Das ist das Leben von Kurt Schellenberg. Hier hält der Gründer des IFM einen Bohrkern in der Hand. Foto: Schulz

Kurt Schellenberg feiert mit Institut für Materialprüfung 50-jähriges Bestehen. Bild nennt ihn Straßenbau-Papst.

Rottweil - Die Bild-Zeitung nannte ihn einmal ehrfurchtsvoll Straßenbau-Papst. Er sorgte zudem dafür, dass Stuttgarts schönste Flaniermeile, die Königstraße, den passenden Belag erhielt. Doch das sind nur zwei Schlaglichter auf das Lebenswerk von Kurt Schellenberg. Das von ihm gegründete Institut IFM gibt es seit 50 Jahren.

Man weiß nicht, wie die Straßenlandschaft in Baden-Württemberg und den angrenzenden Ländern ohne das Institut für Materialprüfung (IFM) Dr. Schellenberg aussähe. Seit einem halben Jahrhundert gibt es das Institut. Gegründet wurde es von Kurt Schellenberg 1965 in Rottweil. Er bleibt ein Aktivposten in der Firma, die ein reines Familienunternehmen, und daher – darauf legt der Gründer hohen Wert – unabhängig ist: Der eine Sohn, Peter, ist heute geschäftsführender Gesellschafter. Sohn Ulrich, von Beruf Rechtsanwalt und Notar, ist ebenfalls Gesellschafter.

Frei zu sein, diese Einstellung und tiefe innere Überzeugung ist prägend in Schellenbergs Leben und seine Antriebskraft: beruflich wie kommunalpolitisch. In einer Publikation zum 40-jährigen Bestehen des Instituts sagt er über sich: "Die ›Freien Burschen‹ sind meine Studentenverbindung, die ›Freien Wähler‹ seit vielen Jahren meine kommunalpolitische Heimat." Inzwischen hat er, nach 30 beziehungsweise 40 Jahren an vorderster Stelle in Kreistag und Gemeinderat, das politische Geschäft anderen überlassen. Sohn Peter tritt auch hier in die Fußstapfen des Vaters.

Nun weiß man nicht nur hierzulande, dass das Rottweiler Institut maßgeblichen Anteil an den Entwicklungen im Straßenbau hat. Jüngstes Beispiel: Im Auftrag des Bundesamts für Straßen in der Schweiz wird im IFM ein Forschungsauftrag über lärmarme Gussasphaltbrücken bearbeitet. Abgeschlossen wird er in diesem Jahr mit Versuchsabschnitten auf dem Viadukt Kerzers. Das ist lediglich einer der vielen Höhepunkte in der langjährigen Firmengeschichte, die sich unter anderem intensiv mit lärmarmen Asphaltbelägen befasst.

Wer hätte das gedacht, damals vor 50 Jahren? "Am Anfang war es sehr schwer", erinnert sich der Institutsgründer. Um jeden Auftrag musste gekämpft werden. Später kamen Grabenkämpfe mit staatlichen Institutionen hinzu. Schellenberg beschwerte sich an den obersten Stellen der Landespolitik und rettete das Fortbestehen der privaten Institute.

Es ist nur eine Fußnote im Berufsleben von Kurt Schellenberg, dem Tüftler, akribischen Arbeiter, dem es auch immer wichtig war, sein Wissen an die Jugend weiterzugeben: 1980 wurde er als Professor für Baustoffkunde und Materialprüfung an die Hochschule für Technik in Stuttgart berufen. Als aber Stuttgart einmal große Probleme mit der Karl-Kloß-Straße hatte, eine Straße, die in Serpentinen den Verkehr in den Talkessel führte, und auf der sich die Unfälle häuften, wurde er zu Hilfe gerufen. Er half, indem er einen griffigeren Asphalt aufbringen ließ. Der Boulevard nannte ihn daraufhin den "Straßenbau-Papst".

Keine Frage: Er ist früh ein renommierter Experte für Asphaltstraßenbau. Seit Jahrzehnten tüftelt sein Institut an neuen Prüfverfahren. Dafür erhielt Schellenberg Forschungspreise und zahlreiche Forschungsaufträge bedeutender Unternehmen und Behörden wie der Bundesanstalt für Straßenwesen. 50 Aufträge für Dritte wurden abgewickelt, auf mehr als 50 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Prüfung und Anwendung von Baustoffen kann Schellenberg verweisen.

Wer hätte das gedacht, damals, vor 50 Jahren. Als er, nach siebenjähriger Tätigkeit an der Forschungs- und Materialprüfungsanstalt Stuttgart, wo er zuletzt Abteilungsleiter war, 1965 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und ein Laboratorium für Straßenbaustoffe eröffnete? Bald schon wurde eine kleine frei werdende Fabrik in Göllsdorf die Heimat des Instituts. Ständig wurde es erweitert, vergrößert. Sehr früh schon, 1969, wurde in Leipheim (Bayern) ein gleichartiges Institut eröffnet. Und nun: Zum IFM kommt die halbe Welt, um dem perfekten Asphalt auf die Spur zu bekommen.

Im Institut steht ein Asphalt-Bohrkern an dem anderen. Mit gutem Grund: Das IFM ist durch viele Neuentwicklungen international bekannt geworden. Entwickelt wurde unter anderem auch schon früh eine aus Asphalt bestehende Sohlabdichtung für Hausmülldeponien. In Bochingen ausprobiert, erhielt die Art der Abdichtung aus Berlin die allgemeine Zulassung.

Man könnte Seiten füllen, mit dem, was das Institut für Deutschlands Straßen alles geleistet hat. Doch auch dieser Platz wäre bald auserzählt. Denn Kurt Schellenberg ist auf dem Sprung. Es geht nach München. Und darum, einem neuen Prüfverfahren zum Durchbruch zu verhelfen.