Tagsüber ist geschlossen, abends steppt in der Alten Post oft der Bär. Jetzt ist aber um 3 Uhr Schluss. Foto: Otto

Jetzt endet die Nacht schon früher: Kneipen-Pächter reagiert nach Anwohnerbeschwerden und Schlägerei.

Rottweil - Die "Kneipenmeile" oberhalb des Schwarzen Tors ist beliebt bei Nachtschwärmern. Und bislang war klar: Wenn alle zu machen, hat die "Alte Post" noch auf. Doch damit ist Schluss. Es kehrt auch im Sinne der Anwohner jetzt früher Ruhe ein.

Dass sich die Pächter der Alten Post ("Apo") in der Flöttlinstorstraße, die Stadt und die Polizei jetzt an einen Tisch gesetzt haben, um nach einer neuen Regelung zu suchen, hat gute Gründe. Zum einen sorgte die – grundsätzlich legitime – Öffnungszeit am Wochenende bis 5 Uhr immer wieder für Ärger bei den Anwohnern. Zum anderen schlug eine größere Schlägerei bei der Apo Ende September Wellen.

Bei Hausverboten ist man künftig strikter

Pächter Angelo Castrogiovanni hat das einige Sorgen bereitet. Er und sein Partner Giuseppe Sarda haben seit der Übernahme der Kneipe vor eineinhalb Jahren einiges investiert, um sie für die Nachtschwärmer attraktiv zu machen. Es gibt Konzerte, DJs legen auf – das Lokal ist gerade am Wochenende gut gefüllt.

Vorwürfe, wonach die Security bei dem Vorfall Ende September ihren Job nicht ordentlich gemacht habe, weist Castrogiovanni zurück. Bei so vielen Gästen wie in der Apo – rund 150 passen hinein – könne man nicht immer gleich alle erkennen, die Ärger machen wollen. Und Schlägereien im Bereich der Waldtor- und Flöttlinstorstraße gebe es immer wieder, sagt der 43-Jährige. Man habe ohnehin schon rund 40 bis 50 Hausverbote ausgesprochen. Eines werde sich diesbezüglich aber ändern: "Früher haben wir jedem eine zweite Chance gegeben. Jetzt sind wir strikt: Wer Stress macht, fliegt raus." Zudem sei neues Security-Personal eingestellt worden. Am Wochenende passen zwei Sicherheitsleute drinnen, einer an der Tür auf, dass alles in ruhigen Bahnen verläuft.

Bei der Schlägerei Ende September waren zwei Gäste in der Kneipe in Streit geraten, das Ganze hatte sich nach draußen verlagert und immer größere Ausmaße angenommen. Die Polizei rückte schließlich mit sechs Streifenwagen an und berichtete von "tumultähnlichen Szenen" und einer "unübersichtlichen Lage". Rund 20 Personen seien an der Schlägerei beteiligt gewesen. Die Polizei setzte auch Pfefferspray ein.

Anwohner melden sich des Öfteren bei der Stadt

Für die Anwohner bedeutete dies wieder ein Nacht mit nur wenig Schlaf, für die Apo-Pächter und die Stadt bedeutete es Handlungsbedarf. "Die Pächter bemühen sich wirklich", sagt Renate Glatthaar, Ordnungsamtsleiterin der Stadt, nach dem Gespräch. Der Vorfall im September könne nicht direkt der Apo zugeordnet werden. Dennoch trügen natürlich die Größe und die Öffnungszeiten dazu bei, dass sich dort auch Leute einfinden, die Ärger machen.

Beim gemeinsamen Gespräch wurde deshalb beschlossen, dass die Alte Post freitags und samstags schon um 3 Uhr schließt. Dies sei auch mit Blick auf die Anwohner, die sich des Öfteren bei der Stadt wegen nächtlichen Lärms melden, nötig. Mittwochs und donnerstags ist nach wie vor um ein Uhr Schluss. Bei verstärkten Jugendschutzkontrollen in der Apo in den vergangenen Wochen habe es keinerlei Beanstandungen gegeben. Zudem begrüße man, dass in der Kneipe kostenlos Mineralwasser an erkennbar Betrunkene ausgeschenkt wird, sagt Renate Glatthaar. Nur werde man schauen, wie sich die Situation weiter entwickelt.

Angelo Castrogiovanni will es die nächste Zeit grundsätzlich ruhiger angehen lassen: "Bis zum Jahresende gibt es keine Konzerte und keine Events", versichert er. Mancher Nachtschwärmer wird das bedauern – die Anwohner wird’s freuen.