Doris Reichenauer, Petra Binder, Eckhard Grauer und Bernd Kohlhepp: Das verspricht eine lustige Seefahrt im Ferienzauber-Zelt zu werden. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienzauber präsentiert am Montag Gemeinschaftsprogramm von "Dui do on de Sell" und "Hämmerle & Leibssle"

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil. Als raus war, dass der Ferienzauber einer von nichtmal einem halben Dutzend Veranstaltungsorte für eine besondere schwäbische Doppelverbrüderungs- und Verschwesterungsszene würde, dauerte es nicht lange – und alle Karten waren weg: Klar, wann gibt’s sonst noch die Chance, Hämmerle und Leibssle zu sehen, und wann schon die Chance, das legendäre Schwabenduo mit dem zwischenzeitlich ebenfalls legendären Schwäbinnenduo "Dui do on de Sell"? Gut 500 Besucher wollten sich diese Chance nicht entgehen lassen und erlebten gestern eine denkwürdige Seereise.

Ja, auch das eher zu Unrecht so genannte "Schwäbische Meer" kam darin vor, allerdings gewissermaßen als Diminutiv. Nein, das ungleiche Quartett hat sich für sein Gemeinschaftsprogramm eine Kreuzfahrt ausgedacht. Auf der "HMS Württemberg" mit ihrem immer zu einem "Späßle" aufgelegten Chefsteward Walter Sailer alias Leibssle, mit richtigem Namen Eckhard Grauer, geht es ins östliche Mittelmeer, dorthin, wo die Kulturen schon seit Jahrhunderte, ach was, seit Jahrtausenden mit Ruinen wuchern. Eine echte Leistung, wie Bernd Kohlhepp alias Hämmerle alias Baedeker philosophiert, sowas so kaputt zu kriegen.

Die beiden spielen nebenbei auch noch die Ehepartner von "Dui do" und "de Sell", also Doris Reichenauer und Petra Binder. Und weil die eine in der Geschichte mit dem anderen verschwistert ist, kann man an diesem Modell so ziemlich alles durchexerzieren was Beziehungsstress hergibt. Zumal ja alle vier Bühnenfiguren ihre "Medele", ihre Marotten, haben. Da wird fraternisiert, da wird angebandelt, da wird aufs Glatteis geführt, sich diebisch gefreut, wenn’s dem oder der Gegenüber mal nicht ganz so gut geht wie einem selbst – bei ganz, ganz viel Empathieheuchelei, versteht sich. Da wird mit dem Schicksal gehadert, das einem solche Partner beschert hat – die man erträgt und mit denen klarzukommen man doch irgendwie gelernt hat.

Als würden diese merkwürdigen Paarbeziehungen und Solocharaktere nicht reichen, gibt es da noch das Instrument des Büffets: Schlangestehen ist dort angesagt, und dank rascher Kostüm- und Frisurenwechsel lässt das Quartett eine Vielzahl Figuren aufmarschieren. Es sind kleine Szenen, die daraus entstehen, aber sie skizzieren gekonnt ganz unterschiedliche Persönlichkeitstypen. Auf der anderen Seite werden in "Ein schwäbischer Sommernachtstraum" auch große Themen verhandelt. Zum Beispiel steckt der bis zum Bodensee weltgewandte und möglicherweise junggebliebene Grauer seinem Schwager, dem etwas trotteligen aber ordentlich verschlagenen Kohlhepp, wie Frauen ticken. Erstaunlich, was "reziproke Diktionsrezeption", so heißt die Zauberformel, an Material für einen schwäbischen Kabarettabend abwerfen kann.