Pilgern: Beate und Pius Löcher erreichen ihr Ziel / Inzwischen befinden sie sich auf dem Heimweg – zu Fuß

Genau nach Plan sind Beate und Pius Löcher aus Rottweil nach 41 Pilgertagen am 13. August in Rom angekommen. 1118 Kilometerhaben sie in dieser Zeit zu Fuß zurückgelegt.

Rottweil (hil). Spät in der Nacht kam die E-Mail mit der Nachricht, dass die beiden gut in Rom angekommen sind. Sie hätten den Petersdom schon besucht, gut gegessen und freuten sich jetzt auf eine ausgiebige Nachtruhe.

Probleme gab es mit den abgelaufenen Schuhen. An Ferragosto, dem Feiertag am 15. August, in Deutschland Mariä Himmelfahrt, haben alle Schuhmacher zu. Mit dem einen, den sie am Samstag noch ausfindig machen konnten, verabredeten sie sich auf Dienstag. Sie waren da, er leider nicht. Nun ist die Geschichte mit den Schuhen bis heute noch nicht zu Ende.

Löchers sind von Rom wieder Richtung Rottweil aufgebrochen. In einer E-Mail schildern Pius und Beate Löcher ihren Weg vom Apennin bis nach Rom. "Den Apennin haben wir hinter uns gelassen. Ab Fucecchio, zwischen Pisa und Florenz gelegen, teilten wir zwei Tage lang den Weg durch die liebliche Toskana mit anderen Pilgern, deren Anwesenheit wir meist erst abends in den Herbergen feststellten. In Siena besuchten wir die Andachtsstätten, die im und am Elternhaus der Hl. Katharina von Siena eingerichtet wurden."

Für die Mühen belohnt

Am Tag darauf seien sie von der offiziellen Pilgerstrecke abgewichen und um 5 Uhr aufgebrochen – "um auf einer unserer längsten Etappen nach 36 Kilometern das Kloster auf dem Monte Oliveto Maggiore, das Mutterkloster des Olivetanerordens, zu erreichen." Und weiter: "Wir wurden mehrfach für unsere Mühe belohnt: Die Hitze wurde uns durch stürmischen Wind erleichtert. Wir sahen ständig wechselnde graphische Landschaftsbilder in den Crete, der kargen Toskana der ausgebeuteten Böden. Am Abend nahmen wir an der allabendlichen Feier der Vesper teil, dem Abendgebet der Mönche mit gregorianischen Gesängen. Und dabei durften wir noch ein Ereignis erleben, das in unseren Tagen selten ist: unter der Leitung des Generalabts wurde ein neues Mitglied als Novize in den Orden aufgenommen. Er legte in der Zeremonie seinen zivilen Anzug und den bürgerlichen Namen ab, bekam das weiße Ordenskleid angelegt und wählte ›Amedeo" als seinen Ordensnamen.

Elias gibt einen Fingerzeig

Sie berichten auch vom Städtchen Pienza, das von vielen Touristen besucht wird, aber nicht am Pilgerweg liege. "Ein älterer Herr vermietet Zimmer ohne Frühstück", schreiben die Löchers. "Von unserem Weg zu hören, bereitete ihm solche Freude, dass er uns nicht nur das Zimmer zu deutlich ermäßigtem Preis überließ, sondern uns auch noch ein kleines Frühstück ins Zimmer brachte."

An der Straße, auf der die zwei von Pienza wieder zum Pilgerweg gingen, gab es eine zerstörte Brücke. Neben den Trümmern der steinernen Brückenpfeiler durchquerten sie den Fluss Orcia, um die Straße wieder zu erreichen.

"Noch ein paar Tage auf Wegen und Straßen im Latium hatten wir zu gehen. Die Schirmpinien lösten im Landschaftsbild die Zypressen der Toskana allmählich ab. Am 13. August erreichten wir Rom." Während des mehrtägigen Aufenthalts besuchte das Paar die Gräber der Apostel Petrus und Paulus und die weiteren fünf Pilgerkirchen Roms. Im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit" halte sich Papst Franziskus auch im August in Rom auf, sodass Beate und Pius Löcher an einer Generalaudienz teilnehmen konnten. "Die Statue des Propheten Elias mit dem ausgeprägten Fingerzeig im Petersdom verdeutlichte uns: Auch wer meint, sein Ziel erreicht zu haben, braucht noch Wegweisung. Wir machen uns nun auf anderem Wege, wieder zu Fuß, auf die Rückreise nach Rottweil."