Spannende Geschichtsstunde im AMG mit Geschichtslehrerin Michaela Heimers (vorne links), den Schülern der Kursstufe, Walter Schwer sowie der DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier (in der Mitte). Foto: Schule Foto: Schwarzwälder-Bote

DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier spricht im AMG über ihr Leben und die Zeit während der DDR-Diktatur

Von Kathrin Theißenund Julian Schweizer

Rottweil. Die DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier hat die Sekundarstufe II des Albertus-Magnus-Gymnasiums besucht, um über das Thema Jugend unter der Diktatur und Gewaltherrschaft der DDR sowie ihre persönliche Biografie zu berichten.

Freya Klier, 1950 in Dresden geboren, wurde schon in frühester Kindheit mit Repressalien der DDR-Diktatur konfrontiert, da sie im Alter von drei Jahren in Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Vaters in ein Kinderheim eingewiesen wurde. In den 1980er-Jahren engagierte sie sich als Bürgerrechtlerin in der DDR, was sowohl ihre Ausbürgerung als auch die ihres Mannes Stephan Krawczyk und ihrer Tochter zur Folge hatte. Den Mauerfall erlebte sie in der Bundesrepublik. Heute beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem mit Dokumentarfilmen und Vorlesungen.

Zu Beginn rief Klier den Schülern die Aktualität ihres Vortrages in Erinnerung: So gebe es zurzeit ungefähr siebzig Diktaturen, in denen die Menschen unter ähnlichen Bedingungen leiden. Der derzeitige Lebensstandard in Deutschland sei nichts Selbstverständliches, sondern der Ausnahmefall.

Die Konfrontation begann bereits in jungen Jahren in der Schule. Als Kind glaubte Klier noch den Inhalten der Propaganda, die Kindern und Jugendlichen wie eine Gehirnwäsche eingetrichtert worden sei. Doch bereits als Jugendliche begann sie zu zweifeln, vor allem ausgelöst dadurch, dass ihr älterer Bruder mehrmals Demütigungen und Schikane seitens der Staatssicherheit (Stasi) hinnehmen musste. Ihr Bruder tauschte zum Beispiel mit sechs weiteren Freunden vor einer Bäckerei (streng verbotene) Beatles-Texte aus. Als ein Polizist sie entdeckte, wurde sofort eine ganze Einheit gerufen, die sie brutal verprügelt und misshandelt habe, da in der DDR alle Versammlungen mit mehr als fünf Personen angemeldet sein mussten. Daraufhin kamen die jungen Leute für vier bis elf Jahre in Straflager.

Als ihr Bruder nach mehreren Jahren zurückkehrte, stellte er sich provokant vor das Stasi-Hauptquartier und beschimpfte die Beamten, woraufhin er gefangen genommen und in eine geschlossene Anstalt gebracht wurde. Dort nahm er sich mit 30 Jahren das Leben.

Aber was ist in einer Diktatur überhaupt noch schön? "Kunst, sobald sie zum Widerstand wird." Aus diesem Grund sei sie auch in eine Theatergruppe eingetreten. 1968 unternahm die damals 18-Jährige einen Republikfluchtversuch, weshalb sie zu 16 Monate Haft verurteilt wurde. Später wurde Klier eine der bedeutenden Mitbegründerinnen der DDR-Friedensbewegung. Zusammen mit ihrem Mann trat sie mit kritischen Theaterstücken und eigener Prosa in Räumen der evangelischen Kirchen der DDR auf. Es folgte ein Berufsverbot, woraufhin das Ehepaar unabhängig weiterhin versuchte, Theaterauftritte zu organisieren. Auch mehrmalige Repressalien seitens der Stasi, unter anderem einen Nervengiftanschlag, überlebten und durchlitten sie, ließen sich aber nicht von ihrer kritischen Haltung abbringen. 1988 wurden sowohl ihr Mann als auch sie selbst verhaftet und gegen ihren Willen ausgebürgert. u Die Autoren sind Schüler der KS 2 des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil