Der Rottweiler Architekt und Städteplaner ist eine Art Sonderbeauftragter der Verwaltung / Staatsrätin Erler zeigt sich respektvoll

Von Armin Schulz

Rottweil. Seit der Debatte um die Ansiedlung des Testturms von Thyssen-Krupp Elevator tritt er wieder verstärkt in Erscheinung: der Rottweiler Architekt Alfons Bürk. In Stuttgart haben sie Respekt vor ihm. Für Oberbürgermeister Ralf Broß scheint er inzwischen unverzichtbar geworden zu sein. Ein Porträt.

Nachdem der "Sonderbeauftragte" für TKE und Stadt das Turmprojekt auf den Weg gebracht hat, setzt die Stadtverwaltung auch in der Debatte um ein Großgefängnis am Standort Esch auf die Unterstützung und das Know-how von Alfons Bürk.

So war der Rottweiler Architekt dabei, als die Stadtverwaltungsspitze Mitte April in Stuttgart weilte, um die Entscheidung der Landesregierung entgegenzunehmen, über welchen der Rottweiler Standorte weiter diskutiert werden solle in Konkurrenz zu Meßstetten und der dortigen Konversionsfläche. Ebenso nahm er in dieser Woche ganz selbstverständlich auf den Podien in den Gemeinderatssitzungen in Dietingen und Villingendorf Platz – neben Oberbürgermeister Ralf Broß und Bürgermeister Werner Guhl. Daher war es nicht verwunderlich, dass Alfons Bürk auch gestern in der Bürgerversammlung in der Stadthalle für die Stadtverwaltung auftrat, das Wort ergriff und für die Ansiedlung einer neuen Vollzugsanstalt am Standort Esch warb.

Bürk hat sich einen Namen gemacht. Die Staatsrätin für Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, sieht in ihm den Entscheider in Sachen Testturm. Bürk habe dieses Projekt in Rottweil durchgesetzt, sagte sie voller Respekt in der Bürgerversammlung in Meßstetten.

Aber wer ist dieser Alfons Bürk, dessen zunehmende Präsenz in kommunalpolitischen Angelegenheiten bei dem einen oder anderen Bürger und Stadtrat mitunter für Stirnrunzeln sorgt?

Es gibt eine Publikation aus dem Jahr 1991, "Menschen in Rottweil", von Hartwig Ebert, in dem Rottweiler Originale mit großen Fotos und einigen wenigen biografischen Anmerkungen aufgeführt werden. Alfons Bürk, damals kaum älter als 30 Jahre, ist einer davon. Er, Jahrgang 1958, ist in dem Buch – eine Art publizistischer Walhalla der 90er-Jahre in der ehemaligen früheren Reichsstadt – einer der jüngsten. Bürk gilt als Spiritus Rector des heutigen Neckartals. Er hat maßgeblichen Anteil daran, dass sich Anfang der 1990er-Jahre aus der Industriebrache der ehemaligen Pulver- und langjährigen Nylonfabrik ein Gewerbepark entwickelte. Die Alternative wäre eine Grünlandschaft gewesen. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

Aus Bürks Sicht kaum vorstellbar, wenn sich Rottweil den Testturm durch die Lappen hätte gehen lassen. Er ist Überzeugungstäter und hält damit nicht hinterm Berg. Wenn sich Architekten aus der Region das Projekt auf dem Berner Feld anschauen wollen, springt er spontan ein und führt die Gruppe über die Baustelle. Sein Detailwissen ist beeindruckend. Mit der gleichen Begeisterung und Überzeugung tritt er für die JVA in Rottweil ein.

Bürk ist Rottweiler, er ist hier geboren, machte am Albertus-Magnus-Gymnasium Abitur, studierte an der Uni in Stuttgart Architektur und Stadtplanung, war Leiter der Sanierungsgruppe des Stadtjugendrings und Mitglied des Sanierungsbeirats der Stadt.

Offiziell ist er für die Stadt als freier Mitarbeiter tätig, er hat einen Dienstleistungsvertrag. Er unterstützt den Fachbereich 4 im Bereich des Sanierungsgebiets Innenstadt und der Stadtentwicklung, weil dort, so Oberbürgermeister Ralf Broß im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, die Kapazitäten begrenzt seien, es indes eine Fülle von Aufgaben und Projekten gebe, die man nicht schieben könne und wolle.

Wie die JVA. Hier ist Bürk seit April, seit dem Treffen in Stuttgart, mit im Boot, beackert das Planungsrecht, ist zuständig für die Koordination mit den Behörden. "Für uns keine Ausnahme, sondern durchaus üblich", so Broß. Er verweist auf die Steg, die Stadtentwicklung GmbH, deren Kompetenzen die Stadt bei der anstehenden Stadtsanierung ebenfalls in Anspruch nimmt.

Einmal wollte Bürk sogar höher hinaus. 2001 trat er als OB-Kandidat in Rottweil an. Er erzielte ein beachtliches Ergebnis, OB wurde ein anderer. Für den jetzigen, Ralf Broß, scheint er als Berater und Mediator, als einer, der hinter den Kulissen die Strippen zieht und vor den Kulissen das große Ganze erläutert, indes unverzichtbar geworden zu sein, was sich in dieser Woche wieder zeigte.