Foto: Ralf Graner

Spaghetti, Rossini und Gondolieri: Stadtkapelle zeigt Zuschauern bei 20. Auflage die Vielfalt des Stiefellandes.

Rottweil - Von Pizzabäckern bis zu venezianischen Masken - am Sonntag zeigten die Musiker der Stadtkapelle Rottweil den Zuschauern sowohl bei Verkleidung als auch musikalisch die Vielfalt des Stiefellandes.

Neben der musikalischen Darbietung gab es auch ein bemerkenswertes Comedy-Programm mit Moderator Helmut Sanftenschneider. In der Stadthalle, in der selbst der letzte Platz besetzt war, läuteten die Fasnetsbegeisterten die fünfte Jahreszeit ein. Zu Beginn liefen die Musiker zum Rottweiler Narrenmarsch in die Halle ein.

Moderator Helmut Sanftenschneider griff sich für Fragen ans Publikum ausgerechnet Oberbürgermeister Ralf Broß und dessen Frau Friederike heraus. Ob er aus Rottweil komme und wie lange das Paar schon zusammen sei, wollte er wissen. Der OB behauptete selbstsicher 22 Jahre, wurde von seiner Frau jedoch sofort eines Besseren belehrt. So befand sich das Publikum schon vor Beginn des Konzerts in heiterer Stimmung.

Die Jugendkapelle spielte den Überlinger Marsch, das typisch italienische Stück "La vita è bella" von Nicola Piovani und den allseits bekannten Jägermarsch. Dann schaltete sich wieder Sanftenschneider ein und gab mit seiner Gitarre Flamenco-Versionen von "You’re my heart, you’re my soul", "In der Weihnachtsbäckerei" und "Auf der schwäb’sche Eisebahne" zum Besten. Anschließend spielte die Jugendkapelle erstmals mit der Stadtkapelle zusammen zwei Lieder. Auf der Bühne bot sich ein facettenreiches Italien mit verkleideten Pizzabäckern, Venezianern, Gondolieri, Römern, italienischen Fußballspielern, Mafia-Bossen und in die Nationalfarben Italiens gehüllten Musikern. Auch Dirigent Clemens Berger hatte sich in Schale geworfen und war niemand anders als Wolfgang Amadeus Mozart.

Mit "Marina" von Rocco Granata kamen südländisches Flair und Tanzstimmung auf. Es folgte Guiseppe Verdis "Marcia Trionfale" mit den charakteristischen Fanfarentönen. Anschließend verabschiedete sich die Jugendkapelle von der Bühne und die etwa 60 Musiker der Stadtkapelle spielten den Oberndorfer Narrenmarsch, bei dem die Zuschauer gerne mitsangen. Daraufhin ließen sie das neapolitanische Volkslied "Funiculì, Funiculà" erklingen sowie Rachmaninovs tänzerische "Italienische Polka".

Musikalischer Höhepunkt der ersten Konzerthälfte war die "Wilhelm Tell Ouverture" von Gioachino Rossini mit einer beeindruckenden Leistung von Maximilian Braun am Xylophon. Der als Wilhelm Tell verkleidete Musiker überzeugte mit viel Rhythmusgefühl und so viel Temperament, dass ihm bei der Zugabe sogar der Apfel vom Kopf fiel. Es folgten zwei humorvolle Stücke mit "Zwei kleine Italiener", originalgetreu gesungen von Carina Zeller, und "Komm ein bisschen mit nach Italien".

In der Pause wurde das Publikum stilecht mit Spaghetti Bolognese und Tomate-Mozzarella-Salat verköstigt. Den zweiten Teil eröffneten die Rottweiler Musiker mit einem Italo-Pop-Medley. Helmut Sanftenschneider gab seine zweite musikalische Darbietung, erneut mit Gitarre und zusätzlich mit Kastagnetten im Mund, die er durch heftiges Kopfschütteln zum Klappern brachte. Vor lauter Enthusiasmus fielen ihm sowohl der Hut vom Kopf, als auch der Mikrofonständer von der Bühne. Nach dem Elzacher Schuttigmarsch lief der Moderator zu Höchstform auf. So bat er zwei Zuschauer auf die Bühne zum Luftgitarrenwettbewerb. Zu "Highway to hell" und "Blau blüht der Enzian" gaben Tobias und Otto alles und wurden vom Publikum mit einem tosenden Applaus bedacht. "So kann das gehen. Heute noch auf der Bühne, morgen auf Youtube", scherzte Sanftenschneider.

Anschließend betrat Musiker Volker Basler die Bühne und brachte die Zuschauer mit seiner Italiener-Parodie zum Lachen. Mit drei Handgriffen vollzog er eine Verwandlung zum Rottweiler Biss mit katastrophaler Zahnprothese. Aus Angst, dass die Prothese in OB Broß‘ Getränk landen könnte, nahm Basler sie bei seiner gesanglichen Darbietung von Adriano Celentanos "Azzurro" aus dem Mund. Auf dem Weg von der Bühne verlor er seine Zähne zwischen den Musikern und sorgte damit wieder für rege Erheiterung.

Beim Stück "Come back to Sorrento" begeisterte Volker Braun als Solist an der Trompete. Filmfans dürften das darauffolgende Medley von Ennio Morricone genossen haben. Vor dem großen Finale gab Sanftenschneider ein letztes Lied zum Besten, in dem er die Schönheit der Stadt sowie OB Broß und seine Frau besang.

Carina Zeller betrat erneut die Bühne und überzeugte mit kraftvoller Stimme zum bekannten Partyschlager "Volare" der Gipsy Kings. Hier ließ sich das Publikum mitreißen und sang kräftig mit. Schließlich löschte die Stadtkapelle das Licht und kleine Leuchten an den Notenständern verbreiteten romantische Stimmung. Passend dazu spielte die Kapelle "Ti amo" von Umberto Tozzi. Absolute Feierlaune herrschte beim abschließenden Rottweiler Narrenmarsch mit der Jugendkapelle zusammen. Begeistert sprangen die Zuschauer auf.

Die Stadtkapelle brachte "Bella Italia" erfolgreich nach Rottweil – kulinarisch, optisch und musikalisch – und sorgte für echte Vorfreude auf die kommenden Fasnetstage.