Hat das sein müssen? Über die frisch gefällten Bäume auf dem Neufraer Kapf ärgern sich Naturliebhaber. Foto: Kammerer

Baumfällarbeiten am Naturdenkmal Neufraer Kapf lösen Verwunderung aus.

Rottweil-Neufra - Dass ausgerechnet zur ökologischen Aufwertung der Natur, Bäume gefällt werden, mutet seltsam an. Kein Mensch käme auf die Idee, dass ausgerechnet das Roden von Bäumen, der Natur dienen könnte. Doch genau dies scheint der Sinn von Baumfällarbeiten auf dem Neufraer Kapf zu sein.

Beim Neufraer Kapf handelt es sich um ein idyllisches Stück Natur mit schönem Ausblick auf das darunter liegende Dorf. Darüber hinaus kann sich der Kapf mit dem Naturschutzprädikat des flächenhaften Naturdenkmals schmücken. Derartige flächenhafte Naturdenkmäler stehen, wie der Name schon vermuten lässt, unter besonderem Naturschatz und nur in Ausnahmefällen darf hier in die Natur eingegriffen werden.

Um so mehr verwundert es, dass ausgerechnet an diesem Fleckchen Erde Baumfällarbeiten stattgefunden haben.

Wer dieser Tage auf dem Kapf spazieren geht, sieht dort, wo alljährlich das Funkenfeuer stattfindet, mehrere auf dem Boden liegende Bäume. Alle in direkter Umgebung des Funkenfeuerplatzes gefällt. Das Funkenfeuer hat eine langjährige Tradition in Neufra und darf im Rahmen einer Rechtsverordnung innerhalb der Fläche des Naturdenkmals stattfinden.

Nun wird in Neufra an anderer Stelle ein neuer Radweg in Richtung Wellendingen gebaut. Diese Baumaßnahme steht in direktem Zusammenhang mit den Baumfällarbeiten auf dem Kapf. Beim Bau des Radwegs wurde nämlich in die Natur eingegriffen und an dieser Stelle verlangt das Gesetz, wie Hermann Kopp, erster Landesbeamter im Landratsamt Rottweil, erläutert, eine Ausgleichsmaßnahme, die an anderer Stelle eine ökologische Aufwertung bedeutet. Für diese Ausgleichsmaßnahme wurde das Kapfgelände ausgewählt. Sobald es die Witterung erlaube, werde eine Beweidung des Gebietes stattfinden, führt Tanja Harder, ebenfalls vom Landratsamt in Rottweil und dort unter anderem mit Naturschutz beschäftigt, aus. Zuvor wurden allerdings Bäume gefällt. Harder betont, dass die gesamten Maßnahmen dem Bundesnaturschutzgesetz entsprächen.

Bei einem unserer Leser lösen diese Fällarbeiten an scheinbar gesunden Bäumen, trotz Erklärung des Landratsamtes, Verwunderung aus. Für ihn ist die Tatsache, dass mit schweren Maschinen in ein Naturschutzgebiet, in dem unter anderem der deutsche Enzian und Orchideen beheimatet sind, eingegriffen wird, unbegreiflich.

Ein Schelm, wer dabei an einen Zusammenhang mit dem Platz für das Funkenfeuer denkt.