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Eigenbetrieb Stadtbau investiert 1,6 Millionen Euro. Barrierefreie Wohnungen sollen entstehen.

Rottweil - Mehr als 1,6 Millionen Euro investiert der Eigenbetrieb Stadtbau in den Neubau des Birkenwegs 4. Neun barrierefreie Wohnungen werden hier im ersten Bauabschnitt entstehen. Überzeugt hat das Vorhaben im Ausschuss nicht alle.

Den Eigenbetrieb als Anlaufstelle für Wohnungssuchende, die sich die sonst üblichen Mieten in Rottweil nicht leisten können, haben die Kritiker des Projekts im Blick. Für die Wohnungen im Birkenweg 4 wird die Stadtbau sich an der Mietwerttabelle orientieren, also 7,10 Euro für den Quadratmeter verlangen. Wer als Bewohner in Frage kommt, hat Peter Hauser, Leiter des Eigenbetriebs, schon im Blick: Mieter aus anderen Objekten der Stadtbau, die nach einer größeren Wohnung, vielleicht auch mit gehobenerem Standard, suchen. Die dadurch freiwerdenden Wohnungen könnten anschließend von Flüchtlingsfamilien bezogen werden – was zur Entspannung des Marktes beitrage. So die Idee und Argumentation.

Nicht nur bei Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) und Heide Friederichs (FFR) warf das Fragen auf. Während sie von den Plänen, die Architekt Christof Birkel in der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschusses erläuterte, durchaus angetan waren, sorgten sie sich um jene, die derzeit schon auf der Warteliste stehen und auf sozialen Wohnungsbau hoffen. "Für die, die wenig haben, wird die Wartezeit noch länger, wenn wir jetzt Wohnungen mit gehobener Ausstattung bauen", meinte ebenso Martin Hielscher (FWV). Bei der Vergabe freiwerdender Wohnungen aus dem Bestand auch diese im Auge zu behalten, schlug deshalb Gekle-Maier vor.

Guido Speiser, Vorsitzender des Rottweiler Mietervereins und seit längerem ein Kritiker der städtischen Wohnungsbaupolitik, bekam als Zuhörer in der Ausschusssitzung die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden. Er verwies darauf, dass die Stadtbau in den vergangenen Jahren den Bestand an bezahlbaren Wohnungen stark reduziert habe. Mit den Flüchtlingen eskaliere die Situation nun. Barrierefreiheit und Aufzug würden die Kosten im Birkenweg 4 in die Höhe treiben, kritisierte Speiser, dass das Projekt nicht zum Bedarf passe.

Hauser und Oberbürgermeister Ralf Broß verteidigten das Vorhaben. Die Stadtbau bewege sich ebenso frei am Markt wie andere Immobilienbüros – nicht nur im Bereich des sozialen Wohnungsbaus. "Wir bieten Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten", zitierte Hauser die Satzung des Eigenbetriebs. Zudem: Mit dem Neubau am Hegneberg für anerkannte Flüchtlingsfamilien entlaste man die Situation für andere auf der Warteliste.

Doch auch abgesehen von diesen Kritikpunkten stießen Hauser und Birkel mit ihren Plänen im Gremium nicht nur auf Zustimmung. Monika Hugger (CDU) und Karl-Heinz Weiss (FWV) bemängelten, dass der Eingang auf der Südseite liegen soll. Damit liege er nicht nur mitten zwischen den Terrassen der beiden rollstuhlgerechten Erdgeschosswohnungen, sondern es gehe so durch den Zugang zum Treppenhaus und Aufzug auch Wohnraum verloren.

Neun Ja-, zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen waren es schließlich. Der Sperrvermerk im Wirtschaftsplan der Stadtbau ist damit aufgehoben, die Planung kann weiter vorangetrieben werden.

Seite 2: Das Projekt

Drei Mehrfamilienhäuser hat der Eigenbetrieb Stadtbau am Birkenweg geplant. Das Wohnhaus Birkenweg 4 für sechs Familien ist mittlerweile abgebrochen und wird durch einen Neubau für neun Partien ersetzt. Baubeginn zu diesem ersten Bauabschnitt soll noch in diesem Jahr sein. Als zweiten und dritten Schritt ist daran gedacht, auch die Häuser 6 und 8 zu ersetzen. Ein Zeitraum von zehn Jahren hält Stadtbau-Leiter Peter Hauser dabei für realistisch.

1,656 Millionen Euro soll der Neubau kosten und eine Gesamtwohnfläche von 670 Quadratmetern in neun barrierefreien Wohneinheiten bieten. Ausgestattet ist es mit Aufzug und Tiefgarage.

Im Gegensatz zur bisherigen Bebauung wird das neue Gebäude um 90 Grad gedreht entlang der Straße stehen. Da es auch mehr Grundfläche einnimmt und es so zu einer Nachverdichtung kommt, gab es einen längeren Abstimmungsprozess mit dem Bau-Fachbereich der Stadtverwaltung. Da insgesamt drei dieser Mehrfamiliengebäude entstehen sollen, bekam die Stadtbau schließlich auch aus städtebaulicher Sicht grünes Licht.