Seminarleiter Klaus Jerger, Bereichsleiter Ralf Rückert und der stellvertretende Seminarleiter Klaus Ohnacker (von links) freuen sich zwar über ihren schönen Arbeitsplatz im historischen Gebäude in der Kameralamtsgasse, der Platz reicht jedoch nicht aus. Foto: Otto Foto: Schwarzwälder-Bote

Raumnot: Staatliches Seminar in Rottweil platzt aus allen Nähten / Jetzt doppelt so viele Kursteilnehmer / Suche nach Räumen läuft

Auf den ersten Blick passt es gar nicht zusammen: An den Schulen mangelt es an Lehrern, und das Staatliche Seminar in Rottweil, wo die Lehreranwärter ausgebildet werden, platzt aus allen Nähten. Weitere Räume werden derzeit dringend gesucht.

Kreis Rottweil. Rund 100 Lehreranwärter wurden bislang am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Rottweil pro Kurs ausgebildet. Wenn Anfang Februar die neue Runde beginnt, werden rund 200 Teilnehmer vor der Tür stehen. "Wir sind seit einem Jahr ein so genanntes Doppelseminar", erklärt Seminarleiter Klaus Jerger. Davon gibt es nur drei in Baden-Württemberg. Für Rottweil bedeutet dies, dass nun Grundschullehrer sowie separat Werk-, Haupt- und Realschullehrer ausgebildet werden. Bislang war für junge Realschullehrer Freiburg Anlaufstelle. "Wir haben nun insgesamt 240 Ausbildungsschulen zu betreuen, 40 Realschulen sind neu dazugekommen", so Jerger. Involviert sind dabei die Schulämter Konstanz, Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. Auch die Mitarbeiterzahl in Rottweil ist um rund ein Drittel auf 60 gewachsen. Und zu den 200 neuen Lehreranwärtern, die im Februar starten, gilt es noch jene 150 unterzubringen, deren Kurs erst im Sommer endet.

Bestehende Räume in der Marxstraße für Lehreranwärter "fast nicht mehr zumutbar"

Ein echtes Problem: "Wir sind voll bis an die Grenzen", so der stellvertretende Seminarleiter Klaus Ohnacker. Kein Wunder, wenn man das herrliche, aber doch räumlich überschaubare Seminargebäude in der Kameralamtsgasse in Rottweil und die zudem vom Seminar genutzten Räume in der Marxstraße betrachtet. Hier arbeite man zwar gut mit dem Staatlichen Seminar für Gymnasiallehrer zusammen und nutze gemeinsam die Fachräume, grundsätzlich aber seien die Räume dort den Lehreranwärtern "fast nicht mehr zumutbar", sagt Bereichsleiter Ralf Rückert.

Es wurde deshalb ein neues Raumnutzungskonzept erarbeitet und vom Ministerium genehmigt. Zum einen soll das Gebäude Marxstraße 15 ab 2018 bis 2020 umfassend saniert und aufgestockt werden. Zudem muss das Land für das Seminar weitere Räume in Rottweil bereitstellen.

Die Suche dafür läuft seit geraumer Zeit, noch ist allerdings nichts unter Dach und Fach. In mehreren Inseraten hat das Landesamt für Vermögen und Bau bereits "500 Quadratmeter Büro- und Schulungsräume im Stadtgebiet Rottweil, in möglichst zentraler Lage" gesucht. In der Tat sollten die Räumen fußläufig vom Hauptgebäude in der Kernstadt und auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sein. "Viele unserer Lehreranwärter reisen mit dem Zug an", erklärt Seminarleiter Jerger.

Ausgebildete Lehrer reichen nicht, um den Bedarf an den Schulen zu decken

Man hätte auch bereits ein Angebot gehabt und wollte im Herbst umziehen, dazu sei es dann aber doch nicht gekommen. Als Möglichkeiten standen bisher sowohl Räume in der Post in der Königstraße als auch welche im Telekom-Gebäude zur Debatte. Jerger hofft, rechtzeitig Mitteilung vom Amt Vermögen und Bau zu erhalten, bevor die neuen Lehreranwärter – rund 75 für die Grundschulen, 115 für die Haupt-, Werk- und Realschulen – im Februar anklopfen werden.

Trotz der großen Zahl von Lehreranwärtern wird es aber weiter so sein, dass an den Schulen Lehrkräfte fehlen. "Es reicht nicht, um den Bedarf zu decken", sagt Klaus Ohnacker. Vom vergangenen Kurs am Rottweiler Seminar, so bekräftigt Klaus Jerger, sei "kein Lehrer ohne Stelle".