Krätze äußert sich durch starken Juckreiz sowie Hautrötungen und auch stecknadelgroße Knötchen. Foto: Naupold

Kindergärten und Schulen melden gehäuftes Auftreten. Kein Zeichen für mangelnde Hygiene.

Kreis Rottweil - Wie in der restlichen Bundesrepublik, ist im Landkreis Rottweil eine Zunahme der Krätzefälle zu verzeichnen. Während dem Gesundheitsamt im vergangenen Jahr nur vereinzelt Ausbrüche von Krätze in Gemeinschaftseinrichtungen gemeldet wurden, ging bislang im Jahr 2017 beinahe täglich eine Meldung im Gesundheitsamt ein.

Obwohl es für Einzelfälle aktuell noch keine gesetzliche Meldepflicht gibt, sind die Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten oder Schulen verpflichtet, ein gehäuftes Auftreten an das zuständige Gesundheitsamt zu melden. Daher müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts.

Auch der Dermatologe Michael Eisfelder aus Rottweil berichtet von einer starken Häufung von Krätzefällen in seiner Praxis. Im Jahr 2015 behandelte er 69 Patienten aus dem Landkreis wegen Krätze, 2016 waren es 221 und in den ersten beiden Monaten dieses Jahres bereits 51 Fälle. Die Krätze ist eine parasitäre Hautkrankheit, die durch die Krätzmilbe hervorgerufen wird. Übertragen werden die Parasiten durch Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch, aber auch eine Weitergabe durch infizierte Wäsche ist möglich.

Die circa 0,4 Millimeter großen Weibchen der Krätzmilben graben sich in die obere Hornschicht der Haut ein und bilden dort kleine Gänge. Die Milbenabsonderungen führen zu entzündlichen Hautreaktionen in Form von Hautrötungen und stecknadelgroßen Knötchen.

Kein Zeichen für mangelnde Hygiene

Bei Erwachsenen treten die Hautveränderungen in erster Linie zwischen Fingern und Zehen sowie im Genitalbereich und in der Achselgegend auf. Säuglinge und Kleinkinder werden auch im Bereich der behaarten Kopfhaut und an den Innenflächen von Händen und Füßen befallen. Die Betroffenen leiden unter starkem Juckreiz und haben das Gefühl, sich ständig kratzen zu müssen, was auch der Krätze ihren Namen gegeben hat. Dennoch deuten viele Erkrankte die Anzeichen einer Krätze nicht richtig und warten zu lange bis sie einen Arzt aufsuchen.

Der typische Juckreiz bei Krätze wird durch Wärme gefördert und ist deswegen vor allem nachts durch die Bettwärme besonders ausgeprägt. Oft wird eine Krätze jedoch auch übersehen, weil die typischen Symptome erst zwei bis fünf Wochen nach dem Befall auf treten. Bei erneuten Übertragungen können sich die ersten Krankheitsanzeichen bereits nach wenigen Tagen bemerkbar machen.

Mit mangelnder Hygiene kann ein Krätzebefall jedoch nicht gleichgesetzt werden. Die Milben sind unempfindlich gegenüber Wasser und Seife und überstehen sogar mehrere Badegänge am Tag. Wichtig ist es bei Krätzeverdacht, rasch einen Dermatologen aufzusuchen, denn normalerweise kann die Krätze gut behandelt werden. Zur lokalen Therapie stehen mehrere Anti-Milben-Mittel in Form von Cremes oder Salben zur Verfügung.

Wichtig sind auch regelmäßige Wechsel und richtige Reinigung der getragenen Kleidung und der Bettwäsche. Über die Ansteckungsfähigkeit der Betroffenen, die Dauer der Therapie sowie die Begleitmaßnahmen entscheidet der behandelnde Arzt. Nachdem die Milben abgetötet sind, können aber noch einige Wochen vergehen, bis die Beschwerden vollständig abklingen.