Mit dem Fahrrad wollen zwei gebürtige Hailfinger die längste Straße der Welt zurücklegen / Ein letztes Mal Maultaschen und Spätzle

Von Cornelius Eyckeler

Rottenburg-Hailfingen. 30 000 Kilometer nur mit dem Fahrrad zurücklegen. Was für viele Menschen völlig verrückt klingt, wird für zwei gebürtige Hailfinger Sportler bald zur Realität. Zusammen mit einem weiteren Mitstreiter wollen die drei jungen Männer die Panamericana zurücklegen.

Der 32-jährige Julian Schmieder, sein sechs Jahre jüngerer Bruder Nicolas Schmieder und der 31-Jährige aus München stammende Sandro Reiter wollen diese Herkulesaufgabe ab dem 1. Mai stemmen. Ziel sollen die olympischen Spiele im August 2016 in Rio de Janeiro sein.

"Die olympischen Spiele wären natürlich ein absolutes Highlight, aber die Reise soll kein Rennen werden", erzählt Nicolas Schmieder. "Wenn es zu den Spielen nicht reicht, gibt es ja ein paar Monate später noch den Karneval in Rio", so der 26-Jährige, der in München Fitnessökonomie studierte und nebenher als Fitnesstrainer gearbeitet hat.

Doch wie kommt man auf solch eine Idee, über ein Jahr mit dem Fahrrad von Alaska bis nach Feuerland zu fahren? Wie Nicolas ist auch sein Bruder, der 32-jährige Sozialpädagoge, sehr sportbegeistert. Neben Wandern, Fußball, Tennis und vielen anderen Sportarten haben die beiden in den letzten Jahren das Radfahren für sich entdeckt.

Nach vielen Fahrradtouren, unter anderem nach Rom oder nach Athen, wollten die beiden dann ein noch größeres Abenteuer erleben. Neben der Sportbegeisterung teilen die beiden Hailfinger auch eine große Reiselust. "Die wurde uns schon von unseren Eltern in die Wiege gelegt", berichtet Nico, der jüngste des Dreiergespanns.

Die verschiedensten Teile der Erde haben die beiden mit Rucksack-Touren erkundet. Auf einer dieser Reisen lernte Julian Schmieder den 31-jährigen Installateur Sandro Reiter aus München kennen. Der teilt ebenfalls das Hobby Sport und Reisen und wurde somit kurzerhand mit ins Boot geholt.

Zwei Jahre intensive Planung im Vorfeldsind abgeschlossen

Doch so eine Reise beginnt man nicht von heute auf morgen. Zwei Jahre intensive Planung waren nötig, um dieses Abenteuer zu organisieren. Das Abschließen von Auslandskrankenversicherungen und verschiedene Impfungen waren nur ein Teil der intensiven Vorbereitung. Auch die finanziellen Mittel und die Ausrüstung mussten aufgetrieben werden. Neben der Arbeit und aller Art von Ferienjobs sind die Sportler sehr glücklich, acht Sponsoren gefunden zu haben, die die drei mit Fahrrädern und wichtigem Zubehör unterstützen. Zusätzlich ist auf der Homepage www.trioforrio.de ein Spendenkonto eingerichtet, sodass jeder der will, die drei Abenteurer unterstützen kann.

Momentan befinden sich die drei in der Form ihres Lebens und können es kaum erwarten, endlich loszufahren. Beginnen soll die lange Reise in München, wo alle drei momentan wohnen. "Direkt an der Haustür soll die lange Fahrt losgehen", erzählt Julian Schmieder. Von da aus geht es in Richtung Baden-Württemberg mit einem Zwischenstopp im heimischen Hailfingen, wo man sich von der Familie und Freunden verabschieden kann und möglicherweise das letzte Mal für eine lange Zeit eine schwäbische Mahlzeit mit Spätzle und Maultaschen einnehmen kann. Dann beginnt die erste Etappe durch Frankreich und England bis nach Glasgow. Von da geht es mit dem Flieger nach Island und weiter bis nach Anchorage in Alaska.

Von da an geht es nur noch mit dem Fahrrad voran in Richtung Süden. Die USA und weite Teile Mittel- und Südamerikas sind auch für die schon weit gereisten Abenteurer noch Neuland. "Wir hoffen auf viele Erlebnisse auch abseits der Panamericana und auf tolle Begegnungen mit den Menschen in Nord- und Südamerika."

Über solch eine lange Zeit ein 17 Kilogramm schweres Fahrrad mit zusätzlich etwa 30 Kilo Zubehör durch die verschiedenen Klimazonen zu fahren, ist für den Körper natürlich eine große Belastung. So wird es neben den geplanten Übernachtungen im Freien hier und da auch Aufenthalte in Hotels oder Hostels geben, um sich immer wieder komplett zu regenerieren. Spontaneität ist das große Motto dieser Fahrt. "Wir wollen uns keine Fristen und fixe Termine setzen, sondern alles auf uns zukommen lassen", so der 26-jährige Sportökonom.

Aus diesem Grund haben sich die drei noch nicht um Karten für die olympischen Spiele gekümmert. Die sollen, wenn sie rechtzeitig in Rio de Janeiro ankommen, vor Ort geholt werden. Auch ein Rückflug ist noch nicht gebucht.

Julian Schmieder, der älteste der drei Sportler, kann sich sogar vorstellen, dass man statt mit dem Flugzeug direkt nach Hause zu fliegen möglicherweise von Rio nach Kapstadt reist und auch den Rückweg mit dem Fahrrad quer durch den afrikanischen Kontinent gestaltet. "Das kommt aber auch auf unsere körperliche Verfassung und auf die noch verfügbaren Geldmittel an", so der Sozialpädagoge.

Fans und Unterstützer dieser Aktion haben die Möglichkeit auf der Internetseite www.trioforrio.de auf einer Karte den momentanen Aufenthaltsort der Gruppe zu verfolgen. Dazu gibt es einen Blog, der die Fans zu Hause mit neuesten Informationen und Geschichten der Unternehmung versorgt.