Die Sternsinger der Domsingschule bereicherten den Neujahrsempfang. Fotos: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Neujahrsempfang: Gebhard Fürst fordert Besinnung auf die Wertgemeinschaft Europa / Diözese will Fluchtursachen bekämpfen

Von Angela Baum

Prominenz aus Wirtschaft, Kirche und Politik war gestern zum Neujahrsempfang des Bischofs geladen. Bischof Gebhard Fürst mahnte zur Besinnung auf ein Europa mit christlichem Menschenbild.

Rottenburg. Fürst rief hier zum intensiven Austausch und zur Begegnung zwischen den Religionen auf. Religion könne zur Kraft der Versöhnung von Menschen unterschiedlicher Kulturen werden, so der Bischof der katholischen Kirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Viele Bürger kamen zum Neujahrsempfang und wechselten einige Worte mit dem Bischof. So etwa aus dem Landtag der Fraktionsvorsitzende der CDU, Guido Wolf, oder die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Rita Haller-Haid. Auch der Landesrabbiner Nathanael Wurmser oder Oberbürgermeister Stephan Neher erwiesen Bischof Fürst die Ehre.

Dass der Wahlkampf endgültig in die heiße Phase geht, zeigte das Kommen etwa vom Landtagskandidaten der CDU, Klaus Tappeser, und Vertretern der Parteien jeglicher Couleur. Viele Gemeinderäte sah man in den Reihen der 550 geladenen Gäste, ebenso Vertreter aus Wirtschaft oder der Bankenwelt oder Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariates.

In seiner Neujahrsansprache betonte der Bischof, dass durch die Flüchtlingsbewegungen Deutschland nicht nur in kultureller, sondern auch in religiöser Hinsicht vielfältiger werde. Für den interreligiösen Dialog ergäben sich daraus neue und anspruchsvolle Aufgaben. "Integration wird nur gelingen, wenn Verantwortungsträger in Kirche und Gesellschaft dem Islam und den Muslimen nicht angstvoll und ablehnend begegnen", so die mahnenden Worte des Bischofs. Dies voranzutreiben auch in Zeiten von Terror und Gewalt sei eine Aufgabe der christlichen Kirchen. Aber auch in Deutschland lebende Muslime müssten dabei konstruktiv mitwirken.

Man müsse sich auf Europa als Wertegemeinschaft besinnen, in die das christliche Bild vom Menschen eingeschrieben ist und bleibt, forderte Gebhard Fürst. Wichtig sei dabei, dass sich bereits Integrierte ihrer Aufgabe als Brückenbauer für diejenigen bewusst würden, die neu nach Deutschland kämen.

Fürst betonte weiter, dass die Diözese Rottenburg-Stuttgart ihren Kurs in der Flüchtlingsfrage auch 2016 beibehalten werde. Auch soll die Hilfe verstärkt werden. Dazu gehöre unter anderem ein Konzept zur Betreuung und Verbesserung der Bildungschancen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus Flüchtlingsfamilien.

Außerdem werden weitere Anstrengungen bei der Bekämpfung von Fluchtursachen unternommen. Dies basiere nicht zuletzt auf der Pastoral einer schöpfungsfreundlichen Kirche, wie es die Papst-Enzyklika "Laudato Si" eindrücklich dargestellt habe. "Klimaschutz und ökologisches, nachhaltiges Verhalten ist eine wichtige und wirksame Maßnahme zur Fluchtvermeidung", so der Bischof.

Im Hinblick auf das Martinsjahr der Diözese bezeichnete Fürst den Diözesanpatron als Hoffnungszeichen und Hoffnungsmacht in einer derzeit noch nie dagewesenen krisenhaften Entwicklung in der Wertegesellschaft.

Dass Religionen als Spaltkeile missbraucht würden, kritisierte Johannes Warmbrunn, der Sprecher des Diözesanrates. Hier seien die Religionsgemeinschaften zum Eingreifen aufgefordert.