Zwischen Deutschen und Asylbewerbern in der Stadt sind sogar schon Freundschaften entstanden

Von Angela Baum

Rottenburg. Ihre Unterkünfte werden andernorts angezündet, und dann stehen diejenigen hilflos auf der Straße, die seit Monaten auf der Flucht und unterwegs waren: Flüchtlinge in Deutschland. Auch in Rottenburg haben Flüchtlinge Angst, nicht willkommen zu sein, die Furcht vor Fremdenhass lähmt viele. Doch ist es wirklich so schlimm im Neckarstädtle?

Bislang scheint doch alles Friede, Freude, Eierkuchen zu sein. Doch es stellt sich dennoch die Frage, ob Fremdenhass und Rassismus auch in Rottenburg angekommen sind. Denn auch den Asylbewerbern in Rottenburg ist bekannt, dass andernorts Unterkünfte für Flüchtlinge in Brand gesteckt werden. Doch in Rottenburg brannte es bislang nicht. Ist hier die Ablehnung subtiler?

Weit gefehlt. Denn viele Rottenburger engagieren sich etwa ehrenamtlich in Einrichtungen, die Flüchtlingen kostenlose Hilfe anbieten. Etwa bei der Rottenburger Tafel, die Einheimischen und Migranten kostengünstig Lebensmittel anbietet. Oder bei Morizles Kleiderkiste. Dort werden neben Spielzeug und Kleidern zu Centpreisen auch Deutschkurse angeboten, die insbesondere von Frauen gerne wahrgenommen werden, da es hier auch Kinderbetreuung gibt.

Manch einer der Ehrenamtlichen kümmert sich auch in seiner Freizeit und am Wochenende um Asylbewerber. Dabei sind sogar schon echte Freundschaften zwischen deutschen und ausländischen Familien entstanden. Willkommenskultur für Flüchtlinge und Asylanten wird in Rottenburg also groß geschrieben. Das sieht auch Oberbürgermeister Stephan Neher so. Denn was menschlich gut klappt, der Kontakt also zwischen Rottenburgern und Flüchtlingen, wird auch mit materieller Unterstützung untermauert. So bietet Rottenburg etwa Hilfen durch die Kreisbonuscard an, zudem werden immer wieder neue Flüchtlingsunterkünfte akquiriert. So soll es neben den Unterkünften in der Tübinger Straße, die erst vor wenigen Wochen eingeweiht wurde auch neue Möglichkeiten, etwa im DHL-Areal geben. Denn der Ansturm der Flüchtlinge ist so groß, dass dort weiterhin die Containerunterkünfte bestehen bleiben.

Anders als sein Oberbürgermeisterkollege Boris Palmer in Tübingen will Neher aber keinen privaten Wohnraum beschlagnahmen. Und Palmer schaffte es auch durch seine Ankündigung der Beschlagnahmung von Wohnungen, dass sich spontan viele freiwillige Wohnungsbesitzer meldeten und ihre Wohnungen zur Verfügung stellten.

In Rottenburg stoßen die Flüchtlinge jedenfalls nicht auf kalte Schultern oder Ablehnung, sondern werden etwa von Menschen wie Elmar Zebisch und seinem Freundes- und Helferkreis herzlich willkommen geheißen. Zebisch vermittelte vielen Flüchtlingen bereits kostenlose Fahrräder, Musikinstrumente oder auch Spielgeräte wie etwa Fußbälle.