Emil Sänze, Landtagskandidat der AfD, verteidigt seinen Kreisverband gegen Vorwürfe der Rechtsradikalität. Foto: alf Foto: Schwarzwälder-Bote

Landtagswahl: Emil Sänze hält Asylpolitik für gescheitert

Der 65-jährige Emil Sänze aus Sulz (Renfrizhausen) kandidiert bei der Landtagswahl am 13. März für die AfD. Sein wichtigstes Thema: die Flüchtlingspolitik. Man müsse an der Grenze auch unschöne Bilder in Kauf nehmen, sagt er in einer Wahlveranstaltung.

Kreis Rottweil (alf). Eigentlich könnte Emil Sänze schon länger das Rentendasein genießen. Nach seinem Ausscheiden als Geschäftsführer einer bayrischen Automobilbank im Alter von 60 Jahren fühlte er sich für den Ruhestand aber zu jung. Er gründete zwei Unternehmen, eines in der internationalen Unternehmensberatungsbranche, das andere im IT-Bereich.

Doch nicht nur beruflich oder geschäftlich hat sich der im baden-württembergischen Beuren geborene Sänze neu orientiert. Auch politisch fand er vor wenigen Jahren eine neue Heimat. Nach der Regierungsübernahme im Jahr 1998 auf Bundesebene durch die rot-grüne Koalition habe bei ihm ein Umdenken stattgefunden. Sänze: "Ich fühlte mich durch keine Partei mehr repräsentiert." Er trat 2013 in den AfD-Kreisverband Rottweil/Tuttlingen ein und wurde bald danach dessen Sprecher. Zuvor gehörte er keiner Partei an. Der AfD-Erstkandidat für den Wahlkreis Rottweil hat nach eigenen Angaben über viele Jahre liberal gewählt.

Bei der Wahlveranstaltung im Rottweiler Pflugsaal tritt der dreifache Familienvater mit ruhiger Stimme auf. Er gibt sich weltmännisch und meint im weiteren Verlauf zu seiner Person: "Wer ein Vier-Milliarden-Unternehmen geführt hat, ist kein Hohlkopf." Unruhig wird er nur dann, wenn das Mikrofon nicht richtig funktioniert. Sein Fazit am Schluss seiner Rede: Die AfD sei die einzige echte Oppositionspartei. "Wir wollen die anderen Parteien vor uns hertreiben, sonst geht es mit dem Schlendrian so weiter." Der Sulzer will aber keine leeren Versprechungen machen. Denn: Das Geld sei dafür schlichtweg nicht vorhanden.

Den Auftritt im Pflugsaal hat er klar strukturiert. Bevor er einen Satz zum Programm seiner Partei sagt, geht Sänze auf die Wahlaussagen der Wettbewerber ein. Mehr als 3000 Seiten habe er gewälzt. Seine Einschätzung: Zwar seien teilweise berechtigte Forderungen enthalten, keine Partei könne aber plausibel machen, wie sie das finanzieren wolle. Die SPD spreche vom Regierungsprogramm ("toller Titel, wurde das Fell des Bären denn schon verteilt?"), das Programm der FDP wolle er gleich gar nicht erwähnen.

Dann kommt der AfD-Kandidat auf das Thema Flüchtlinge zu sprechen, das viel Platz in seinen weiteren Ausführungen einnimmt. Auch in seinem persönlichen Wahlprospekt steht die Asyl- und Einwanderungspolitik auf der ersten Themenseite. Der 65- Jährige spricht von Flüchtlingen, die illegal einreisten. Dieses Problem sei Deutschland von Kanzlerin Angela Merkel aufgedrückt worden. Sänze: "Die illegale Einreise hat die Belastungsgrenze überschritten und stört den inneren Frieden." Dafür erhält er den ersten großen Beifall.

Danach stellt er sich die Frage selbst: Wie lautet der Vorschlag der AfD zu diesem Thema? Antwort: geltendes Recht wieder in Kraft setzen und die Grenzen dichtmachen. Sänze, dessen Vater Heimatvertriebener war, erinnert an das Durchgangslager Friedland nach dem Zweiten Weltkrieg. Deutschland habe größte Erfahrungen mit Fluchtbewegungen.

Unschöne Bilder an der Grenze, wenn Menschen durch die Bundespolizei sofort abgewiesen werden würde, müssten kurzfristig in Kauf genommen werden, räumt er ein. Für eine europäische Lösung sieht er geringe Chancen. Seine Forderung: "Wenn dies nicht möglich ist, muss jede Nation das selbst regeln." Das Schengener Abkommen sei gescheitert.

Der Vorwurf der politischen Gegner, die AfD habe etwas mit Rechtsradikalität zu tun, weist Sänze weit von sich. "Ich sehe keine Rechtsradikalen hier im Saal, sondern nur Bürger, die sich Sorgen machen", erklärt er und blickt in die Runde. Es sind um die 50 Zuhörer an diesem Sonntagmorgen. Gerechnet wurde offensichtlich mit mehr. Es bleiben reichlich Weißwürste übrig, die Anwesenden werden gebeten, ein weiteres Mal zuzugreifen. Mancher traue sich nicht, zu einer Veranstaltung der AfD zu kommen, kritisiert Sänze und fragt: "Wie weit sind wir schon gekommen?" Die AfD werde von der Presse angefeindet, ruft er den Zuhörern zu. Und legt nach. Der Tatbestand der Volksverhetzung gelte auch für die andere Richtung.

Emil Sänze wohnt im Sulzer Stadtteil Renfrizhausen. Er wurde 1950 als viertes von fünf Kindern in Beuren geboren. Sein Vater, ein Beamter, war Heimatvertriebener. Seine Mutter stammt aus Holland. Sänze ist verheiratet und hat drei Töchter. Nach seiner Lehre als Industriekaufmann absolvierte er ein Betriebswirtschaftsstudium. Danach bekleidete er mehrere leitende Funktionen in der Finanzwirtschaft. Zuletzt war er Geschäftsführer bei einer bayrischen Automobilbank. Nach seinem Ausscheiden hat er zwei Firmen gegründet, in denen er als Geschäftsführer tätig ist. 2013 trat er in die AfD ein. Er ist seit 2014 Sprecher des Kreisverbandes Rottweil/Tuttlingen.