Der Arbeitskreis "Brückle" ist eine rührige Truppe. Foto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Arbeitsgruppe engagiert sich für Ältere und Asylbewerber / Viele sitzen allein zu Hause

Von Verena Schickle

Deißlingen. Die Deißlinger "Brückenbauer" sind eine rührige Truppe. Gerade der Arbeitskreis "Brückle" hat viel zu tun. Beim Gespräch mit den Engagierten zeigt sich dennoch: Es gibt noch viel mehr Arbeit.

Über das Seniorenforum "Brückenbauer" braucht nicht mehr viel gesagt werden: Es besteht seit knapp vier Jahren, die rund 80 Mitglieder engagieren sich vor allem für die Senioren in der Gemeinde. Die Ehrenamtlichen sind in drei Arbeitsgruppen tätig. Zur "AG Bürgertreff" kommt die "AG Barrierefreiheit". Die zentrale jedoch ist das "Brückle", zuständig für soziale Dienste. 20 Personen bringen sich dort ein, und die Aufgaben gehen ihnen nicht aus.

Beim Gespräch mit den Engagierten wird deutlich, dass es noch viel mehr zu tun gäbe. "Wir könnten unser Angebot erweitern, wenn wir mehr Leute wären", sagt Vorsitzender Egon Kalbacher. "Wir brauchen dringend neue, aktive Mitglieder."

Siegfried Hertkorn ist bereits eines davon. Er ist der "Brückle"-Sprecher und koordiniert beispielsweise die Fahrdienste. Senioren, die zum Arzt oder einkaufen müssen, können über ihn einen Chauffeur finden. Dazu kommt ein Besuchsdienst: "Brückle"- Mitglieder besuchen betagte Deißlinger zu Hause, machen sogar leichte Übungen mit ihnen, oder in der Seniorenresidenz Laurentius. Dort organisiert das "Brückle"-Team alle drei Monate ein Treffen für Geburtstagskinder. Das kommt gut an. "Wir sind ja auch nicht mehr die jüngsten, passen zusammen und verstehen uns gut", sagt er mit einem Schmunzeln. Tatsächlich sind auch die Engagierten im Seniorenalter.

Dennoch kümmern sie sich nicht mehr nur um ältere Menschen. Angelika Haupt, stellvertretende  "Brückle"-Sprecherin, berichtet, dass sie sich derzeit vor allem für die zwölf frisch in Lauffen angekommenen Flüchtlinge aus Syrien engagiert. Sie sei täglich dort. Schauen, dass alles da ist, Arzttermine für die jungen Männer ausmachen, Zugfahrten organisieren: Es gibt viel zu tun. Haupt erlebt aber auch, dass die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung groß ist.

Von der Hilfsbereitsschaft der "Brückle"-Engagierten profitieren auch die Senioren in der Residenz Laurentius. Klaus Klink, Leiter der Einrichtung, zählt auf, was sie alles leisten. Sie gehen mit den Bewohnern spazieren, in die Kirche oder zum Optiker, lesen ihnen vor oder basteln und singen. "Da kommen absolut positive Rückmeldungen", berichtet er.

Heleni Sauter ist eine der Ehrenamtlichen. Sie kommt immer dienstags, trinkt mit den Bewohnern einen Kaffee und unterhält sich dabei mit ihnen. Weil sie so oft im Pflegeheim ist, kommt ihr auch immer mal wieder der Gedanke, dass sie womöglich selbst einmal ihren Lebensabend dort verbringen muss. "Das mach ich jetzt gerne", sagt sie über ihr Engagement. Und vielleicht bekommt sie ja einmal etwas dafür zurück.

Aus Fahrdienst werden tägliche Besuche

Karl Zaisser ist inzwischen Dauergast im "Laurentius": Zuerst hatte der 77-Jährige eine Seniorin zum Arzt gefahren. Als sie dann ins Krankenhaus kam, besuchte er sie dort. Inzwischen ist die Frau 87 Jahre alt, lebt im Pflegeheim und erhält fast jeden Tag Besuch von Zaisser.

Da sein, sprechen, teilhaben lassen: Wenn die Ehrenamtlichen sich über ihre Arbeit unterhalten, zieht sich wie ein roter Faden das Thema Vereinsamung durch die Gespräche. Klink beispielsweise wünscht sich für seine Betreuten noch engere Verbindungen nach Deißlingen, zur "Außenwelt". "Damit sie sich nicht so isoliert fühlen."

Und Egon Kalbacher hofft, dass es künftig noch mehr Veranstaltungen gibt, die zu seniorenfreundlichen Zeiten stattfinden. Vereinsjubiläen etwa würden oft abends gefeiert, wenn Senioren ihr Haus nicht mehr verlassen. Also sitzen Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet und einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft geleistet haben, plötzlich allein zu Hause. Ihm schwebt deshalb eine Art Kalender mit Terminen für Senioren vor. So könnten sie auf einen Blick sehen, was wann und wo für sie geboten ist. Es gibt noch viel zu tun.