Kommunales: Rottenburg nimmt 2015 mehr ein als geplant / Schuldenstand liegt bei 17,7 Millionen Euro

Der Rottenburger Kämmerer Berthold Meßmer hat in der Gemeinderatssitzung die Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 2015 vorgelegt. Die Stadt hat im vergangenen Jahr mehr eingenommen als geplant und diesen Überschuss wieder investiert.

Rottenburg. Wie es reinkommt, so geht es auch wieder raus. So in etwa könnte man das Haushaltsjahr 2015 der Stadt beschreiben.

4,3 Millionen Euro mehr als geplant standen am Ende auf der Habenseite des Verwaltungshaushalts. Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer (plus 1,9 Millionen Euro), beim Gemeindeanteil der Einkommensteuer (plus 141 000 Euro) und den Schlüsselzuweisungen (plus 540 000 Euro) zeigen, dass es Land, Leuten und den Firmen besonders gut ging im vergangenen Jahr. 379 000 Euro Mehreinnahmen bei den Bußgeldern, Säumniszuschlägen und Steuerzinsen zeigen, dass auch die Ordnungshüter zum guten Wirtschaftsjahr beigetragen haben. Wenn viel reinkommt, muss auch mehr abgegeben werden: Bei der Gewerbesteuerumlage, für die 2,3 Millionen einkalkuliert wurden, sind 370 000 Euro dazu gekommen.

Personalkosten liegen bei 16,9 Millionen Euro

Der größte Teil der Ausgaben liegt im Bereich des Verwaltungs- und Betriebsaufwands und bei den Personalkosten. 16,9 Millionen Euro hat die Stadt 2015 für ihr Personal ausgegeben. Damit liegen die Kosten zwar etwas niedriger als geplant, allerdings stiegen sie seit 2009 kontinuierlich an. 2014 lagen waren es rund 1,2 Millionen Euro weniger. Vor allem für Integrationskräfte musste im vergangenen Jahr Geld in die Hand genommen werden, das bei der Planung noch nicht mit einberechnet wurde.

An dritter Stelle der Ausgaben liegt die Kreisumlage. 15,6 Millionen Euro wurden an den Landkreis Tübingen abgegeben. Dazu hat die Stadt 15,4 Millionen Euro vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt zugeführt – ein neuer Spitzenwert. Geplant waren 11,5 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren lag der Höchstwert bei 13,2 Millionen.

Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vermögenshaushalt. Rund 2,5 Millionen Euro wurden mehr eingenommen, aber auch wieder ausgegeben. Dass Rottenburg in einem wirtschaftlich gutem Licht dasteht, sieht man auch daran, dass das "Sparschwein" der Stadt kaum abgespeckt wurde. Aus der Rücklage wurden lediglich 105 890 Euro entnommen. Eigentlich hatte die Stadt eingeplant, 3,7 Millionen aus diesem Topf zu nehmen. Darum war dieser am Ende des Haushaltsjahres 2015 mit 9,3 Millionen Euro noch immer prall gefüllt.

Auch der Bau boomt in Kernstadt und Ortsteilen. Zwei Millionen Euro mehr hat die Stadt durch Grundstücksverkäufe eingenommen. In Ergenzingen wurden beispielsweise fünf Bauplätze mehr verkauft als geplant, in Baisingen waren es zwei Grundstücke mehr.

Doch nicht nur private Grundstücke sind heiß begehrt. In Ergenzingen und Hailfingen fühlen sich auch die Firmen wohl. 2,2 Millionen Euro mehr als geplant wurden eingenommen, da der Verkauf von Gewerbeflächen florierte.

Ergenzinger Kinderkrippe teurer als gedacht

Zwei Millionen Euro mehr als geplant wurden für Baumaßnahmen bereitgestellt. So war der Neubau der Kinderkrippe in Ergenzingen 233 000 Euro teurer als gedacht. Rund eine Million mehr wurden für die Sanierung der Mehrzweckhalle Dettingen verbraucht. Die Sanierung der Kreuzerfeld-Realschule kostete 218 000 Euro weniger. 15,6 Millionen Euro wurden insgesamt für Bauprojekte investiert. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 lag der Wert bei knapp acht Millionen Euro. Positiv: Die Stadt musste keinen Kredit aufnehmen.

Die Schulden – Anfang 2015 bei 19,6 Millionen Euro (ohne Eigenbetriebe) – konnten um 1,9 Millionen Euro gedrückt werden. Der Schuldenstand betrug somit am Ende des Haushaltsjahrs noch 17,7 Millionen Euro. Seit 2009 konnten die Schulden kontinuierlich um knapp zwei Millionen Euro jährlich abgebaut werden. Dennoch beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung der Bürger, wenn man die Schulden der Eigenbetriebe mit einrechnet, immer noch 1017 Euro.

Insgesamt blickt die Stadt auf ein erfolgreiches Haushaltsjahr 2015 zurück. Diese guten Ergebnisse werden aber aller Voraussicht nach nicht anhalten. Die Steuereinnahmen im laufenden Jahr werden aufgrund des zu erwartenden Rückgangs der Gewerbesteuereinnahmen etwas einbrechen. Dazu kommt es wohl zu einem finanziellen Mehraufwand durch die Anschlussunterbringung von Zuwanderern. Dennoch hofft und plant die Stadt, die anstehenden Investitionen ohne eine Neuverschuldung finanzieren zu können.