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"Ach so, in der ersten Bundesliga spiele ich auch": 15-Jährige aus Rottweil ist sportlich bereits ganz oben angekommen.

Rottweil - Klarinette, Turnen, Leichtathletik – diese Zeit ist für die 15-jährige Rottweilerin Maria Saile vorbei. Rugby ist angesagt, und das mit großem Erfolg. Sogar in die baden-württembergische Auswahl hat sie es geschafft.

Wirbelprellung, Hexenschuss und Kapselriss – Maria Saile hat sich für ihre 15 Jahre schon häufig verletzt und doch würde sie es immer wieder riskieren. Wenn sie Rugby spielt, kennt sie keine Vorsicht. Dann gibt die Schülerin alles und nimmt eben die ein oder andere Verletzung in Kauf. "Bei einem Turnier in Frankreich ist mir mal jemand auf den Rücken getreten. Und nach einem Tackling musste ich Blut husten", erinnert sich Maria.

Natürlich sei Rugby eine Kontaktsportart mit Verletzungsrisiko, aber auch Marias Mutter hat sich auf den Sport eingelassen und entdeckt: "Die dreschen ja doch nicht alle nur aufeinander ein." Zunächst hatte sie es verboten, doch Maria konnte ihre Mutter schnell davon überzeugen. Klarinette, Leichtathletik – immerhin acht Jahre lang ihre Passion – und Turnen sind im Gegensatz dazu schon passé. "Mir gefällt, dass Rugby ein Mannschaftssport ist. Das hat Maria bei der Leichtathletik gefehlt. Außerdem ist sie das ganze Jahr über draußen und trainiert sehr ausgewogen", findet die Mutter.

Zum Rugby kam Maria über ihren Bruder. 2011 startete sie in ihre erste Saison bei der Jugendmannschaft beim Rugby-Club (RC) Rottweil und spielte dort bis zur vergangenen Saison – in einer gemischten Mannschaft wohlgemerkt. "Mit Jungs zu spielen ist definitiv härter. Manche nehmen zwar Rücksicht, aber andere sehen einen Anreiz darin, ein Mädchen zu tackeln", sagt Maria schulterzuckend.

Während beim Rugby im Sturm oft kräftigere Spieler eingesetzt werden, geht es bei der so genannten Hintermannschaft darum, sich schnell und wendig zu bewegen. Da liegen Marias Stärken. "Ich spiele meist auf der 14, da bin ich ganz außen und muss, wenn ich den Ball bekomme, einfach durchrennen", erklärt sie.

Im September geht die neue Runde los. Dann spielt sie – wie auch in der vergangenen Saison – im Frauenteam des Rottweiler Rugby-Clubs mit. Dieses kämpft mit einem 7er-Team in der Landesliga Süd um die Meisterschaft. In der Saison 2013/14 konnte der RC Rottweil mit Maria den dritten Platz bei der deutschen U-14-Meisterschaft belegen. In diesem Jahr reichte es für sie und ihre Kolleginnen immerhin für den Vize-Titel.

Doch das ist bei weitem nicht alles. So war Maria bis zur vergangenen Saison Teil der U-14-Mannschaft des TSV Handschuhsheim (Heidelberg) – dort durfte sie bis Ende der vergangenen Saison spielen. Außerdem ist sie in der baden-württembergischen Auswahlmannschaft aktiv. "Ach so, in der ersten Bundesliga spiele ich seit letzter Saison auch noch", sagt die 15-Jährige plötzlich lachend. Bei all den Mannschaften hat sie kurz den Überblick verloren. "In Rottweil spielen wir ja zu siebt, aber ich wollte gern noch 15er-Rugby machen", erklärt sie. So hat Maria in ihrer ersten Saison beim 1. SC Neuenheim gleich mal den Vizemeister-Titel geholt.

Olympia 2022 ist ein Ziel

Was nach einem Vollzeitjob klingt, stemmt die Jugendliche einfach so neben dem schulischen Alltag. Dabei ist sie jedes Wochenende unterwegs, trainiert dreimal die Woche Rugby in Rottweil und zweimal Kraft und Ausdauer. "Manchmal fahre ich auch unter der Woche nach Heidelberg und trainiere da mit", scheint sie gar nicht genug vom Sport zu bekommen. Mit der Schule klappe es gut, nur die Freunde kämen zu kurz. Doch das nimmt die Zehntklässlerin des Rottweiler Droste-Hülshoff-Gymnasiums (DHG) in Kauf.

"Der schönste Moment war bisher die Deutsche Meisterschaft 2014 mit den Rottweilern. Da waren wir so ein eingespieltes Team", lächelt sie in Gedanken an den Erfolg. Und auch für die Zukunft hat sie große Ziele. So sei sie vergangenes Jahr zur Nationalmannschaftssichtung eingeladen worden. "Ich würde gerne in der U-18-Nationalmannschaft spielen und, wenn es klappt, 2022 an Olympia teilnehmen. Wenn nicht, dann ist es eben so. Ich habe auch so schon viel zu tun", scherzt die Schülerin und ist bei allem Erfolg ganz auf dem Boden geblieben.

Beruflich hat sie sich auch schon orientiert. "Ich habe ein Praktikum bei der Bundespolizei gemacht, das war cool. Außerdem kann ich mir vorstellen, Sportsoldatin zu werden", meint sie. Wohin es Maria auch tragen wird, eins darf wohl auf keinen Fall fehlen: (Rugby-)Sport.