Myriam Garten berät Firmen zur Gesundheitsvorsorge ihrer Beschäftigten. Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorsorge: AOK-Gesundheitskoordinatorin: Langer Weg stresst Pendler / Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK

Kreis Rottweil. Waren es 2008 nach Angaben des Statistischen Landesamtes noch rund 15 100 Menschen, die einen Arbeitsplatz außerhalb des Landkreises Rottweil hatten, zog es 2014 bereits rund 17 400 Menschen in die angrenzenden Wirtschaftsstandorte. Umgekehrt pendeln über 14 700 Beschäftigte täglich von außen in den Landkreis Rottweil.

Um herauszufinden, wie sich Berufspendler dabei fühlen und ob sie Belastungen durch den Arbeitsweg empfinden, hat die AOK jetzt eine Forsa-Umfrage in Baden-Württemberg in Auftrag gegeben. "Damit wollten wir herausfinden, wie lang bei den Berufstätigen der Weg zur Arbeit ist", erklärt Myriam Garten. Die Gesundheitsexpertin ist seit Anfang des Jahres neue AOK-Koordinatorin für betriebliches Gesundheitsmanagement im Landkreis Rottweil. "Außerdem wollten wir wissen, wie sehr das Pendeln die Menschen belastet."

Die Mehrheit der Befragten (64 Prozent) ist laut Forsa-Umfrage weniger als 30 Minuten unterwegs, für immerhin ein Viertel beträgt die benötigte Zeit 30 Minuten bis eine Stunde. Vier Prozent haben sogar einen Arbeitsweg von mehr als einer Stunde.

Wie wirkt sich die Fahrzeit auf die Menschen aus? "Zwölf Prozent gaben an, dass sie sich durch ihren Arbeitsweg stark belastet fühlen", sagt die AOK-Expertin. "Rund ein Viertel fühlt sich zumindest schwach belastet." Allerdings hängt dies deutlich von der Länge des Arbeitsweges ab. So gaben 32 Prozent der Befragten mit einer Anfahrt von einer halben Stunde und länger eine starke Belastung an. Nur 30 Prozent der Langpendler sind gar nicht belastet. Bei Berufstätigen mit einer Anfahrtszeit von weniger als einer halben Stunde sehen sich nur fünf Prozent stark belastet. 40 Prozent der Befragten mit Arbeitswegen von 30 Minuten und mehr fühlen sich durch den Zeitaufwand in ihrem Freizeitverhalten eingeschränkt. Sie geben an, dass ihnen für Sport oder Hobbys weniger Zeit bleibt. Auch Familie und Freunde kommen deswegen bei 21 Prozent oft zu kurz. Sogar körperliche Beschwerden wegen ihres Arbeitsweg-Aufwandes treten bei zehn Prozent auf. "Die Betroffenen klagen dann etwa über typische Stresssymptome wie Nervosität, Herzrasen oder Schweißausbrüche", berichtet Garten.

Der richtige Umgang mit manchmal unvermeidbarem Stress sei aber erlernbar, meint die Gesundheitsexpertin. "Jeder kann mit einfachen Mitteln seine psychische Gesundheit und Widerstandsfähigkeit stärken." Entsprechende Kurse könnten dabei helfen, die innere Balance zu finden und zu halten.