Wenn Armin Neu zum Singen ansetzt, hören die Menschen gebannt zu. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Armin Neu: Anwärter auf einen Platz in der Stadtgeschichte / Rottenburger Originale / Teil 6

Von Gunther Diehl Rottenburg. Die in dieser Serie vorgestellten Originale sind oft alt oder leben gar nicht mehr. Der vorerst letzte Teil zeigt, dass auch jüngere Mitbürger das Zeug dazu haben, sich zu einem Original zu entwickeln. Ein Anwärter auf den Titel "Rottenburger Original": Armin Neu (47). Er ist ein Vereinsmeier im besten Sinne: Armin Neu engagiert sich bei der Marinekameradschaft, im Shanty-Chor, als Urbes und Bürgerwachler. Zuhause in der originellen Wirtschaft "Zur Eintracht" kann sein Talent reifen. Schon heute glänzt er durch herzhaften, ansteckenden Humor. Außerdem hat er ein Händchen für seine Mitmenschen. Er ist ein waschechter "Ehgner": lebensfroh, gesellig, temperamentvoll, beliebt und unverwechselbar.

Sogar über 90-Jährige bleiben lange dort

Die "Eintracht" ist Treffpunkt für jung und alt – sogar über 90-Jährige werden dort bis in die tiefe Nacht gesichtet. Für viele Mitglieder von Traditionsvereinen, zum Beispiel Stadtkapelle, Bürgerwache und Feuerwehr, ist das Wirtshaus das zweite Wohnzimmer. Doch was macht diese urige Kneipe aus?

Zu einem großen Teil sind es die Wirtsleute Armin und Steffi Neu. Vor allem der Wirt in seiner unverwechselbaren Art ist Dreh- und Angelpunkt in der Wirtsstube. Für jeden hat er ein gutes Wort, reißt immer wieder Witze und präsentiert sich als gekonnter Unterhalter.

Er schafft es auch, die brechend volle Wirtschaft nicht nur zum Konsumieren zu bewegen, sondern auch mit lustigen Mitmachspielen auf Trab zu halten. Es ist schon toll, wenn zur Gaudi aller der Chef der Rottenburger Ärzteschaft vom Wirt mehrfach durch das Lokal getrieben wird. Mit einem knitzen Lächeln und verhaltener Schadenfreude hat der Wirt seine Therapie durchgesetzt: Das Lokal brüllte vor Lachen.

Seine Paraderolle ist der singende Seemann – Armin Neu fuhr tatsächlich einst zur See. Er wurde als Wehrpflichtiger zur Bundeswehr einberufen und landete wunschgemäß bei der Marine (Süßwassermatrose). In Rottenburg gibt es seit dem Kriegsende eine Marinekameradschaft – ehemalige Seebären – mit regem Vereinsleben. Viele Rottenburger – so auch Armin Neu – sind dort aktiv. Daraus entstand auch der Shanty-Chor der Marinekameradschaft.

Zurück in Rottenburg belebt er nicht nur den Shanty-Chor, sondern präsentiert sich als Imitator von Hans Albers – nicht nur in der "Eintracht", sondern auch auf anderen Bühnen.

Im Vereinsleben ist Armin Neu als unermüdlicher Schaffer und Motivator bekannt. Schwäbisch eloquent tritt er auf, bei einem Erfolg verrät ihn sein knitzes Lächeln.

Eine Leidenschaft hat er für das Aufbewahren. Auf seinem Grundstück, wo ehemals eine Gärtnerei betrieben wurde, kann man so einiges finden: Freibadstühle, Garderobenständer, Türen aller Art und sogar den alten Hochstuhl der Rettungswache aus dem Freibad. Vielleicht hat er ihn in der permanenten Sehnsucht eines Matrosen aufbewahrt, immer den Blick an den Horizont werfen zu können?

Neben dem Aufbewahren allerlei kurioser Dinge, liegt ihm auch das Bewahren seiner Heimat am Herzen. Rottenburger Brauchtum hat zumindest an der Fasnet einen festen Platz bei Armin Neu in der "Eintracht".