nachdem Bürgermeister Christian Ruf das vorläufige Wahlergebnis verkündet und die Stadtkapelle das erste Glückwunsch-Ständchen gespielt hatte, ergriff Broß das Mikrofon: "Mehr als 90 Prozent der Stimmen, das ist eine klare Grundlage für die nächsten acht Jahre", meinte der wiedergewählte OB, räumte allerdings ein, dass man sich bei der Wahlbeteiligung "vielleicht ein bisschen mehr vorgestellt hätte". Bei einer Wahl mit dem Amtsinhaber als einzigem Bewerber liege die Wahlbeteiligung im Land aber erfahrungsgemäß nur zwischen 20 und 30 Prozent, weshalb man sich in Rottweil "noch im Trend" befinde.

In Zahlen heißt das: Von den 19 970 Wahlberechtigten sind in Rottweil 4552 zur Urne gegangen. 4117 von ihnen stimmten für den 50-jährigen Ralf Broß, der seit 2009 die Geschicke der Stadt leitet. 223 Wähler hatten andere Namen auf den Wahlzettel geschrieben, 212 der abgegebenen Stimmen waren ungültig.

Unter den Bürgern, die sich am Abend vor dem Alten Rathaus versammelt hatten und das Ergebnis auf der großen digitalen Anzeigetafel analysierten, sorgte die geringe Wahlbeteiligung durchaus für Gesprächsstoff. "Schade. Das ist zu wenig für eine klare Wahlaussage", meinte ein Bürger kopfschüttelnd. "Richtung 30 Prozent hätte es schon gehen können" ein anderer. Bürgermeister Ruf mutmaßte dagegen, dass das schlechte Wetter und die Kommunionen und Konformationen eine Rolle gespielt haben könnten.

Wie auch immer: Ralf Broß versicherte, ein Oberbürgermeister für alle zu sein – "auch für die, die heute nicht gewählt haben". Er wolle den Weg eines "offenen und fairen Miteinanders", sowohl mit den Bürgern als auch mit dem Gemeinderat, in den nächsten acht Jahren weitergehen. In den Tagen und Wochen vor der Wahl habe er aus vielen Gesprächen Anregungen und Wünsche mitgenommen, die er sehr ernst nehme. "Es begeistert mich, dass in Rottweil viele Bürger in die Diskussion eintreten", so Broß.

Er dankte zu allererst der CDU-Fraktion und dem Stadtverband dafür, dass diese sich im Vorfeld früh dazu entschieden hätten, ihn zu unterstützen. Dank galt auch den SPD-Mitgliedern, die ihn auf dem Weg zur Wiederwahl unterstützt hatten, ebenso wie Freunden und Wegbegleitern. Besonders hob Broß den Rückhalt hervor, den er von seiner Frau und seinen beiden Kindern erfahre. "Ich verspreche, dass es in der zweiten Amtsperiode eine etwas ausgeglichenere Balance zwischen Beruf und Privatleben geben wird", meinte er, und schob gleich hinterher: "Ich werde es auf jeden Fall versuchen."

In der Tat hatten Großprojekte wie die Ansiedlung des Thyssen-Krupp-Aufzugstestturms auf dem Berner Feld sowie die Debatten und Bürgerentscheide um den JVA-Standort und die Fußgänger-Hängebrücke die ersten acht Jahre des Oberbürgermeisters zu einer außerordentlich ausgefüllten Amtsperiode gemacht. Auf die Frage, was es nun als nächstes anzupacken gelte, nannte Broß den Architekturwettbewerb für die JVA, die weiteren Planungen für die Hängebrücke, aber auch viele weitere Projekte wie die Fertigstellung des Feuerwehrgerätehauses und der Mehrzweckhalle oder das Hotel in der unteren Hauptstraße.

Für diese und weitere Aufgaben wünschte ihm dann eine langen Reihe von Gratulanten, darunter viele Stadträte, Amtsträger und Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden, alles Gute.