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Gymnasiast erlebt erstmals die Feier mitten in Rottweil – und meint: "Gerne wieder."

Rottweil - Feierlich und frenetisch, aber friedlich erleben Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) die Begegnungen in den Straßen Rottweils.

Der Schmotzige Donnerstag war auch in diesem Jahr sicher wieder für Anwohner ein Graus und für manchen Bar-Inhaber ein Traum. Für die Jugendlichen war er diesmal allerdings mehr als nur Grund für einen sinnlosen Alkoholrausch. Denn so manch einer wurde auch positiv überrascht.

Da es für einen Abiturienten in Rottweil mehr oder weniger Pflicht ist, an den Feierlichkeiten des Schmotzigen durchweg aktiv teilzunehmen, machten sich auch Simon, Leo, Dominik und Robert mit ihren Mitschülern am Donnerstag nach der selbst inszenierten Party am AMG auf in die Innenstadt.

Für einen Schüler, der nicht gerade als Feierbiest bekannt und Alkohol generell abgeneigt ist, war der Schmotzige in der Innenstadt bisher eher der Inbegriff Schreckens. Whatsapp-Nachrichten von offensichtlich Betrunkenen oder Bilder von einer Hauptstraße voller Glasscherben taten ihr Übriges, so manchen von vornherein fernzuhalten. Und so konnte auch Simon dieses Ritual bisher erfolgreich meiden. Mit Skiurlaub oder »Krankheit« war es ihm bisher gelungen, sich vor dem Zwang der Masse zu drücken, mit in die Stadt zu gehen und mal so richtig die Sau rauszulassen. Doch für einen künftigen Abiturienten gehört es eben einfach dazu, sich in das Epizentrum des Wahnsinns zu begeben.

»So schlimm wird es wohl nicht sein«: Mit diesem Hinweis wurde also auch so manch Unerfahrener mit in die Innenstadt geschleppt. Der schallende Bass und Polizisten in Zivil oder Uniform stimmten bereits auf Höhe der Musikschule auf die zu erwartende Megaparty ein. Und schon bald traf man auf die ersten bekannten Gesichter.
Tatsächlich war der Schmotzige ein einziges großes Wiedersehen mit Freunden, die man viel zu lange nicht gesehen hat, und  die man nun, wenn auch in alkoholisiertem Zustand, endlich wieder traf. Der Alkohol im Blut äußerte sich allerdings nicht in Übergriffen oder gar Gewalt, sondern vielmehr in tiefgründigen Gesprächen, bei denen vermutlich einige Geheimnisse rausgerutscht sind, die so mancher am nächsten Tag wohl eher bereute – sofern man sich denn noch daran erinnerte.

Der Horrorvorstellung der Rottweiler Bürger, dass harter Alkohol vermehrt und viel zu früh in die Hände von Jugendlichen komme, versuchte die Polizei mit hoher Präsenz bestmöglich vorzubeugen. Was schon früh morgens am Busbahnhof mit strenger Kontrolle begann, ging in der Stadt genau so weiter, und viel  Alkohol und Zigaretten-Päckchen landeten in den Mülleimern und Abflüssen. Die Symbolik der Polizeipräsenz – »wir passen auf, und wir geben alles, damit der Schmotzige friedlich verläuft« – tat ihr Übriges.

Die Glasscherben am Boden gaben dem Wort »Schmutziger« Donnerstag allerdings eine ganz besondere Bedeutung. Bei stürmischen Umarmungen musste man ständig mit der Angst leben, in die Überbleibsel leerer Hüpfer, Weinflaschen oder ähnlichem zu fallen. Müllcontainer in der Stadt hätten da sicher eine Entspannung der Lage herbeigeführt und nicht nur den Schmotzigen, sondern auch die Stadt selber in besserem Licht dastehen lassen.

Solange es in der Stadt jedoch friedlich blieb, solange Freude, Glückseligkeit und Freundschaft offen zelebriert werden konnten und solange gemäß dem Motto »Jedem zur Freud’ und niemand zu Leid« gefeiert wurde, mussten selbst anfängliche Skeptiker wie Simon und seine Begleiter sagen: »Gerne wieder.«

Der Autor schreibt für die Jugendredaktion am Albertus-Magnus-Gymnasium.