Die Reaktion des Publikums macht klar: Solche Typen gibt es nicht nur bei den bayerischen Nachbarn. Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder-Bote

Ferienzauber: Wolfgang Krebs und "Die Bayerischen Löwen" präsentieren gestern musikalisches Kabarett

Rottweil. Für die Gäste auf der Bühne ist es so etwas wie westliches Ausland. Dennoch: Man versteht sich auf Anhieb gut gestern Abend im Ferienzauber-Zelt. Denn so weit weg ist Bayern ja nicht. Wie nahe es tatsächlich ist, sollte spätestens nach der Pause klar sein. Denn was der Multi-Vereinschef, Oberehrenamtliche und kommunalpolitisch Aktive angeheitert ausplaudert, scheint den Besuchern sattsam bekannt zu sein. Ökologischer Ausgleich fürs Passivhaus im SUV-Auspendelverkehr, das Neubaugebiet in zweifelhafter Lage, Gewerbegebiete allüberall. halt, das war der Markus Söder, der Heckenschütze, der sich in seinem Münchner Superministerium die Bürgermeister des ganzen Freistaats gefügig macht. "Amigo" mal anders eben. Ja, der war gestern auch da. Und die Kanzlerin. Und der Seehofer, "Ministerpräsident auf Lebenszeit". Und "Die Bayerischen Löwen" – die beißen nicht, sondern machen Musik. Gute Musik. "Blechblasmusik-Rock’n’Roll" und A-cappella-Schmankerln.

Der Solist im Team ist in den meisten Fällen Wolfgang Krebs, und damit ist auch klar: Kabarett ist angesagt. Laut, wenn die karikierten Politgrößen aus dem weißblauen Land stammen, bedächtig, wenn die Kanzlerin das Wort ergreift, ihren Aufsatz über den Urlaub in Bayern vorträgt und klar wird, dass, rein sprachlich, die Südschiene besser funktioniert als die Standleitung München-Berlin. Was die Politiker eint, ist der Hang zur salbungsvollen Huldigung des Publikum beim allerbesten Festival im allerschönsten – und tatsächlich ein bisschen weiß-blauen – Zelt, viel Werbung in eigener Sache, und ein bisschen Politik auf Kosten der Konkurrenz.

Die Musik ficht das nicht an. Die spielen nicht nur mit bestechend scharfer Intonation und fast schon unverschämter Nonchalance, die singen auch noch, machen ihren "Kinni" zum Freddie-Mercury-Darsteller, vor erstaunlich sicherem und prägnantem "Queen"-Background, preisen die Kompetenz des neuen Küchengeräts – und liefern damit tatsächlich eine Art Blechblasmusik-Rock’n’Roll.