Ehrenamtliche Helfer aus allen Teilen des Kreises bekunden bei der Auftaktveranstaltung zur Erfassungsaktion ihr Interesse. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

2012/13 werden im Landkreis die Kleindenkmale erfasst / 125 ehrenamtliche Helfer bei der Auftaktveranstaltung

Von Bodo Schnekenburger

Kreis Rottweil. Waches Auge und lokales Wissen sind bei einer Aktion gefragt, die jetzt im Kreis Rottweil anläuft: Bis Ende 2013 sollen Kleindenkmale erfasst werden. Zur Auftaktveranstaltung trafen sich 125 Interessierte im großen Sitzungssaal des Landratsamts.

Landrat Wolf-Rüdiger Michel sprach denn auch von einem "Denkmalparlament" das sich hier zusammengefunden habe, um eine wichtige Aufgabe in Angriff zu nehmen. Denn viele der Kleindenkmale seien vom Verfall bedroht. Dabei sind sie Teil der Kulturlandschaft, Zeugnisse menschlichen Wirkens. Der Schwäbische Heimatbund hat die Aktion im Jahre 2000 angestoßen.

Erste solitäre Projekte hatte es da schon gegeben – und sie haben die Schwierigkeiten offengelegt. Im Schulterschluss mit dem Landesamt für Denkmalpflege und unterstützt unter anderem vom Landesverein Badische Heimat, dem Schwäbischen Albverein, dem Schwarzwaldverein und der Gesellschaft zur Erhaltung der Kleindenkmale, ist seither in 15 Landkreisen durchgeführt worden. Das standardisierte Verfahren hat sich bewährt: Rund 1400 ehrenamtliche Mitarbeiter haben gut 45 000 Kleindenkmale erfasst. Das Ergebnis, darauf wies Reinhard Wolf vom Landesamt hin, habe die Zahl der erwarteten Objekte um das Doppelte, teilweise bis um das Vierfache übertroffen.

Den Anstoß, im Rahmen dieser Aktion auch im Kreis Rottweil die Kleindenkmale zu erfassen, kam von Winfried Hecht – in diesem Fall in Funktion als Kreisrat. Als Historiker ist der ehemalige Stadtarchivar von Rottweil Hecht zusammen mit seinem Schiltacher Kollegen Hans Harter und Armin Braun vom Kreisarchiv als Koordinatoren auch in die Durchführung eingebunden.

Die Projektleitung und Organisation obliegt Kreisarchivar Bernhard Rüth und Martina Blaschka vom Landesamt für Denkmalpflege, der auch die Auswertung obliegt. Blaschka stellte die Arbeit, die die Helfer erwartet, vor. Und sie kam, wie ihre Vorredner Wolf und Ulrike Plate, die die Bedeutung der Daueraufgabe Denkmalerfassung noch einmal betont hatte, förmlich ins Schwärmen. Denn Kleindenkmale können ganz unterschiedlicher Gestalt sein. Und je nach Region – da kommen im Kreis Rottweil bekanntermaßen badische, württembergische und hohenzollerische Vergangenheiten und Landstriche mit ausgeprägten katholischen oder evangelischen Traditionen in Betracht – seien auch unterschiedliche Denkmaltypen zu erwarten.

Sorgen, dass die originalen Erfassungsdokumente im Landesamt verschwinden, sind unbegründet. Nach Auswertung werden sie dem Kreisarchiv und den Kommunen wieder zur Verfügung gestellt. Die gesamte Dokumentation wird auch in digitaler Form zur Verfügung stehen und kann für heimatkundliche Arbeiten – unter Angabe der Quelle! – dort abgefragt werden. Für die breitere Öffentlichkeit interessanter sein dürfte aber das Buch, das nach Abschluss der Erfassungsaktion erscheinen soll und die Kleindenkmale im Kreis Rottweil in handlicher Form verfügbar macht.

(bos). Was genau unter den Begriff "Kleindenkmal" fällt, ist ziemlich weit gefasst. Die Definition gibt zunächst vor, dass es sich um "ortsfeste, freistehende, kleine, von Menschenhand geschaffenen Gebilde aus Stein, Holz oder Metall" handelt. Weiterhin sollen sie "einem bestimmten Zweck gedient haben oder dienen oder an eine Begebenheit oder Personen erinnern". Klassiker sind natürlich Grenzsteine oder Flurkreuze. Aber auch Kriegerdenkmale oder historische kleine Baustrukturen gehören dazu. Die Klassifizierung als "Kleindenkmal" bedeutet dabei nicht automatisch seine Einordnung als denkmalgeschütztes Objekt.