Lange Haftstrafen hat das Landgericht Rottweil gegen drei Männer wegen Bandendiebstahls verhängt. Foto: Laabs

Landgericht schickt drei junge Männer nach Einbrüchen in Supermarkt-Bäckereien im Südwesten hinter Gitter.

Rottweil - Drei Männer, Dutzende Taten: Am Donnerstag ist im Rottweiler Landgericht ein Trio zu mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. Die Männer hatten sich auf Einbrüche in Supermarkt-Bäckereien spezialisiert.

Sie haben dem Wort Broterwerb eine neue Note verliehen: Um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, gingen die drei Angeklagten monatelang auf Beutezug. Das Trio brach in Bäckereien in Supermärkten ein, ließ oftmals die Tresore mitgehen und räumte sie aus. Gestern erhielten die Männer die Quittung für ihre Taten. Die 1. Große Jugendkammer am Landgericht Rottweil verurteilte sie zu mehrjährigen Haftstrafen. Besonders hart trifft es einen 24-Jährigen, der zu vier Jahren verurteilt wurde, und seinen 29 Jahre alten Kompagnon, der für vier Jahre und sechs Monate hinter Gitter muss. Auf ihr Konto gehen vier Fälle von schwerem Bandendiebstahl, 21 Fälle von Diebstahl und sieben weitere von versuchtem Diebstahl in besonders schwerem Fall. Der Dritte im Bunde ist ein 21 Jahre alter Mann, der an den vier schweren Bandendiebstählen und an einem Fall von schwerem Diebstahl beteiligt gewesen war. Er erhält eine Jugendstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten.

Die ersten beiden Angeklagten tragen die Kosten des Verfahrens, der 24-Jährige wird außerdem in einer Entziehungseinrichtung untergebracht – er hat ein Drogenproblem. Das Trio kam bei seinen Taten ziemlich herum: Die 32 Fälle, um die es in der Hauptverhandlung nach einer Verständigung mit der Kammer noch ging, spielten sich zwischen Ende Dezember 2012 und Mai 2013 beispielsweise in Mönchweiler, Dornhan, Empfingen, Donaueschingen, Bräunlingen, Hechingen, Dornstetten, Salzstetten, Simmersfeld und Dotternhausen ab.

Nicht nur ihre Beutezüge verbanden die drei: Alle benötigten Geld und beschafften es sich durch die Einbrüche. Alle drei haben auch einen Migrationshintergrund. Der vom Alter her Mittlere stammt aus Armenien und hatte laut Gericht "massive Eingliederungsprobleme", nachdem er 2002 mit seiner Familie nach Deutschland gekommen war. Beim Ältesten im Bunde, der gebürtige Türke lebt seit über 20 Jahren im Land, sah die Prognose zwar etwas besser aus. Ihm sei der Hauptschulabschluss gelungen, und er habe phasenweise viel gearbeitet, erklärte der Richter. Allerdings: Auch er kam auf die schiefe Bahn. Verstärkt wurde die Misere durch eine pathologische Spielsucht: In der Biografie des Jüngsten sieht der Richter "massive Brüche". Nach der Scheidung seiner Eltern folgte er als Zehnjähriger seiner Mutter aus dem Iran nach Deutschland. Er sei vielversprechend in die Schullaufbahn gestartet. Geklappt habe jedoch nichts.

Bei allen drei sprach der Vorsitzende Richter von "massiver Delinquenz" schon als Jugendliche. Die drei haben für die begangenen Straftaten teils Jahre hinter Gittern verbracht. Dorthin kehren sie nun zurück.

Mit dem Strafmaß blieb die Kammer leicht unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Vor allem die Geständnisse seien "schlüssig und nachvollziehbar" gewesen sowie von Offenheit geprägt, begründete die Kammer ihr Urteil. Tatsächlich hatten sich die Angeklagten beim Betrachten der Tatortfotos während der Beweisaufnahme gegenseitig auf die Sprünge geholfen, was wie abgelaufen war.

Davon einmal abgesehen: Handyverbindungen, Notizen, Videoaufnahmen und Polizeikontrollen, in die die Einbrecher in Tatnächten geraten waren, ließen für das Gericht keinen Zweifel am Geschehen. Strafmildernd wirken sich für den 24-Jährigen sein Drogenkonsum und für den 29-Jährigen die Spielsucht aus. Beide sollen sich nun mit ihren Problemen auseinandersetzen. Dem 21-Jährigen empfahl der Richter, er solle im Gefängnis eine Ausbildung beginnen und diese in Freiheit abschließen.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.