Minister Alexander Bonde (von links) lässt sich von Mahle-Mitarbeiter Matthias Seifried und dem Europa-Technologie-Chef Georg Dietz die Kolbenproduktion erklären. Foto: Schulz

Minister für ländlichen Raum unterwegs mit Elektroauto. Rottweiler Konzern setzt auch auf alternative Antriebe.

Rottweil - Der Grünen-Minister Alexander Bonde ist mit einem Elektroauto unterwegs und legt einen Halt ein im Mahle-Werk in Rottweil ein, das für seine Kolbenproduktion für Verbrennungsmotoren bekannt ist. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick. Denn hier in Rottweil kann der Minister noch was lernen.

Die Sonne scheint, es ist recht warm an diesem Augustmorgen. Das passende Wetter, um einen Landesminister zu empfangen. Genau das richtige Wetter, um mit einem Elektroauto unterwegs zu sein, denkt man zunächst. Dabei kommt der Strom, mit dem Alexander Bonde, der Minister für den ländlichen Raum, unterwegs ist, aus der Steckdose.

Am Donnerstagmorgen tourt er mit einem Elektrowagen durchs Land. Start ist in Trossingen. Die dortigen Stadtwerke zeigen dem Gast aus Stuttgart das neue multimodale E-Carsharing-Angebot. Dann geht die Fahrt weiter nach Rottweil, zum Mahle-Werk.

Bonde betont vor Vertretern von Stadt und Kreis, der IHK und regionalen Firmen aus dem Bereich der Automobilzulieferer, welche Bedeutung dem Individualverkehr auf dem Lande zukomme. Zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder zu den Behörden müssten längere Wege in Lauf genommen werden.

Öffentliche Verkehrsmittel decken den Bedarf nicht immer und überall ab. Vieles ist hier nur mit dem Auto möglich und erreichbar. Das ist auch dem Minister bewusst. Die Frage ist also, wie man auch im ländlichen Raum eine nachhaltige Mobilität erreichen kann, welche neuen Möglichkeiten es gibt, hochmoderne Verkehre zu schaffen, so Bonde.

Effizienz und Nachhaltigkeit sind auch Themen, mit denen sich der Mahle-Konzern intensiv beschäftigt. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei Verbrennungsmotoren ist die Antriebsfeder für unterschiedliche Anstrengungen bei Mahle, Motorenkomponenten noch besser zu machen. So die Kolben für Verbrennungsmotoren.

Georg Dietz, der Leiter des Geschäftsbereichs Motorsysteme und -komponenten in Europa, Werksleiter Norbert Dicks und Mahle-Mitarbeiter Matthias Seifried führen den Minister durch das Werk.

Es ist eine andere Welt. Bonde, der vor allem durch die Gründung des Nationalparks im Schwarzwald oder die grundlegende Änderung des Landesjagdgesetzes für Schlagzeilen gesorgt hat, schaut sich hier die hochtechnologisierte Produktion von Kolben für Verbrennungsmotoren an. Und er kann einiges lernen. Beispielsweise, dass Mahle durch die Verbesserung der Kolbentechnologie den Schadstoffausstoß um drei Prozent reduzieren konnte. Bonde kennt nun auch den Unterschied zwischen einem Stahl- und einem Aluminiumkolben, und er weiß, welcher Typ für welche Beanspruchung besser geeignet ist. Er bekommt einen Abgasturbolader zu sehen und eine Platte zur Kühlung von Li-Ionen-Batterien gezeigt.

Das Werk in Rottweil ist nach eigener Darstellung eines der größten Kolben produzierenden Werke des Konzerns. In Europa ist es das größte. Jährlich werden in der Rohherstellung circa vier Millionen und in der Zerspanung fast 3,7 Millionen Kolben für Otto- und Dieselmotoren für Pkw sowie Kolben für Nutzfahrzeuge aus Stahl oder Aluminium gefertigt. Das Werk produziert unter Volllast, auch in den Ferien, so Dietz.

Die Komponenten für Verbrennungsmotoren weiter zu verbessern, ist die eine Seite der Strategie. Auf der anderen Seite will sich der Konzern vom Verbrennungsmotor unabhängiger machen. Er setzt auf alternative Antriebsmöglichkeiten. Mahle liefert für das Stadtmobil Renault Twizy den Elektromotor. Möglich ist das, seitdem Mahle 2014 die slowenische Letrika-Gruppe übernommen hat. Diese Gruppe stellt Elektromotoren und Generatoren sowie elektrische Antriebssysteme her.

So schließt sich der Kreis. Zum Abschiedsfoto werden Bondes Elektrowagen und Mahles Stadtflitzer zusammengestellt. Ein schöner Hintergrund. Dann fährt der Minister ab. Nach einem weiteren Halt in Pfalzgrafenweiler sollen in Calw die Zwischenergebnisse aus dem Forschungsprojekt "Erreichbarkeitssicherung im ländlichen Raum" vorgestellt werden. Auf das Auto, so viel dürfte sicher sein, wird man so schnell nicht verzichten können