Bei den Rottweiler Brücken ist teilweise dringender Handlungsbedarf. Foto: Nädele

Die vergessenen Sorgenkinder: Auf Rottweiler Stadthaushalt kommen große Aufgaben zu.

Rottweil - Die älteste Stadt Baden-Württembergs, die Stadt der Türme – da ist klar: Rottweil ist gemeint. Doch müsste es nicht eigentlich die Stadt der Brücken heißen?

Brücken, Stege, Übergänge – 167 solche Bauwerke gibt es auf Rottweiler Gemarkung, wie Tiefbauamtsleiter Roland Hönisch den Mitgliedern des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses berichtete. Und für den Großteil davon, nämlich 97, liegt die Unterhaltungspflicht bei der Stadt. Seit seinem Amtsantritt 2014 nimmt Hönisch die Brücken deshalb genauer unter die Lupe.

Mit den Erkenntnissen wird ständig eine Arbeitsliste aktualisiert, in der alle 97 Bauwerke erfasst sind. Nach und nach füllt sich so die Tabelle und verschafft so auch einen Überblick über den Zustand der Brücken – benotet zwischen 1,0 und 4,0.

Mit Schrecken nahmen die Ausschussmitglieder zu Kenntnis, dass eine ganze Reihe der Bauwerke mit 3,0 oder schlechter eingestuft sind. Das heißt, kurz- bis mittelfristig besteht Handlungsbedarf. "Ab 3,5 sind Sofortmaßnahmen notwendig", erklärt Hönisch – bis hin zur Sperrung, die eine Sanierung oder gar einen Neubau nach sich ziehen kann.

Als Beispiele hat der Tiefbauamtsleiter die denkmalgeschützte Stahlträgerkonstruktion im Neckartal bei der Spittelmühle parat oder auch die kleine Brücke über die Prim an der Roten Steig. Beide will Hönisch für den Haushalt 2017 anmelden – als Neubaumaßnahmen für 1,1 Millionen Euro im Neckartal und 235 000 Euro an der Prim. In beiden Fällen ist auch bereits reagiert worden: mit einer Beschränkung auf 3,5 Tonnen und an der kleineren zusätzlich mit einer Verengung der Fahrbahn.

Teilweise dringender Handlungsbedarf

Den Ausschussmitgliedern war schnell klar, dass da in nächster Zeit einiges auf den städtischen Haushalt zukommen wird. Oberbürgermeister Ralf Broß sprach von "teilweise dringendem Handlungsbedarf". Eine Prioritätenliste folge, wenn die Bestandsaufnahme abgeschlossen ist. "Ich bekomme etwas Angst, wenn ich sehe, was da alles auf uns zukommen kann", meinte CDU-Stadtrat Herbert Sauter. Und auch Reiner Hils (FFR) sieht "gewaltige Aufgaben, um die wir aber nicht herumkommen". Hermann Breucha (FWV) schlug deshalb vor, konsequent jedes Jahr eine Million Euro für die Brückensanierung anzusetzen, um am Ball bleiben zu können.

Einen besonderen Aspekt brachte zudem FWV-Stadtrat Karl-Heinz Weiss in die Diskussion ein. Da der Landkreis – geplant für 2018 – die Brücke nach Göllsdorf erneuern wird, fällt für die Dauer dieser Arbeiten diese Zufahrt weg. Zumindest Ortskundige dürften dann auf die kleine Brücke über die Prim an der Roten Steig ausweichen, um den Weg über die Saline zu wählen. Hönisch bestätigt das und schlägt deshalb vor, dort im kommenden Jahr den Neubau anzugehen.