Thema nimmt auch bei der Bürgerversammlung breiten Raum ein / Feldweg wird durch Erweiterung des Areals abgeschnitten

Von Klaus Ranft

Rottenburg-Ergenzingen. An die 130 Personen konnte Ortsvorsteher Reinhold Baur bei der seit langem anberaumten Bürgerversammlung im Adolph-Kolping-Saal willkommen heißen. Zunächst stand das nicht auf der Tagesordnung stehende Thema Flüchtlinge im Vordergrund.

Ergenzingen wachse und gedeihe, so Baur, der feststellte, dass die Flüchtlinge den Ort verändert hätten. So gehe es aber derzeit vielen Gemeinden im Land. Es gelte, geordnete Möglichkeiten zu schaffen, die einem Miteinander förderlich seien.

Auch OB Stephan Neher räumte ein, dass die Situation zunehmend schwieriger werde. Pro Woche würden derzeit 4500 Flüchtlinge auf die Landkreise verteilt. Viele Standorte seien überbelegt. Den Wunsch des Ortschaftsrates, die Flüchtlinge in Ergenzingen auf 1000 zu begrenzen, habe er an die Landesregierung und Abgeordneten weitergegeben. Da die Erstaufnahmestelle eine Landeseinrichtung sei, könne er aber nicht sagen, inwieweit der Ergenzinger Wunsch berücksichtigt würde.

Schwierig sei natürlich die Integration von Menschen, die sich in so einer Einrichtung befänden. Die seien ja meist nur kurze Zeit im Ort. Integration mache aber nur dann einen Sinn, wenn klar sei, dass die Menschen auch in Deutschland bleiben könnten. Nach einem Gespräch mit den Gewerbetreibenden im "Höllsteig" würden nun Maßnahmen ergriffen, so Neher, die zur Verbesserung der Gesamtsituation beitragen sollen. So würden östlich der Anlage weitere Freiflächen, die in städtischem Besitz sind, dem Flüchtlingsdomizil zugeordnet.

Die Landwirte, die bislang die Flächen bearbeiteten, seien darüber informiert worden und bereit, dieses Areal nicht mehr zu bewirtschaften. Dadurch werde ein hinter dem ehemaligen Dräxelmaier-Gebäude verlaufender Feldweg abgeschnitten, der zur Seebronner Straße führte. Das gesamte Gelände werde rundum eingezäunt und mit einem Wall abgeschlossen.

Die Zufahrt zur Flüchtlingsunterkunft erfolge künftig nicht mehr über das Gewerbegebiet, sondern über einen Durchstich direkt von der Seebronner Straße her. Das Ortsschild soll auf Höhe des Feuerwehrgerätehauses versetzt werden. Zudem werde noch ein Verwaltungstrakt geschaffen.

Dann galt es für OB Neher, Fragen zur Flüchtlingsangelegenheit zu beantworten. Helmut Renz wollte wissen, wie lange das Gebäude mit Flüchtlingen belegt werde und wer die ganzen Maßnahmen bezahle. Dazu Neher: Die gesamte Anlage sei für zwei Jahre gemietet, mit einer Option auf Verlängerung. Die Kosten für die gesamten Maßnahmen trage die Stadt, sprich der Steuerzahler.

Nicht registriert gilt als nicht anwesend

Anton Weipert wunderte sich, dass ganze Massenansammlungen von Flüchtlingen mit der Bahn wegfahren. Neher bestätigte die Aussagen, die Bürgermeister Volker Derbogen bei der Ortschaftsratssitzung vergangener Woche getätigt hatte: "Solange Flüchtlinge nicht registriert sind, gelten sie als nicht anwesend. Wenn sie registriert sind, besteht Präsenzpflicht."

Landwirt Josef Baur bemängelte noch, dass durch die Vergrößerung des Flüchtlingsareals ein Feldweg einfach abgeschnitten werde. Er finde das nicht gut, so Baur, das hätte man anders lösen können.